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UNESCO findet Wilhelmshöhe spitze

23. Juni 2013

Deutschland hat mit dem Park sein 38. Weltkulturerbe erhalten. Experten würdigen das Areal in der nordhessischen Großstadt als beeindruckendes Beispiel der Baukunst im europäischen Absolutismus.

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Die Wasserspiele unterhalb der Herkules-Skulptur im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe ist seit dem 23. Juni UNESCO-Weltkulturerbe und gehört damit zum universellen Kulturerbe der Menschheit. Mit der Eintragung in die begehrte Liste der UN-Kulturorganisation steht der Park mit der Herkules-Skulptur und den Wasserspielen als herausragendes Kulturdenkmal in einer Reihe mit den Pyramiden von Giseh, dem Kölner Dom oder der Altstadt von Florenz.

Die Entscheidung zum Abschluss des Hessentags löste in der Stadt Jubel aus. "Das ist die Krönung des Hessentags", freute sich Ministerpräsident Volker Bouffier. Der Titel bedeute für sein Bundesland "Ehre und Verpflichtung gleichermaßen". Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen sagte: "Das ist der Ritterschlag." Lange hatten die UNESCO-Experten in den vergangenen Tagen in Phnom Penh über andere Welterbe-Stätten beraten, beim Bergpark ging es dagegen ganz schnell. Nur acht Minuten brauchten sie, um die Anlage einhellig als hervorragendes Beispiel aus der Ära des europäischen Absolutismus zu würdigen. Es ist die 38. Welterbe-Stätte in Deutschland und die sechste in Hessen.

Fast zwei Dutzend neue Welterbe-Stätten

Der Präsident des hessischen Landesamtes für Denkmalpflege, Gerd Weiß, betonte in Phnom Penh: "Kassel ist damit nicht mehr nur als Documenta-Stadt bekannt, die alle fünf Jahre die aktuelle Kunstszene anzieht, sondern wird ein Treffpunkt für Leute, die an der Landschafts- und Gartenarchitektur interessiert sind." Die nordhessische Großstadt hatte schon in den 80er Jahren Deutschland-intern Interesse an einer Eintragung der Wilhelmshöhe in die Welterbeliste angemeldet. Mit dem Mauerfall geriet der Antrag vorübergehend ins Hintertreffen, weil die Bundesregierung zunächst mehr Natur- und Kulturdenkmäler aus den neuen Bundesländern zur Aufnahme vorschlug. Im kommenden Jahr will Deutschland den Welterbe-Status für das mehr als 1200 Jahre alte ehemalige Benediktinerkloster Schloss Corvey bei Höxter in Nordrhein-Westfalen beantragen.

das Benediktinerkloster Schloss Corvey (Foto: picture alliance / Arco Images)
Für das Benediktinerkloster Schloss Corvey soll im kommenden Jahr der Welterbe-Status beantragt werdenBild: picture alliance / Arco Images

Das Welterbekomitee der UN-Kulturorganisation schrieb außer dem Bergpark fast zwei Dutzend weitere Natur- und Kulturstätten weltweit in die begehrte Liste ein. Welterbe-Weltmeister Italien war am Wochenende gleich mit zwei Auszeichnungen erfolgreich: die Villen, die die Familie Medici zwischen dem 15. und dem 17. Jahrhundert rund um Florenz bauen ließ, wurden ebenso als Welterbe anerkannt wie der Vulkan Ätna. Auch der einstige Sitz des Schahs in der iranischen Hauptstadt Teheran, der Golestan-Palast wird Welterbe. In Nordkorea wurde die alte Königshauptstadt Kaesong aus dem 10. Jahrhundert als Welterbe ausgezeichnet und auf der Halbinsel Krim in der Ukraine die einstigen griechischen Kolonien um Chersones aus dem 5. Jahrhundert vor Christus. Am Samstag hatten es unter anderem der Vulkan Fuji in Japan, die Reisterrassen in der chinesischen Provinz Yunnan und die Altstadt von Agadez in Niger auf die Liste geschafft.

Das Elbtal bei Dresden als Negativbeispiel

Kein Land hat so viele Welterbe-Stätten wie Italien: 49. Auf den Plätzen folgen China und Spanien, dahinter Frankreich, Deutschland und Mexiko. Ägypten hat sieben Welterbe-Stätten, Griechenland 17, und die USA haben 21. In Deutschland gehören der Aachener Dom und die Museumsinsel in Berlin sowie die Zeche Zollverein in Essen dazu. Die Liste umfasst insgesamt 981 Stätten in mehr als 150 Ländern.

Blick auf die Waldschlösschenbrücke in Dresden (Foto: picture-alliance/dpa)
Der Bau der Waldschlösschenbrücke hatte die Aberkennung des Welterbe-Titels für das Elbtal zur FolgeBild: picture-alliance/dpa

Die Auszeichnung als Weltkulturerbe ist aber auch mit Auflagen etwa bei städtebaulichen Projekten verbunden. Die Treuhänder von Welterbe-Stätten verpflichten sich, das Gelände zu erhalten und zu schützen und müssen regelmäßig über ihre Anstrengungen berichten. Werden diese nicht eingehalten, können die UNESCO-Experten die Auszeichnung wieder entziehen. Diese Erfahrung musste 2009 Dresden machen: Damals wurde das Elbtal wegen des Baus der Waldschlösschenbrücke aus dem Welterbe gestrichen. Für die Prüfer der UN-Organisation beeinträchtigt die Brücke zu stark den "universellen und einzigartigen Wert" des Tals.

sti/haz (afp, dpa, epd)