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Zeche wird zur Todesfalle

4. März 2015

Als sei das Leid der Menschen in der Ostukraine durch die Kriegswirren nicht schon groß genug: Jetzt erschüttert auch noch ein Grubenunglück die Region. Mehr als 30 Kumpel sollen ums Leben gekommen sein.

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Ukrainische Bergleute des Donbass unter Tage (foto: reuters)
Bild: Reuters

Bis zum Abend seien die Leichen von 17 Bergleuten gefunden worden, 16 weitere würden noch vermisst, teilten die örtlichen prorussischen Behörden mit. Verzweifelte Angehörige versammelten sich an der Zeche und warfen den Behörden vor, sie ihm Stich zu lassen.

Die Rebellen blockten Hilfe der prowestlichen Regierung in Kiew bei dem Sucheinsatz ab. Die Tragödie ereignete sich am frühen Morgen im Kohlebergwerk Sassjadko in der Nähe des nahezu völlig zerbombten Flughafens von Donezk. Grund war offenbar eine Methangasexplosion in rund 1000 Metern Tiefe. Gerade so weit unter der Erdoberfläche bildet sich häufig hochexplosives Grubengas.

Wegen der hohen Methan-Konzentration musste die Bergungsaktion am Abend unterbrochen werden, wie ein Sprecher der Bergbaugewerkschaft UIMO sagte. Der Sprecher einer anderen Gewerkschaft, der ungenannt bleiben wollte, sagte, die noch vermissten Kumpel hätten "praktisch null" Überlebenschancen.

Der Vertreter der selbsternannten "Volksrepublik Donezk", Maxim Leschtschenko, sagte, es seien zum Zeitpunkt des Unglücks rund 230 Kumpeln unter Tage gewesen, von diesen seien 197 gerettet worden, der Verbleib der anderen Bergleute sei unklar.

10.000 Kumpel verdienen in Sassjadko ihr Geld

Die 1958 in Betrieb genommene Sassjadko-Grube gehört zu den größten Bergwerken im ostukrainischen Donbass und dem gesamten Land, etwa 10.000 Menschen sind dort beschäftigt.

Ukraine Bergunglück in der Kohlemine Sasjadko bei Donezk
Quälende Ungewissheit: Angehörige warten auf eine NachrichtBild: Reuters/B. Ratner

Für den wirtschaftlichen Erfolg wird aber ein hoher Preis gezahlt: Schon häufig gab es dort schwere Unglücke und Unfälle: Bei einer Gasexplosion im Jahr 2007 kamen dort mehr als hundert Menschen ums Leben. Bisher aber waren alle Beschwerden der Bergarbeiter über häufige Verstöße gegen die Sicherheitsregeln vergeblich.

Besitzer der Sassjadko-Grube ist der Abgeordnete Juchim Swjahilski, ein früherer Verbündeter des vor einem Jahr gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch. Das Bergwerk liegt in der Nähe des monatelang heftig umkämpften Flughafens von Donezk.

Unter Tage - aber mitten im Kriegsgebiet

Immer wieder geriet bei den Kämpfen auch die Zeche ins Kreuzfeuer. Im Januar saßen dort fast 500 Bergarbeiter vorübergehend unter Tage fest, weil der Strom nach einem Granateinschlag in einem Umspannwerk ausgefallen war.

Der erbitterte Konflikt zwischen Kiew und den prorussischen Separatisten beeinträchtigte auch die Rettungsbemühungen. Ministerpräsident Arseni Jazenjuk erklärte, er habe die Entsendung von Rettungsmannschaften zu der Grube angeordnet. Diese seien aber von den prorussischen Rebellen nicht zugelassen worden. Deren Vertreter Leschtschenko ließ erklären: "Wir brauchen keine Hilfe."

haz/sc (ap, dpa, afp)