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Elektronik: Tops und Flops

Silke Wünsch21. April 2015

Die Apple Watch ist da - ob sie Erfolg oder Ladenhüter wird, wird sich zeigen. Immer wieder gibt es Erfindungen, die unser Leben verändern. Andere dagegen sind untergegangen. Dieses Schicksal haben nicht alle verdient.

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USA, Präsentation der Apple Watch
Bild: REUTERS/R. Galbraith

Die Apple-Watch stößt auf ein geteiltes Echo. Auf der einen Seite jubeln die Fans. Schön ist sie wirklich, diese Uhr - nicht zu vergleichen mit den klobig wirkenden Smartwatches anderer Hersteller. Es gibt ein paar sehr nette Funktionen, Kontakte, Termine und Kommunikation sind denkbar einfach und bieten neue Features. Kritiker sagen, ein iPhone biete die gleichen Funktionen, für andere sei die Uhr schlicht zu teuer, weil sie ohne iPhone nicht funktioniere.

Wird die Apple-Watch unser Leben so revolutionieren wie einst der iPod? Oder wird sie ein Ladenhüter? Apple jedenfalls kümmert sich mit feinen Werbespots darum, dass sein Verkaufskonzept hier mal wieder aufgeht: Apple macht Dinge, die man brauchen will.

Smartwatches: Internet ab jetzt am Handgelenk

Gadget-Star aus der Vergangenheit

So viel Werbung und Werbepsychologie war nicht immer notwendig. Es musste nur etwas vollkommen Neues sein: Im Sommer 1979 kam ein Gerät auf den Markt, das das Leben von Jugendlichen und ihren Mitmenschen veränderte. Plötzlich rannten junge Menschen mit zerbrechlich wirkenden Kopfhörern durch die Weltgeschichte. Aus diesen Kopfhörern zischte, knisterte und wisperte es so laut, dass andere im Umkreis auch etwas davon hatten. Das Ganze kam aus einem kleinen Kasten, in dem eine Audiokassette lief. Der Walkman wurde DAS Statussymbol unter Jugendlichen - und die Firma Sony machte mit insgesamt mehr als 330 Millionen verkauften Geräten eines der besten Geschäfte ihrer Firmengeschichte.

Sony Walkman TPS-L2
Der erste Sony-Walkman TPS-L2Bild: picture-alliance/dpa

Wenn Musik zu Lifestyle wird

Einen ähnlichen Hype erfuhr Apples iPod. 2001 stellte der damals noch lebende Apple-Chef Steve Jobs seinen MP3-Player vor - und der ging kurz darauf durch die Decke. Es gab zwar bereits tragbare MP3-Player, doch die waren vielen Nutzern noch zu "unsexy". Apple verband den iPod mit der kostenlosen Software iTunes, mit der man bis heute Musik kaufen und verwalten kann. Das Unternehmen verpasste dem Gerät ein schickes Design, bewarb den iPod mit einem supercoolen Werbespot und machte das Musikhören zu einem neuen Lebensgefühl. Wer damals die typischen weißen Kabel an den Kopfhörern hatte, war hip und gehörte zu denen, die das Wort "Lifestyle" verstanden hatten. Den iPod gibt es in verschiedenen Ausführungen; er ist bis heute der meistverkaufte MP3-Player weltweit.

Revolution im Kinderzimmer

Bildergalerie Spielkonsolen - Gameboy
Damals befürchteten Orthopäden Schäden an kindlichen FingergelenkenBild: picture alliance/empics

Am 21. April 1989 erblickte ein hässlicher grauer Kasten das Licht der Welt. Aus diesem Kasten erklang eine merkwürdig traurige, elektronische Musik. Auf einem kleinen grün-grauen Display stapelten sich geometrische Figuren zu Türmen. Der japanische Spielehersteller Nintendo wusste damals noch nicht, dass er mit diesem Kasten, den er "Gameboy" taufte, die Kinderzimmer weltweit erobern würde. Die Verkaufszahlen aber zeigten: Eine bessere Idee hätte Nintendo-Chef Yamauchi nicht haben können. 120 Millionen Mal wurde der kleine Spielkasten, der mit jeder Generation etwas bunter und vielseitiger wurde, verkauft. Seit zehn Jahren wird er nicht mehr gebaut. Das mobile Daddeln ist damit aber nicht ausgestorben. Heute nimmt man dafür Smartphones.

