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Vibrationsalarm der Termiten

Tobias Oelmaier17. Juli 2014

Über die Erschütterungen des Bodens können südafrikanische Termiten die Richtung der möglichen Gefahrenquelle orten. Und zwar mit ihren Beinen. Klingt unglaublich, und funktioniert ähnlich wie ein GPS.

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Termiten SPERRFRIST
Bild: picture-alliance/dpa

Die Funktionsweise eins Navigationsgeräts auf GPS-Basis ist ebenso simpel wie genial: Signale von mindestens drei Satelliten werden zeitlich miteinander abgeglichen, und über die verschiedenen Laufzeiten erkennt der Empfänger, also das Navi, das Smartphone oder die Laufuhr, wo wir uns genau befinden. Braucht das Signal vom einen Satelliten minimal länger, entfernen wir uns, kommt es schneller an, bewegen wir uns ihm entgegen.

Genau mit solchen Laufzeiten von Signalen, in diesem Fall Erschütterungen, schützen sich Termiten. Das haben jetzt Forscher der Ruhr Universität Bochum nachgewiesen. Der Verhaltensbiologe Professor Wolfgang Kirchner und sein Mitarbeiter Felix Hager haben festgestellt, dass bei den untersuchten Macrotermes natalensis hochsensible Sensoren an den Beinen die Richtung von Vibrationen des Untergrunds erfassen. Darüber berichten sie im "Journal of Experimental Biology". Die Termiten-Art ist in Südafrika zu Hause.

Was man nicht im Ohr hat, muss man in den Beinen haben

"Auch der Mensch kann die geringe Verzögerung, mit der ein Signal das weiter entfernte Ohr erreicht, erfassen und aus der Differenz seine Schlüsse ziehen", sagt Kirchner. Diese Differenz betrage bei Termiten lediglich eine zehntausendstel Sekunde. Damit können sie sich vor Gefahr schützen. Die Soldaten bewegen sich auf die mögliche Gefahrenquelle zu, die Arbeiter fliehen in die andere Richtung.

Für den Nachweis ließen die Forscher Termiten-Soldaten über eine kleine, nur einen Millimeter schmale Lücke zwischen zwei Flächen laufen. Die linke Beinreihe befand sich dabei auf der einen Plattform, die rechte auf der anderen Plattform. Nun wurden per Lautsprecher Vibrationen auf den Flächen erzeugt, allerdings mit einer Minidifferenz von eben jener zehntausendstel Sekunde. Ergebnis: Die Soldaten wandten sich ohne Zögern jener Plattform zu, die zuerst vibriert hatte.

Bereits im vergangenen Jahr hatte das Forscher-Duo über die Kommunikationstechnik von Termiten berichtet. Die Tiere bauen viele meterlange Gänge, die die Termitenhügel mit Futterplätzen der Umgebung verbinden. Passiert dort etwas Verdächtiges, schlagen die Soldaten mit dem Kopf auf den Boden und warnen so ihre Artgenossen durch die Vibrationen. Nun ist auch entschlüsselt, woher die Insekten die jeweilige Fluchtrichtung kennen.