Urbex: die Suche nach verlassenen Orten
Sie werden nie erfahren, ob in diesem verlassenen Gebäude Politik, Big Business oder Liebe gemacht wurde. Genau dieses Rätselhafte zieht die Urbex-Fans magisch an. Sie machen Fotos, geben ihre Fundorte aber nicht preis.
Die Schönheit des Verfalls
Verlassene Gebäude, knarzende Böden, das Echo des Schweigens der Jahrzehnte, Spuren von einem Treiben, das einmal war, aber nicht mehr ist: Das ist der Reiz an Urban Exploration, oder kurz Urbex. Der Trend wird unter abenteuerlustigen Fotografen immer beliebter. Urbexer, wie sich die Abenteurer selbst nennen, suchen verlassene Orte auf, um diese zu erkunden und zu dokumentieren.
Warum Urbex?
Urbexer suchen den Nervenkitzel. Ihre Ziele und Motivationen unterscheiden sich jedoch sehr voneinander. Während die einen Vergangenes dokumentieren und für die Nachwelt konservieren wollen, reizt die anderen die Romantik des Verfalls und das künstlerische Darstellen der Spuren von Leben und Verfall.
Verlorenes wiederfinden
Verlassene Kliniken, Industriehallen, Tunnel und Katakomben, öffentliche Einrichtungen oder Privathäuser – es gibt kaum Gebäude, für die sich Urbexer nicht interessieren. Das einzige Kriterium für einen "verlorenen Ort" (Lost Place) ist, das er verlassen, also unbewohnt ist.
Nicht nur Gebäude
Wenn man die Augen offen hält, findet man das ein oder andere Urbex-Schätzchen auch am Straßenrand – im wahrsten Sinne des Wortes. Meist schließen sich Urbexer jedoch in kleinen Gruppen zusammen, tauschen Lost Place-Hinweise aus und gehen gemeinsam "auf die Pirsch".
Gut gehütetes Geheimnis
Unter Urbexern ist es jedoch verpönt, Standorte und Details zu den Gebäuden zu veröffentlichen. Dadurch sollen die Gebäude vor Vandalismus geschützt werden. Daher zu diesem Bild nur: Es zeigt den Keller eines Kinderferienlagers in Ostdeutschland.
Nichts für schwache Nerven
Vor allem in großen Industriehallen klappern gerne irgendwelche Fenster im Wind, Türen knarren, Tauben fliegen erschrocken auf – und lassen Urbexer nicht weniger erschrocken zurück. Urbex ist kein Hobby für Menschen mit schwachen Nerven. Das Faszinierende an "Lost Places" ist jedoch, dass hier die Zeit still zu stehen scheint.
Magie des Lichts
Lost Places lassen sich rund um den Globus finden. Deshalb ist Urban Exploration auch ein Hobby, das weltweit ausgeübt wird. Oft reisen Urbexer auch über die eigenen Landesgrenzen hinweg, um besondere Lost Places zu besuchen.
Verlassen, aber nicht verloren
Kolmanskop ist eine Geisterstadt in der Wüste Namibias bei Lüderitz. Als die Menschen aus den Häusern des ehemaligen Diamantendorfes auszogen, zog die Wüste ein. Heute sind die faszinierenden, vom Sand eroberten Gebäude Bestandteil eines Museums zum Diamantenabbau in der Region und dem Lebensstil der Kolonialzeit. Die Häuser sind damit öffentlich zugänglich, also kein "echtes" Urbex-Ziel.
Neugier und Fantasie
Urbexern geht es nicht nur um das perfekte Foto. Sie besuchen und erkunden die Lost Places, recherchieren oft die Geschichte des Gebäudes, seine Besitzer, die Nutzung und warum das Gebäude verlassen wurde. So stoßen sie meist auf sehr interessante Geschichten.
Phasen des Verfalls
Vor wenigen Jahren standen die schmuckvollen Säulen und die hohen Wände dieser nun verfallenen Kirche noch. Nachdem ein Bauprojekt gescheitert war, das die Kirche in Luxus-Apartments verwandeln sollte, wurde das Bauwerk dem weiteren Verfall durch Wind und Wetter ausgesetzt.
Bitte lächeln!
Jeder Lost Place hat etwas Markantes, etwas Besonderes und oftmals etwas Überraschendes. Die Eigenheiten eines Gebäudes verleihen ihm oft in der Urbex-Szene einen eigenen Namen.
Die Spielregeln
Der Urbex-Kodex lautet: Nichts mitnehmen außer Bildern, nichts zurücklassen außer Fußspuren. Die leerstehenden Gebäude werden jedoch immer wieder von randalierenden Jugendlichen mutwillig zerstört. Ein Grund mehr, die Orte geheimzuhalten.