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Umdenken und investieren

Gero Schließ, Washington6. August 2014

Handel und Investitionen waren das große Thema beim ersten USA-Afrika-Gipfel. Die USA wollen besser mit den afrikanischen Ländern ins Geschäft kommen. Doch häufig ist die Konkurrenz aus anderen Ländern schon da.

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USA-Afrika-Gipfel in Washington
Bild: Reuters

Am Ende des USA-Afrika-Gipfels stehen eine große Zahl und ein Versprechen: US-Präsident Barack Obama kündigte vor den fast 50 afrikanischen Staatsoberhäuptern in Washington an, dass die USA 33 Milliarden Dollar in Afrika investieren wollten. "33 Milliarden Dollar auf dem Papier klingen sehr eindrucksvoll", sagte Richard Downie, Afrika-Experte des Washingtoner Thinktanks CSIS, der Deutschen Welle, um gleich einzuschränken: "Wenn Sie genauer hinschauen, ist das nicht alles amerikanisches Geld. Ein Gutteil ist zum Beispiel von der Weltbank und von anderen Regierungen." Und unter die 33 Milliarden Dollar fallen auch bereits zugesagte Finanzmittel, ebenso wie Investitionen amerikanischer Unternehmen. Nur sieben Milliarden Dollar sind frisches Geld aus der Staatskasse.

Tropfen im Ozean

Mit ihnen will die Obama-Regierung Investments und Exporte nach Afrika absichern. "Das sind solide Verpflichtungen, insbesondere aus dem privaten Sektor, der eine ganze Reihe von Investitionen angekündigt hat, wie etwa Coca Cola oder General Electric", sagt Richard Downie. Dennoch bleibe es "ein Tropfen im Ozean".

Richard Downie, Afrikaexperte von CSIS in Washington (Foto: CSIS)
Wünscht sich mehr Investitionen: CSIS-Experte Richard DownieBild: CSIS

Wichtiger noch als diese Zahlen scheint ein Umdenken zu sein, das sich viele Teilnehmer des Afrika-Gipfels in Washington wünschten. "Ein neues Afrika entsteht", sagte Präsident Obama und prägte damit einen Slogan, mit dem sich viele der zum Gipfel angereisten Staatsoberhäupter und Geschäftsleute identifizieren können. Denn sie alle plädierten für ein stärkeres Engagement amerikanischer Unternehmen auf dem afrikanischen Markt. "Da ist diese Wahrnehmung von Investoren, die alles Schlechte, was es gibt, mit Afrika verbinden: Es gibt Hungersnöte, Korruption und Kriege in Afrika", konstatiert Henry Obi, der als Manger für Helios Investment Partners arbeitet, den nach seinen Angaben größten Privat Equity Fonds in Afrika. Wenn die Geschäftsleute dann wirklich nach Afrika reisten, seien sie "überrascht von den Business-Möglichkeiten" und stellten fest, dass Mythos und Realität nicht dasselbe seien.

Aufbruchsstimmung erwünscht

"Das wichtigere Ergebnis ist, ob es gelungen ist, die Wahrnehmung Afrikas in den USA zu verändern. Weg von den Schattenseiten Afrikas hin zu den positiven Seiten", sagt denn auch Richard Downie, der feststellte, dass es "große Begeisterung hier in Washington um den Gipfel herum" gab. So viele Staatsoberhäupter zur gleichen Zeit hat selbst Washington lange nicht mehr gesehen. Zahlreiche poltische Gespräche mit Senatoren und Abgeordneten sowie ungezählte Veranstaltungen am Rande gaben Möglichkeit zum Austausch und schufen so etwas wie eine Aufbruchsstimmung.

USA kommen spät

Sieben der zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften sind afrikanische Länder. Die Staaten der Subsahara-Region können ein jährliches Wachstum von sechs Prozent vorweisen. US-Vizepräsident Joe Biden brachte es auf den Punkt: Es gehe längst nicht darum, etwas für Afrika zu tun sondern mit Afrika.

