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Mordanklage gegen US-Polizisten

2. Mai 2015

Nach dem Tod des Schwarzen Freddie Gray müssen sich sechs Beamte wegen eines Tötungsdeliktes verantworten. Ermittelt wird auch wegen Mordes mit bedingtem Vorsatz und wegen Totschlags.

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US Staatsanwältin Marilyn Mosby im Fall Freddie Gray
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Brandon

Für die sechs Polizisten, die bereits vom Dienst suspendiert waren, seien Haftbefehle ausgestellt worden. Die Gerichtsmedizin habe Grays Tod als Tötungsdelikt eingestuft, sagte Staatsanwältin Marilyn Mosby bei einer Pressekonferenz in Baltimore (Artikelbild).

Gemeinsam mit den "Ergebnissen unserer umfassenden, sorgfältigen und unabhängigen Untersuchung" ergebe dies einen hinreichenden Verdacht, um Strafverfahren gegen die sechs Beamten einzuleiten. Die Polizei von Baltimore hatte ihre Ermittlungsergebnisse am Donnerstag der Staatsanwaltschaft übermittelt.

Präsident Barack Obama forderte vor Journalisten: "Es muss Gerechtigkeit walten." Die Menschen in Baltimore wollten vor allem eines: "Die Wahrheit."

Schwere Rückenmarksverletzung

Gray hatte nach seiner Festnahme Mitte April so schwere Verletzungen erlitten, dass er eine Woche später starb. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie Polizisten Gray zu Boden drücken, bevor sie den jungen Mann zu einem Polizeitransporter schleifen. Als der Transporter bei der Polizeiwache eintraf, war Gray nicht ansprechbar. Nach Angaben von Staatsanwältin Mosby hatte Gray zweimal um medizinische Hilfe gebeten, diese aber nicht erhalten.

Später fiel er im Krankenhaus ins Koma. Grays Rückenmark war nach Angaben der Anwälte seiner Familie am Genick zu 80 Prozent durchtrennt. Staatsanwältin Mosby sagte, dass sich Gray das Genick gebrochen habe, weil er im Polizeitransporter nicht angeschnallt gewesen sei. Mosby sagte außerdem, dass Gray "illegal festgenommen" worden sei, da er kein Verbrechen begangen habe. Das Messer, das der junge Mann mit sich geführt habe, sei keine verbotene Waffe gewesen.

Nach der Beerdigung Grays am Montag war es in Baltimore zu schweren Ausschreitungen gekommen.
Baltimore / USA / Demonstranten
Proteste gegen Polizeigewalt gab es nicht nur in Baltimore, sondern in vielen Städten der USABild: Reuters

Seit den Schüssen auf den schwarzen Teenager Michael Brown in der Stadt Ferguson im vergangenen August hat eine Reihe tödlicher Polizeieinsätze gegen Afroamerikaner in den USA für Empörung gesorgt. In mehreren Fällen zeigen von Passanten aufgenommene Videos das brutale Vorgehen der Beamten. Das US-Justizministerium stellte den Polizeibehörden 20 Millionen Dollar für die Anschaffung von Körperkameras bereit, damit Vorfälle besser rekonstruiert werden könnten.

Scharfe Kritik von Polizeigewerkschaft

Viele Afroamerikaner sehen Gray als das jüngste Opfer rassistischer Polizeigewalt. In mehreren Städten an der US-Ostküste wie New York und Washington fanden in den vergangenen Tagen Proteste statt. Am Donnerstagabend gingen auch in Philadelphia rund 600 Demonstranten auf die Straße.

Die Polizeigewerkschaft in der US-Ostküstenstadt Boston kritisierte unterdessen das Vorgehen der Staatsanwaltschaft gegen die sechs Polizisten scharf. Ein Anwalt der Gewerkschaft, Michael Davey, sprach von einer "ungeheuerlichen Vorverurteilung". Nie habe er eine Anklagebehörde "so in Eile" gesehen, um ein Strafverfahren einzuleiten. Die Staatsanwaltschaft habe unter dem Druck der Proteste gehandelt. "Wir glauben, dass die Beamten entlastet werden und nichts falsch gemacht haben", sagte Davey.

sti/haz/ uh (dpa, afp, rtr)