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Einsatz verdoppelt

Frank Hofmann14. Mai 2014

Die Ukraine ist eines der wichtigsten Empfängerländer für Mittel der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Die DW sprach mit Erik Berglöf, dem Chefvolkswirt der EBRD.

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Eric Berlöf EBRD
Bild: EBRD

DW: Hat die Krise in der Ukraine Auswirkungen auf die Kreditprogramme der Europäischen Bank für Wiederaufbau - EBRD?

Erik Berglöf: Die Ukraine ist unser zweitwichtigstes Empfängerland. Und es ist ein Land, das eine sehr schwierige Geschichte in Bezug auf Reformen und nicht umgesetzte Reformen hinter sich hat. Es war schon immer ein sehr wichtiges Land für die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Deshalb war die jetzige Entwicklung schon von Anfang an für uns ein Grund, uns noch mehr zu engagieren. Wir haben unseren Einsatz an Geld und Kraft in der Ukraine verdoppelt.

Sind das die einzigen Auswirkungen der Krise auf Ihre Kreditprogramme?

Es gibt natürlich Auswirkungen auf unsere Programme in Russland. Hier liegt unser größtes Risiko, darauf müssen wir achten. Aber wir sehen auch Probleme in verschiedenen osteuropäischen Ländern, die jetzt Teil der EU sind und in der jüngsten Vergangenheit ihren Handel mit Russland erhöht haben. Aber es gibt auch noch andere Länder, die immer mit Russland in enger Verbindung standen – Länder in Zentralasien, im Kaukasus. Diese Länder sind sehr besonders schnell betroffen, wenn die russische Wirtschaft Schwäche zeigt.

Der Rückgang der russischen Wirtschaftsleistung hat schon vor der aktuellen Ukraine-Krise begonnen, doch sie wird jetzt noch verstärkt. Und die Drohung mit Wirtschaftssanktionen hat ebenfalls bereits Auswirkungen auf die russische Wirtschaft.

Wir stellen in Russland fest, dass das Interesse internationaler Banken zurückgeht, sich an Unternehmen zu beteiligen. Es ist schwieriger geworden für russische Firmen und die Regierung, Anleihen zu platzieren. Die Krise hat also ganz klar bereits Auswirkungen auf Russlands Wirtschaft.

In der Ukraine haben die offensichtlich größeren Risiken ganz klar Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft. Zudem hat das Bankensystem riesige Probleme. Wir gehen derzeit durch eine Überprüfung durch den Internationalen Währungsfonds. Aber es ist schon jetzt klar, dass die ukrainischen Banken eine Totalsanierung benötigen. Das ist allerdings auch eine Chance - ein besseres Bankensystem in der Ukraine zu schaffen, das der Wirtschaft künftig helfen kann.

Wie wirkt sich die Ukraine-Krise auf die Volkswirtschaften der Länder in Ost-, Mittel- und Südosteuropa aus - die Nachbarregion westlich der Ukraine?

Man muss zwischen zwei Szenarien unterscheiden. Zum einen die Annahme, dass die jetzige Situation so bleibt, vielleicht sogar für mehrere Jahre. In diesem Fall wären die Auswirkungen beschränkt auf die Ukraine und Russland, ein wenig auch auf die Staaten Mittel- und Osteuropas, die ihre Handelsbeziehungen zu Russland in den letzten Jahren verstärkt haben.

Das schlimmere Szenario mit deutlich verschärften Sanktionen hätte Auswirkungen auf die Wirtschaft der ganzen Region. Dann wird es dort kein Wachstum mehr geben können. Wenn die Sanktionen eskalieren, könnte die leichte wirtschaftliche Erholung in ganz Europa gestoppt werden.

Das Interview führte Frank Hofmann.

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) mit Sitz in London wurde 1991 gegründet. Durch Investitionen in den Ländern Mittel- und Osteuropas und den früheren Sowjetrepubliken in Zentralasien soll sie den Aufbau der Marktwirtschaft fördern. Finanziert wird die EBRD durch zahlreiche Staaten und zwei Institutionen der Europäischen Union, größter Anteilseigner sind die USA .