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Kinderarbeit

2. Oktober 2008

Eigentlich hatte der usbekische Regierungschef den Einsatz von Kindern und Jugendlichen bei der Baumwollernte gerade erst verboten. Doch in der Praxis arbeiten auf den Feldern weiterhin Minderjährige.

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Usbekische Schülerinnen bei der BaumwollernteBild: AP

Am 12. September hatte der usbekische Regierungschef Schawkat Miramanowitsch Mirsijaew eine Verordnung unterzeichnet, wonach keine Schüler mehr als Arbeitskräfte bei der Baumwollernte eingesetzt werden sollen. Darüber hinaus erklärte er, dass diejenigen, die Kinder auf den Feldern einsetzen, streng bestraft werden müssten.

Angeblich freiwilliger Einsatz

Etwa zwei Wochen lang hielten sich alle an die neue Regelung. Doch nun haben die Schüler wieder angefangen, bei der Ernte zu arbeiten. Die lokalen Behörden versuchen, Journalisten daran zu hindern, sich ein Bild von der Lage auf den Baumwollfeldern zu machen. Nach Informationen der Deutschen Welle wurde den Einwohnern verboten, mit Unbekannten zu sprechen. Lokale Medien vermuten, dass die Behörden Schüler dazu zwingen, eine Bestätigung zu unterschreiben, dass sie während der unterrichtsfreien Zeit freiwillig bei der Baumwollernte helfen.

Kinderarbeit bringt Extragewinne

In Usbekistan stellt der Export von Baumwolle eine Haupteinnahmequelle dar. Die Kinderarbeit ermöglicht es, beim Baumwollverkauf überdurchschnittliche Gewinne zu erzielen. Ein Kind erhält 3 Cent für ein Kilogramm Rohbaumwolle, ein Bauer erhält für die gleiche Menge schon 30 Cent. Nach der Verarbeitung kostet ein Kilogramm Baumwollfasern auf den Börsen mindestens 85 Cent. Doch nicht nur der Staat profitiert von den Kindern: der Durchschnittslohn eines usbekischen Bauern liegt bei ca. 50 Dollar im Monat. Die Kinder erhalten bei der Baumwollernte bis zu 3 Dollar täglich, was bei kinderreichen Familien ein wesentliches Zubrot zum Familiengehalt bedeutet. Deshalb haben die Eltern auch nichts dagegen, dass ihre Kinder zusammen mit Erwachsenen auf den Feldern arbeiten, anstatt in die Schule zu gehen.

Beobachter gehen davon aus, dass Usbekistan in der Praxis nur dann auf Kinderarbeit verzichten kann, wenn bei der Baumwollernte zukünftig nicht Menschen, sondern Baumwollpflückmaschinen eingesetzt werden. Doch die Handarbeit bei der Ernte garantiert höchste Qualität. Deshalb gilt der Einsatz von Baumwollpflückmaschinen als sehr unwahrscheinlich.

Dmitrij Aljaew