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Britische Spaltung ist möglich

2. September 2014

Steht Großbritannien vor dem Zerfall? Während das schottische Referendum über die Unabhängigkeit näher rückt, befürworten immer mehr Schotten die Loslösung. Das macht nicht nur die Finanzmärkte nervös.

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Anstecknadeln der Befürworter einer Unabhängigkeit (Foto: Getty Images)
Bild: A.Buchanan/AFP/Getty Images

Zwei Wochen vor der Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Schottlands ist ein Votum für die Abspaltung erstmals eine realistische Option. Die Umfrage des renommierten Instituts YouGov für die Tageszeitungen "The Sun" und "The Times" zeigt, dass der Vorsprung der Gegner einer Loslösung auf sechs Prozentpunkte geschrumpft ist. Vor einem Monat lag er noch bei 22 Punkten.

Absturz des Pfundes

Demnach sind von 1063 Befragten derzeit 48 Prozent gegen eine Abspaltung und 42 Prozent dafür. Die Gegner der Unabhängigkeit liegen damit erstmals in einer YouGov-Umfrage unter 50 Prozent und die Befürworter erstmals über 40 Prozent. Zehn Prozent sind unentschieden oder wollen nicht abstimmen. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen sei wahrscheinlich, sagte der YouGov-Chef Peter Kellner. "Ein Sieg der Befürworter ist jetzt eine reale Möglichkeit." Nach Bekanntwerden der Umfrage fiel das Britische Pfund um 0,6 Prozent auf 1,6525 Dollar.

Sollten die 4,2 Millionen Wähler in Schottland am 18. September die Frage "Soll Schottland ein unabhängiges Land werden?" mehrheitlich bejahen, würde das Großbritannien in Einwohnerzahl, Fläche und Wirtschaftsleistung schmerzlich verkleinern. Die britische Regierung, die massive Steuereinnahmen verlieren würde und erhebliche Kosten für Umstrukturierungen auf sich nehmen müsste, ist vehement gegen die Loslösung. Sie warnt unter anderem davor, dass Schottland das Pfund nicht behalten könne. Dies hätte wohl tiefgreifende Auswirkungen auf die schottische Wirtschaft. Die Befürworter der Unabhängigkeit sind für die Beibehaltung der britischen Währung. Eine weiterer wichtiger Streitpunkt in der Debatte ist die Frage, ob Schottland als eigenständiger Staat ohne Weiteres Mitglied der Europäischen Union bleiben könnte.

Cameron kämpft

Der britische Premierminister David Cameron versprach Schottland bei einer Wahlkampfreise am Donnerstag deutlich mehr Selbstbestimmung, sollte sich die Bevölkerung für einen Verbleib entscheiden. Ein Ja zur Unabhängigkeit sei auch aus schottischer Sicht "schlecht fürs Geschäft".

Diese Auffassung wird nicht von allen geteilt: Zeitgleich mit Camerons Reise sprachen sich 200 schottische Unternehmenschefs in einem offenen Brief für die Eigenständigkeit aus. Ein unabhängiges Schottland wäre besser für die Unternehmen, argumentierten die Geschäftsleute in dem Brief, der in der Tageszeitung "The Herald" erschien. Im Gegensatz zur derzeitigen Politik aus London, würde diese dann von Menschen bestimmt, die Schottland "wirklich verstehen" und denen das Land am Herzen liege. Auch unter den Unternehmern herrscht Uneinigkeit: Einen Tag zuvor hatten sich mehr als 130 andere Wirtschaftsbosse in einem offenen Brief in der Zeitung "The Scotsman" gegen eine Abspaltung von Großbritannien ausgesprochen.

stu/fab (afp, ap, dpa)