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Die Klassikszene 2013

Clemens Haustein 23. Dezember 2013

Am 200. Geburtstag der beiden Operngrößen führte in der Klassikszene kein Weg vorbei. Überraschend war hingegen Simon Rattles angekündigter Rücktritt als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker.

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Symbolbild Klassische Musik
Bild: Fotolia/Alenavlad

Die beiden größten Opernkomponisten im gleichen Jahr geboren: überall Verdi und Wagner, Wagner und Verdi. Die Plattenfirmen warfen backsteinschwere CD-Schuber auf den Markt, kein Opernhaus Deutschlands, das in den vergangenen zwölf Monaten nicht einen Wagner oder Verdi frisch auf die Bühne gebracht hätte. Selten wurde dabei allerdings Neues gewagt.

Eine Ausnahme: die Leipziger Oper, die in Zusammenarbeit mit BF-Medien die drei Frühwerke Richard Wagners aus der Vergessenheit hob: "Die Feen", "Das Liebesverbot" und "Rienzi", die auch in der Wagnerstadt Bayreuth über die Bretter gingen. Allerdings nicht über die Bretter des Festspielhauses, sondern in der Stadthalle und vor der Festspielzeit. Jugendsünden oder ein wichtiger Beitrag in der Wagner-Rezeption? Die Meinungen gingen auseinander.

Enttäuschung in Bayreuth

Auch bei den Bayreuther Festspielen hatte man für das Jubiläumsjahr etwas Besonderes vor: eine Neuinszenierung des "Ring des Nibelungen". Zum Wagner-Jubiläum sollte es möglichst auch den großen Jubiläums-"Ring" geben, der neue Maßstäbe setzt. Filmregisseur Wim Wenders sagte zunächst zu, dann wieder ab. Als Ersatz fand sich schließlich Frank Castorf, Leiter der Berliner Volksbühne. Gerade einmal eineinhalb Jahre hatte er Zeit für die Umsetzung bis zur Premiere im vergangenen Juli.

Richard Wagner Büste in Bayreuth
Noch nie wurde so viel Wagner aufgeführtBild: Getty Images

Vielleicht hing es mit dieser Zeitnot zusammen, dass Castorfs übergeordnete Idee - der "Ring" im Kontext der Geschichte der Ölwirtschaft - nicht besonders schlüssig aufgeging. Eher wurde jeder der vier Abende als für sich stehendes Werk inszeniert. Die Operntetralogie begann an einer Tankstelle im Westen der USA und endete am Alexanderplatz in Berlin. Das Regieteam wurde stark ausgebuht. Immerhin gefielen die aufwändigen Bühnenbilder und das, was unter Dirigent Kirill Petrenko aus dem Bayreuther Orchestergraben zu hören war.

Petrenko war übrigens mal Chefdirigent an der Komischen Oper in Berlin, die für die vergangene Spielzeit als "Opernhaus des Jahres" ausgezeichnet wurde. Und das gleich nach der ersten Saison unter dem neuen Intendanten Barrie Kosky: ein deutliches Votum für den bunten, hippen Stil, den er an dieses Haus gebracht hat.

Russland Dirigent Kirill Petrenko Archiv 2010
Der Wagner-Dirigent des Jahres: Kirill PetrenkoBild: picture-alliance/dpa

Wer wird Simon Rattles Nachfolger?

Neben Wagner und Verdi hatten es andere Jubilare schwer: der polnische Komponist Witold Lutoslawski etwa und Benjamin Britten, die beide hundert Jahre alt geworden wären. Ihren 80. Geburtstag feierten bei guter Gesundheit der Komponist Krzysztof Penderecki und der Dirigent Claudio Abbado. Abbado war einst der erste Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, der zu Lebzeiten vom Amt zurücktrat. Sein Nachfolger Simon Rattle wird es ihm gleichtun: im Januar verkündete er, dass er seinen bis 2018 laufenden Vertrag nicht verlängern werde.

Wer folgt ihm nach? Daniel Barenboim oder Riccardo Chailly wären angesichts ihres Alters nur eine Übergangslösung. Gustavo Dudamel und Andris Nelsons, beide Mitte 30, sind eigentlich zu jung. Der in Lettland geborene Nelsons hat gerade einen Vertrag als Chefdirigent in Boston unterzeichnet. Der venezolanische Star Dudamel, Chefdirigent des Los Angeles Philharmonic Orchestra, wird in zwei Jahren vielleicht alt genug sein. Bis dann wollen die Berliner entscheiden, wer sie in Zukunft dirigieren soll - und bis dahin wird jeder Auftritt eines Gastdirigenten ein Bewerbungskonzert sein. Auch im kommenden Jahr.

Dirigent Gustavo Dudamel
Wird als Rattle-Nachfolger gehandelt: Gustavo DudamelBild: Getty Images