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Ein E-Mobil für Uganda

Simone Schlindwein9. Dezember 2014

Studenten in Uganda haben mit ihrem Dozenten ein Elektroauto entwickelt. Darauf aufbauend will Staatspräsident Museveni jetzt groß in die Automobilproduktion einsteigen. Ein teures Prestigeprojekt, sagen Kritiker.

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Kleinwagen Kiira
Bild: Reuters/Edward Echwalu

Auf dem Hof des Bürogebäudes in Ugandas Hauptstadt Kampala wird geschweißt und gelötet. Um die Karosserie eines Busses herum stehen mehrere Solarpanels. Zwei Ingenieure versuchen, einen Elektromotor im Fahrzeug zu befestigen. Ihre Arbeit bestehe zu einem großen Teil aus Ausprobieren und Tüfteln, sagt Projektkoordinator Paul Musasizi. "Wir experimentieren noch, wie wir auch die Sonnenenergie hier am Äquator optimal ausnutzen können", erklärt Musasizi und zeigt auf die Solarpanels, die auf dem Dach des Busses montiert werden sollen.

Der Ingenieur und Dozent Musasizi ist ein Visionär. In den vergangenen vier Jahren hat er im Keller der staatlichen Makarere-Universität mit seinen Studenten Ostafrikas erstes Elektroauto zusammengeschraubt. Ein kleines Stadtmobil, das Ugandas Präsident Yoweri Museveni so gut gefiel, dass er der Uni Geld gab, um das Modell weiterzuentwickeln. Aus dem Mini-Auto mit zwei Sitzen wurde ein Viertürer. Neben der Elektrovariante entwickelten sie auch ein Hybridmodell. Jetzt bastelt Musasizi mit seinem Team an Ostafrikas erstem solargetriebenen Bus.

Was vor Kurzem noch ein Studentenprojekt war, soll nach dem Willen von Präsident Museveni schon bald den internationalen Autokonzernen Konkurrenz machen. 2018 sollen in Uganda die ersten E-Autos in Serie vom Band rollen. Dazu wird jetzt ein Werk errichtet. Die Vermessungsarbeiten auf dem dafür vorgesehenen, 100 Hektar großen Grundstück haben schon begonnen. 2016 soll der Bau der Fabrik losgehen.

Aufbruch Uganda - Elektromobilität

Ein Techniker arbeitet an der Karosserie eines Busses (Foto: DW/Schlindwein)
Tüftelarbeit: Ein Techniker bastelt an Ugandas erstem SolarbusBild: Simone Schlindwein

Ein eigener Motor nach sieben Jahren

5000 Arbeitsplätze will Musasizi schaffen. Doch kann er das leisten in Uganda? Er werde Ingenieure und Mechaniker aus Übersee anheuern müssen, um die Produktion in Gang zu bringen, sagt Musasizi. Für die Zukunft müsse in Uganda gezielt Fachpersonal ausgebildet werden. Bislang arbeiten nur 25 Ingenieure an den Testfahrzeugen.

Musasizi gibt zu, dass die Kapazitäten seiner Mannschaft zu Beginn nicht ausreichen werden, in Uganda ein ganzes Auto selbst zu entwickeln. Immerhin bestehe ein moderner Wagen aus über 30.000 Einzelteilen. Diese sollen bei Zulieferern eingekauft werden, zumeist in China oder Asien. "Anfangs werden wir in Uganda also lediglich die Einzelteile zusammenbauen", sagt Musasizi. Schnell will er aber dazu übergehen, die Karosserie und die Lackierung in Uganda herzustellen. "Vielleicht schaffen wir es in sieben Jahren, unseren eigenen Motor zu bauen."

Neue Chancen auf dem ostafrikanischen Markt?

Das ambitionierte Projekt wird in Uganda allerdings mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Ackerbau, Viehzucht und Fischerei sind immer noch die Grundpfeiler der Wirtschaft des kleinen Landes. Die Mehrheit der Bevölkerung kann sich nicht einmal ein Fahrrad leisten, geschweige denn einen Mittelklassewagen für 20.000 bis 50.000 US-Dollar. Dennoch investiert die Regierung auf Wunsch des Präsidenten jetzt 350 Millionen Dollar in das neue Automobilwerk.

Ugandas Staatschef Yoweri Museveni (Foto: Carl Court/PA)
Oberster Unterstützer des Elektroautos: Ugandas Staatschef Yoweri MuseveniBild: picture alliance/empics

Musasizi ist überzeugt, dass das viele Geld gut angelegt ist: In der Ostafrikanischen Union, die derzeit als gemeinsamer Markt zusammenwächst, sei auch Autoproduktion bald machbar. In Uganda, Kenia und Tansania werden zusammengerechnet jährlich 19.000 Neuwagen verkauft. Die Hälfte liegt in jenem Mittelklasse-Segment, in dem Musasizi das E-Mobil platzieren will. 3000 Wagen pro Jahr zu produzieren und zu verkaufen ist sein Ziel. Der gemeinsame Markt der Ostafrikanischen Union biete zudem nicht nur Chancen für den Absatz, sondern auch für die Lieferkette und für die Suche nach qualifiziertem Personal, so Musasizi: "In Kenia wird Glas hergestellt, in Tansania Reifen. Daraus können wir doch unsere eigenen Autos bauen!"

Als Hauptabnehmer hat Musasizi die Regierung im Visier, die ihren Beamten und Ministern Dienstwagen stellt. Für Privatkunden soll es zudem Leasing-Verträge mit Banken geben - ein neues Konzept in Afrika. Doch ob das Auto von den Käufern und der Bevölkerung angenommen wird, muss sich noch zeigen. Es gibt auch Kritik an der Idee. In Leserbriefen an die Zeitungen wird etwa gefragt, ob das finanzielle Risiko des Prestigeprojektes nicht zu groß sei. Immerhin handele es sich um Steuergelder, die dabei investiert werden sollen. Doch in Uganda entscheidet darüber allein der Präsident. Und der findet das E-Auto klasse. Musasizi ist darin schon spazieren gefahren.