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Meiler-Abbau wird teuer

Klaus Deuse18. Februar 2014

Die Stilllegung der deutschen Atomkraftwerke ist beschlossene Sache. Experten bezweifeln allerdings, dass die Milliarden-Rücklagen der Kraftwerksbetreiber ausreichen werden, um die Atommeiler zu verschrotten.

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Anti-Atomkraft
Bild: Fotolia/lassedesignen

Der Ausstieg aus der Atomenergie ist beschlossene Sache. 2022 sollen alle deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet sein. Eine politische Entscheidung, die viele Milliarden Euro kosten wird. Bereits jetzt treibt der Ausbau regenerativer Energien die Strompreise in die Höhe. Und noch steht eine genaue Kalkulation aus, welche Summen der Abbau der Atomkraftwerke nach deren Stilllegung verschlingen wird. Die 34 Milliarden Euro, die die Kraftwerksbetreiber für diesen Zweck zurückgestellt haben, dürften nach Überzeugung von Experten bei weitem nicht ausreichen.

Nach der aktuellen Liste des Bundesamtes für Strahlenschutz liefern noch neun Atomkraftwerke Strom ins Netz. Acht weitere Reaktoren wurden nach der Katastrophe am japanischen Standort Fukushima bereits abgeschaltet. Hinzu kommen 16 Anlagen, die sich bereits im langwierigen Prozess der Stilllegung befinden.

Insgesamt handelt es sich um mindestens 33 Anlagen, die es zu demontieren und den belasteten Schrott zu entsorgen gilt. Abgesehen davon steht nach wie vor eine Entscheidung über den Standort eines Endlagers für die abgebrannten Brennelemente aus. Im April 2013 ging die Bundesregierung davon aus, dass das Auswahlverfahren in den nächsten 15 Jahren zwei Milliarden Euro kosten wird.

Radioaktiver Abfall im Salzbergwerk Asse ARCHIVBILD
Vorgeschmack Zwischenlager - die eigentliche Herausforderung kommt nach dem AbbauBild: dapd

Rücklagen nicht abrufbar

Schon vor und unabhängig von der Reaktorkatastrophe in Fukushima haben die Betreiber der deutschen Atomkraftwerke Rückstellungen zur Finanzierung des Abbaus ihrer Meiler gebildet. Allerdings erst für einen Abbau nach einer ursprünglich länger eingeplanten Laufzeit. Nach Angaben des Deutschen Atomforums handelt es sich dabei unter dem Strich um eine Summe von rund 34 Milliarden Euro. Dem Vernehmen nach sollen davon auf Eon etwa 18 Milliarden, auf das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk (RWE) rund 10 Milliarden und auf Vattenfall an die 3,6 Milliarden Euro entfallen. Doch da der Abbau nun früher und in erheblich größerem Umfang ansteht, erscheint fraglich, ob diese Rücklagen der Unternehmen ausreichen.

Energieexperten gehen von einem deutlich höheren Finanzbedarf aus. Allein die Kosten für den Abbau des Atomkraftwerks in Mülheim-Kärlich in Rheinland-Pflaz belaufen sich nach Einschätzung des RWE auf wenigstens 750 Millionen Euro. Nicht nur für die Grünen im Bundestag steht schon jetzt außer Frage, dass letztlich eine erheblich größere Summe benötigt wird.

Und auch was die Verfügbarkeit der aufgelaufenen 34 Milliarden Euro in der Rücklage betrifft, zeichnen sich Probleme ab. Dieses Kapital liegt schließlich nicht abrufbar auf der Bank. Die Kraftwerksbetreiber haben es zum größten Teil investiert. Bei RWE etwa steckt das Geld in Kraftwerken in den Niederlanden und Großbritannien.

Atomkraftwerke: Rückbau langwierig und teuer

Wer bezahlt?

Außerdem gibt RWE auf dem Kernenergiesektor keinen Euro verloren, wie die Klage des Energieunternehmens um die vorübergehende Stilllegung des Kernkraftwerkes Biblis belegt. Den Prozess vor dem Bundesverwaltungsgericht gewann RWE in letzter Instanz. Damit ist der Weg für den Essener Energie-Konzern frei, auf zivilrechtlichem Weg Schadensersatz einzufordern. In Branchenkreisen ist die Rede von 187 Millionen Euro.

Im Zuge der Energiewende ist die Finanzdecke der Energieversorger, die eine längere Laufzeit ihrer Meiler einkalkuliert hatten, dünner geworden. Insofern argwöhnen Energiepolitiker, dass ein Energieunternehmen im Falle einer Insolvenz die Rücklagen für den Abbau anderweitig verwenden könnte.

Die Einrichtung eines "öffentlich-rechtlichen Fonds" gilt als ein möglicher Weg, um das Geld für den vorgesehenen Zweck zu sichern. Ein Schritt, der die Unternehmen in weitere Schwierigkeiten bringen könnte. So müsste sich nach dem Stand der Dinge etwa RWE zusätzlich verschulden, um die Zahlungen in einen solchen Fonds leisten zu können.

Der Abbau der Atomkraftwerke wird Milliarden verschlingen. Womöglich mehr als bisher veranschlagt. Bleibt die Frage, wer für die Mehrkosten aufkommen soll.