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Fast 400 Menschen von US-Polizisten erschossen

31. Mai 2015

Eine Studie der "Washington Post" birgt Sprengstoff: US-Polizisten haben in den ersten fünf Monaten des Jahres 385 Menschen erschossen. Rechnerisch ergeben sich 2,6 Tote pro Tag durch Polizeikugeln.

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US-Polizisten (Foto: EPA)
Bild: picture-alliance/dpa/T. Mihalek

Die Analyse der "Washington Post", eine der renommiertesten Zeitungen der Vereinigten Staaten, hat es in sich. Sie könnte die Debatte um übermäßige Gewaltanwendung im Dienst - vor allem gegen Minderheiten - neu befeuern. Die Zeitung verweist zum Vergleich auf Statistiken der Bundespolizei FBI für das vergangene Jahrzehnt. Dort ist "nur" von rund 400 tödlichen Schießereien per annum die Rede, mit einer Rate von 1,1 Opfern pro Tag. Allerdings sind diese Zahlen immer wieder als unvollständig kritisiert worden.

Minderheiten: fast die Hälfte aller Opfer

Fast die Hälfte aller Toten in diesem Jahr, die durch Polizeikugeln in den USA starben, gehörte einer Minderheit an. Sind die Opfer unbewaffnet gewesen, sind es sogar in zwei von drei Fällen Schwarze oder Menschen mit lateinamerikanischer Herkunft gewesen.

365 der Toten waren Männer. Darunter waren 171 Weiße, 100 Schwarze, 54 mit hispanischen Wurzeln und sechs Asiaten.

80 Prozent bewaffnet

Wie die "Washington Post" weiter herausgefunden hat, sind mehr als 80 Prozent der Opfer bewaffnet gewesen. Die meisten von ihnen hatten Pistolen. Andere trugen Messer oder Macheten oder andere Gegenstände.

Aus der Studie geht allerdings auch hervor, dass Dutzende der Opfer erschossen wurden, als sie vor Polizisten flüchteten. 20 Prozent dieser Getöteten waren unbewaffnet.

Wegen drei der insgesamt 385 Todesfälle mussten sich Beamte laut "Washington Post" danach wegen einer Straftat selbst verantworten.

Alle Getöteten waren zwischen 16 und 83 Jahre alt. Acht Opfer waren jünger als 18.

Obama verbietet militärische Ausrüstung

Präsident Barack Obama kündigte kürzlich angesichts der wiederholten Proteste gegen Polizeigewalt gegen vornehmlich schwarze US-Bürger ein Verbot bestimmter militärischer Ausrüstung bei den Sicherheitskräften an. Es gehe um "für das Schlachtfeld konziptierte Ausrüstungen, die keinen Platz in den Händen der örtlichen Polizei haben", machte Obama deutlich. Dazu zählten unter anderem gepanzerte Fahrzeuge mit Kettenlauf, Feuerwaffen mit sehr großen Kalibern und bestimmte Tarnuniformen.

Während der gewaltsamen Proteste gegen die Erschießung des unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Michael Brown durch einen weißen Polizisten in der US-Kleinstadt Ferguson hatten die Bilder von Polizisten mit Panzerfahrzeugen und auf Zivilisten gerichteten Sturmgewehren die Stimmung weiter angeheizt. Nach der Protestwelle im vergangenen Sommer sorgten weitere Fälle von Polizeigewalt gegen Afroamerikaner für Schlagzeilen und lösten Demonstrationen aus, die sich auch immer wieder zu gewalttätigen Krawallen entwickelten.

Viele örtliche Polizeistationen in den USA nutzten bislang die Möglichkeit, vom Verteidigungsministerium ausgemusterte Ausrüstung zu kaufen. Das Angebot reichte von Nachtsichtgeräten über gepanzerte Fahrzeuge bis hin zu Waffen und Munition.

se/sti (rtr, afpe, Washington Post)