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UN prangern Gewalt in Syrien an

27. August 2014

In Teilen Syriens herrscht die Terrormiliz "Islamischer Staat" mit brutalster Gewalt. UN-Experten werfen ihr Kriegsverbrechen vor. Auch gegen das Assad-Regime erheben sie schwere Vorwürfe.

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Verletzte nach Luftangriff auf Aleppo in Syrien (Foto: AFP)
Bild: ZEIN AL-RIFAI/AFP/Getty Images

Wie im Irak begeht die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) auch im benachbarten Syrien laut UN-Angaben brutalste Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. So würden IS-Milizen in ihrem Herrschaftsgebiet zur Abschreckung regelmäßig öffentliche Hinrichtungen abhalten und selbst Kinder zum Zuschauen zwingen, heißt es in einem von der Syrien-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates veröffentlichten Bericht.

Kämpfe ohne Rücksicht

Auch Regierungstruppen sowie andere bewaffnete Gruppen vergehen sich demnach in Syrien skrupellos an der Zivilbevölkerung; auch ihnen seien eindeutig Kriegsverbrechen vorzuwerfen. Am meisten hätten darunter Kinder und Frauen zu leiden. Die Armee des Regimes von Baschar al-Assad greife Wohngebiete mit Raketen und den besonders verheerenden Fassbomben an. "Jeden Tag sterben Hunderte Zivilisten, während die Kämpfe ohne Rücksicht auf das Gesetz oder das Gewissen weitergehen", sagte der Kommissionsvorsitzende Paulo Pinheiro.

Der Bericht beruht auf 480 Zeugenbefragungen zwischen dem 20. Januar und dem 15. Juli. Demnach treiben IS-Milizen im Norden und Nordosten Syriens an jedem Gebetsfreitag die Bevölkerung zusammen und exekutieren gnadenlos mutmaßliche Gegner, Straftäter oder Andersgläubige. Zu dem grauenvollen Freitagsritual unter Berufung auf die islamische Scharia-Gesetzgebung gehören laut den Zeugen auch das Amputieren von Gliedmaßen und Auspeitschungen.

Mord, Entführung, Vertreibung

"Angehörige des IS haben Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit - darunter Morde, das Verschwindenlassen von Menschen und Zwangsvertreibungen - in den Provinzen Aleppo und Al-Rakka begangen", heißt es in dem Bericht. Die IS-Terroristen seien eine "klare und reale Bedrohung für die Zivilbevölkerung, insbesondere für Minderheiten, in Gebieten unter ihrer Kontrolle in Syrien sowie in der umliegenden Region", sagte Pinheiro. Das Eindringen von immer mehr ausländischen Dschihadisten verschärfe zudem die Gefahr, dass der Syrienkrieg sich noch weiter ausbreite. Die IS-Miliz hat ein länderübergreifendes Kalifat im Irak und in Syrien ausgerufen. Im Irak haben die USA der dortigen Regierung sowie kurdischen Milizen mit Luftangriffen beim Kampf gegen den IS geholfen. Über Syrien hat das US-Militär mit Aufklärungsflügen als Vorbereitung für mögliche Luftangriffe auf die Terrormiliz begonnen.

UN-Ermittler fordern Waffenembargo

Insgesamt soll der IS in Syrien rund 50.000 Mann in seinen Reihen zählen. Syrien dient den Extremisten auch als Rückzugsraum für Kämpfer und Waffen aus dem Irak. Die UN-Ermittler verweisen darauf, dass alle Seiten im Syrienkrieg von ihren Unterstützern im Ausland große Mengen Waffen und Munition erhalten. Sie bekräftigen ihre Forderung nach Verhängung und Durchsetzung eines internationalen Waffenembargos. Die internationale Gemeinschaft sei verpflichtet, Gräueltaten an Zivilisten zu verhindern, versage jedoch dabei. "Wie man sieht, hat dies schwerwiegende Folgen für die gesamten Region", heißt es in dem Bericht.

cr/kle (dpa, rtr)