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Einreiseverbot für Trojanow

1. Oktober 2013

Eine Begründung gab es nicht: Dem deutschen Schriftsteller Ilija Trojanow wurde die Einreise in die USA verweigert. Er hatte sich öffentlich gegen die Ausspähung durch den Geheimdienst NSA engagiert.

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Ilija Trojanow (Foto: dpa - Bildfunk)
Bild: picture-alliance/dpa

"Die Frau teilte mir knapp und emotionslos mit, die Einreise in die Vereinigten Staaten von Amerika sei mir untersagt. Ohne Angabe von Gründen", schreibt Trojanow in einem Beitrag für die Website der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Der 48-jährige Autor war zu einem Germanistenkongress in Denver eingeladen. Derzeit sitzt er nach eigenen Angaben auf dem Flughafen von Salvador da Bahia in Brasilien fest.

Offener Brief an Merkel

Trojanow hatte zusammen mit seiner Schriftsteller-Kollegin Juli Zeh einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel initiiert, in dem sie aufgefordert wird, "den Menschen im Land die volle Wahrheit über die Spähangriffe zu sagen." Der Brief war von 70.000 Menschen unterzeichnet und vor der Bundestagswahl an Merkel übergeben worden.

Darin heißt es, der Eindruck wachse, dass die Bundesregierung das Vorgehen der amerikanischen und britischen Behörden billigend in Kauf nehme: "Deshalb fragen wir Sie: Ist es politisch gewollt, dass die NSA deutsche Bundesbürger in einer Weise überwacht, die den deutschen Behörden durch Grundgesetz und Bundesverfassungsgericht verboten sind?", schreiben die Autoren.

"Die reine Paranoia"

Zeh brachte auf ihrer Facebook-Seite das Einreiseverbot gegen Trojanow mit dessen Engagement gegen das massenhafte Ausspähen durch die NSA und andere Geheimdienste in Verbindung: "Formulieren wir es mal positiv: Unser aller Engagement zeigt Wirkung. Es wird zur Kenntnis genommen. Formulieren wir es negativ: Es ist eine Farce. Die reine Paranoia. Menschen, die sich für Bürgerrechte stark machen, werden als Staatsfeinde behandelt."

Trojanow schreibt dazu: "Es ist mehr als ironisch, wenn einem Autor, der seine Stimme gegen die Gefahren der Überwachung und des Geheimstaates im Staat seit Jahren erhebt, die Einreise in das 'land of the brave and the free' verweigert wird. Gewiss, ein kleiner Einzelfall nur, aber er illustriert die Folgen einer desaströsen Entwicklung und entlarvt die naive Haltung vieler Bürger, die sich mit dem Mantra 'Das betrifft mich doch nicht' beruhigen. Das mag ja noch zutreffen, aber die Einschläge kommen näher."

mm/sc (F.A.Z., facebook.com, dpa)