Das erste Heimkino

Andere Geräte haben es nicht in die "Hall of Fame" geschafft. Dabei waren die Ideen nicht immer die schlechtesten. 1970 wurde die Bildplatte mit dem dazugehörigen Abspielgerät vorgestellt - entwickelt von gleich vier Technikfirmen. Ähnlich wie bei einem Plattenspieler wurde eine auf PVC gepresste Rille mit einem Diamanten abgetastet. Allerdings mit der fast 50fachen Geschwindigkeit einer Langspielplatte. Diese Bildplattenspieler waren für damalige Verhältnisse unglaublich teuer, ihre Qualität war nicht sehr hoch und ihre Spieldauer lächerlich kurz. Ein ganzer Kinofilm passte nicht auf eine Platte, er wurde in zwei oder drei Teilen verkauft, für bis zu 60 DM das Stück. Heute wären das insgesamt an die 90 Euro für einen Film - zum Vergleich: Ein Spielfilm auf Blu-Ray kostet heute um die 18 Euro.

Deutschland Telefunken Bildplattenspieler
AEG-Telefunken, Decca und Teldec haben vier Jahre an dem Bildplattenspieler gearbeitetBild: Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin

Perfekt - aber zu teuer

Die Audiokassette sollte in den späten 1980ern von der DAT-Kassette abgelöst werden. Dieses kleine digitale Audio-Magnetband hatte eine viel bessere Qualität als die Kassette und blieb in der Regel auch nicht so oft stecken. Ihr Nachteil: DAT-Kassette und Abspielgerät waren so teuer, dass sich ihr Gebrauch auf professionelle Tonstudios und Rundfunkanstalten beschränkte.

Kompakt-Cassetten
Da konnte nur noch ein Bleistift zum Aufwickeln helfenBild: Fotolia/bramgino

Die Minidisc kam Anfang der 1990er-Jahre auf den Markt. Diese kleine Scheibe konnte so viele Daten speichern wie eine Audio-CD. Sie lief im Laufwerk völlig ruhig, konnte also viel mehr Stöße vertragen als eine CD. Das Beste: Die Audios auf den Minidiscs konnte man zu Mixtapes mit eigener Reihenfolge zusammenstellen, und Journalisten liebten die Funktion, dass man direkt auf dem Gerät schneiden konnte. Auch hier aber lagen die Preise im Profibereich, daher konnte sich auch die Minidisc nicht etablieren.

Das Timing muss stimmen

Google Gründer Sergey Brin mit Google Brille Archivbild
Ist Googles Datenbrille ihrer Zeit voraus?Bild: Reuters

Im digitalen Zeitalter geht die technische Entwicklung rasend schnell. Entwickler müssen ihrer Zeit weit voraus sein, um im richtigen Moment das absolute Supergerät präsentieren zu können - aber nicht zu weit. Das Timing ist also wichtig, gerade bei den Technologien, die von ihren Entwicklern so gerne als "zukunftsweisend" angepriesen werden. So sind intelligente Haushaltsgeräte zwar auf jeder Tech-Messe ein Hit. Doch für die meisten Menschen übernehmen diese Wundergeräte doch zuviel des eigenen Denkens. Wenn sich ein Kühlschrank eigenmächtig mit dem nächsten Online-Supermarkt vernetzt, um Milch- und Buttervorräte auf den neuesten Stand zu bringen, ist das für die meisten Menschen (noch?) zu viel des Guten.

Auch die Datenbrille Google Glass geht vielen zu weit. Sie ist interessant für Technik-Nerds - und für diejenigen, die auch das nötige Geld dafür haben. Ein Must-Have ist sie jedoch (noch?) nicht.