Nicht nur China macht gute Geschäfte, sondern auch Russland, Brasilien und die Länder der Europäischen Union. "Wir sind gerade dabei das Boot zu verpassen", kritisierte der frühere US-Präsident Bill Clinton auf einem der hochkarätigen Panels des Gipfels. "Wir sollten begreifen, dass dies eine Riesenchance für die amerikanische Wirtschaft ist."

Obamas Versäumnisse

Obama bemängelte in seiner Rede, dass der Handel der USA mit einem ganzen Kontinent wie Afrika nicht größer sei als mit einem einzigen Land wie Brasilien. Freilich hat der Präsident das Thema Afrika selber erst spät für sich entdeckt. Bemerkenswert genug für den ersten US-Präsidenten mit afrikanischen Vorfahren, findet die Washington Post.

Business in Afrika ist gut

Mit dem ersten USA-Afrika-Gipfel wollte Präsident Obama jetzt umsteuern. Schon jetzt seien in Afrika viele große Unternehmen mit Monopolstellung erfolgreich, sagt Henry Obi und hat auch eine Vermutung, warum darüber so wenig bekannt ist: "Business in Afrika ist gut, aber du sagst der Welt nicht, wie gut das Business dort ist." Seine Firma Helios rechnet er zu diesen Erfolgsgeschichten: "Wir haben den größten Private Equity Fonds in Afrika mit 2,7 Milliarden Dollar. 60 Prozent unserer Inverstoren kommen aus den USA - Firmen, Pensionsfonds oder Einzelpersonen."

Von dem aufstrebenden Kontinent wollen nicht nur die Amerikaner profitieren, sondern auch andere Länder. Der ägyptische Premierminister Ibrahim Mahlab empfahl in Washington gegenüber der Deutschen Welle sein Land als Partner für amerikanische Unternehmen, wenn es um Geschäfte mit Afrika geht: "Ägypten wird das Zentrum sein, das Golden Gate, um den afrikanischen Markt zu durchdringen", sagte er voraus. Alle Erfolgsfaktoren seien in Ägypten vorhanden: "Wir haben sehr gute Beziehungen zu den afrikanischen Staaten, unsere Leidenschaft ist groß, es gibt eine gemeinsame Geschichte und unsere Fachkräfte können bei allen amerikanischen Investments hilfreich sein." Ob die amerikanische Wirtschaft sich hiervon überzeugen lässt, ist angesichts der eher trostlosen ökonomischen Wirklichkeit in Ägypten eher zweifelhaft. Ähnliches gilt für Mahlabs Behauptung, Ägypten sei "das einzige friedliche und stabile Land in der Region".

Ägyptens Premierminister Ibrahim Mahlab (Foto: EPA)
Sieht sein Land als Brücke in den afrikanischen Markt: Ägyptens Premier MahlabBild: picture-alliance/dpa

Menschenrechte ausgespart

Heikle Themen wie die prekäre Sicherheitslage und die undemokratischen Regierungsformen in vielen Ländern blieben beim ersten USA-Afrika-Gipfel weitgehend ausgespart.

Menschenrechtsorganisationen hatten denn auch bemängelt, dass die amerikanische Gipfelregie den Diktatoren unter den afrikanischen Staatschefs die direkte Konfrontation mit ihren Kritikern nicht zumuten wollte. Und so musste sich auch der Präsident von Burkina Faso, Blaise Compaoré, in Washington nicht anhören, was Seydou Konate vor dem Tagungshotel der Deutschen Welle sagte.

Konate ist genauso alt, wie Compaoré im Amt ist: 27 Jahre. Seine Schlussfolgerung ist unmissverständlich: "Was Afrika von den Amerikanern lernen kann, das ist Demokratie. Und deswegen will ich, dass Amerika den Diktatoren in Afrika sagt, sie sollen zurückzutreten. Sie sind schon zu lange da."