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Vertrauen schaffen in Riad

Michael Knigge / Na28. März 2014

Die Erwartungen an Barack Obamas Besuch in Saudi-Arabien sind hoch. Die Saudis sind besorgt, die Region steckt in der Krise. Zudem sind die Beziehungen mit den US-Amerikanern seit Obamas letztem Besuch belastet.

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US-Präsident Obama mit dem saudischen König Abdullah
Bild: picture-alliance/dpa

Der neue US-Präsident verlor keine Zeit. Nur ein halbes Jahr nach Beginn seiner ersten Amtszeit reiste Barack Obama nach Saudi-Arabien. Dort traf er sich mit König Abdullah, traditionell ein enger Verbündeter der USA in der Region. Doch das Treffen lief alles andere als glatt.

Der Saudi und der Amerikaner kamen auf keinen gemeinsamen Nenner beim Nahost-Friedensprozess. Ob es an einer mangelnden Vorbereitung gelegen hatte - Riad wurde erst sehr spät zur Reiseroute des US-Präsidenten hinzugefügt - oder daran, dass König Abdullah vom Protokoll abwich, oder an beidem - der Schaden war da.

"Es war kein großer Besuch", erinnert sich Steven Simon. Er war damals Direktor der Abteilung Mittlerer Osten im Weißen Haus. "Das Treffen hat die Beziehungen abgekühlt. Es war keine gute Basis für die beiden Staaten, um die Differenzen, die sie trennen, zu lösen."

Die Saudis unter Druck

Demonstrant während des arabischen Frühlings
Veränderung des Status Quo: Die Saudis sehen die Umbrüche in der arabischen Welt mit SorgeBild: Mohammed Abed/AFP/Getty Images

Aus Sicht der Saudis hat sich die Lage seit 2009 weiter verschlechtert. Der Arabische Frühling hat den Status Quo im Mittleren Osten verändert. Durch den Sturz des Mubarak-Regimes in Ägypten verlor König Abdullah einen seiner wichtigsten regionalen Verbündeten.

Auch in Syrien läuft es nicht nach dem Geschmack der Saudis. Syriens Machthaber Baschar al-Assad hält sich länger, als viele Beobachter erwartet hatten. Die Saudis haben viel in den Sturz Assads investiert. Die Bemühungen der Obama-Regierung zur Unterstützung der syrischen Opposition halten die Saudis dagegen für nicht ausreichend. Syrien ist ein enger Verbündeter des Iran. Saudi-Arabien und Iran sind traditionelle Konkurrenten in der Region.

Wenig begeistert sind die Saudis auch über die vorsichtige Annäherung zwischen den USA und Iran. Nach dem Amtsantritt des neuen iranischen Präsidenten Hasan Rohani hatten sich beide Seiten im Streit um das iranische Atomprogramm auf ein erstes Abkommen geeinigt.

"Auf eine gewisse Art und Weise sind alle diese Entwicklungen verbunden", sagt Steven Simon, inzwischen Nah- und Mittelostexperte beim Londoner Institut für Strategische Studien. "Sie alle nähren die Angst der Saudis vor einer Umzingelung durch sunnitische Gegner wie die Muslimbrüder oder durch den Iran."

Der iranische Präsident Hassan Rohani
Nicht im Interesse der Saudis: Die vorsichtige Annäherung zwischen den USA und dem Iran nach Amtsantritt von Präsident RohaniBild: Irna

Partner benötigt

Die Saudis seien sehr besorgt über diese Vorgänge im Nahen und Mittleren Osten, sagt Christian Koch, Direktor der "Gulf Research Center Foundation" in Genf. "Und das Königreich selbst hat weder die Möglichkeiten noch den nötigen Einfluss, um den Kurs der Veränderungen zu beeinflussen."

Die Führung in Riad brauche Washington als Partner, deshalb sei das Treffen für sie auch wichtig. Zuletzt hatten die Saudis öffentlich angedeutet, sich von den USA zu entfernen. Washington müsse sich mehr bemühen, den Partner in seine Politik im Mittleren Osten einzubeziehen. Diese Drohungen waren vermutlich übertrieben.

Der Wunsch nach Aussprache kommt von beiden Seiten. Washington wird in Sachen Energie dank des heimischen Frackingbooms immer unabhängiger von Gas- und Ölimporten. Doch die USA brauchen Riad noch immer: Viele US-Verbündete verlassen sich auf die saudischen Exporte. Zum anderen bleibt das Königreich eine Schlüsselmacht in der Region - mit vollen Kassen und großem Einfluss.

Die Erwartungen Riads an den Gipfel sind klar: Auch wenn die Beziehungen der Länder wohl nicht wieder das positive Niveau wie in den Jahren unter Präsident George W. Bush erreichen werden - die Saudis wollen Gewissheit, dass die USA auch in Zukunft an ihrer Seite stehen.

George W. Bush und König Abdullah von Saudi Arabien
Bessere Zeiten: Unter George W. Bush waren die USA verlässlicher Partner Saudi-ArabiensBild: AP

Gute Vorbereitungen

"Saudi-Arabien und die gesamte Golfregion brauchen solche Rückversicherungen", sagt Christian Koch. Riad wolle im Gespräch bleiben über die Atomverhandlungen mit dem Iran; darüber, wie die US-Regierung die Entwicklungen in der Region einschätzt und wie man sich dabei grundsätzlich einigen kann. Schon deshalb sei der Besuch Obamas jetzt sehr wichtig.

Das Treffen sei diesmal "sehr gut vorbereitet", ergänzt Simon, "denn beide Seiten wollen der Welt - und vor allem der Golfregion - ihre Verbundenheit demonstrieren".