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Tempelberg wieder geöffnet

30. Oktober 2014

Als Folge von Schüssen auf einen jüdischen Ultranationalisten war der Tempelberg erstmals seit 1967 vollständig abgeriegelt worden. Jetzt ist das Felsplateau wieder geöffnet. Die Lage in Jerusalem ist weiter angespannt.

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Israel - Sperrung des Tempelbergs (Foto: Getty Images/J. Guez)
Bild: Getty Images/J. Guez

In den Gassen der Jerusalemer Altstadt werfen Palästinenser Steine und Feuerwerkskörper auf Sicherheitsbeamte, radikale Juden drängten auf den Tempelberg, den die israelischen Sicherheitskräfte erstmals seit Jahren wieder komplett für die Öffentlichkeit gesperrt hatten. Wie die Polizei mitteilte, war der Zugang zu dem für Muslime heiligen Felsendom und der Al-Aksa-Moschee für Männer im Alter von weniger als 50 Jahren verboten. Die Regelung trat nur wenige Stunden vor dem großen Freitagsgebet der Muslime in Kraft. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas wertete dieses Vorgehen Israels als "Kriegserklärung". Stunden später öffnete Israel die allen Muslimen heilige Stätte wieder.

Ein Anschlag auf den rechten jüdischen Aktivisten und Rabbiner Yehuda Glick hatte den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern in Jerusalem angeheizt. Der religiöse Ultranationalist war am Mittwochabend vor dem Begin-Center niedergeschossen worden und schwebt weiter in Lebensgefahr. Er hatte dort zuvor einen Vortrag über jüdische Ansprüche auf den Tempelberg gehalten. Stunden später tötete die israelische Polizei bei einem Schusswechsel den mutmaßlichen Täter, einen Palästinenser.

Suche nach den Verantwortlichen

Glick gehört einer kleinen Minderheit in Israel an, die die Muslime vom Tempelberg vertreiben und dort einen neuen jüdischen Tempel errichten will. Dies lehnt aber die große Mehrheit der Juden ab. Sie zieht es vor, an der Klagemauer unterhalb des Tempelberges zu beten.

Man werde alles tun, um die israelische Regierung zur Rechenschaft zu ziehen, erklärte der Palästinenser-Führer Mahmud Abbas. Seine Fatah-Partei rief für Freitag zu einem "Tag des Zorns" auf. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu setzte eine Dringlichkeitssitzung zum Anschlag und der Lage in Jerusalem an und rief alle Beteiligten zur Besonnenheit auf. "Keine Seite sollte das Gesetz in die Hand nehmen", sagte Netanjahu. "Wir müssen ruhig, verantwortungsvoll und entschlossen handeln."

Israel - Yehuda Glick (Foto: Reuters/E. Salman)
Die Organisation von Yehuda Glick tritt für einen freien Zugang der Juden zum Tempelberg einBild: Reuters/E. Salman

Furcht vor neuer Intifada

Die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad bezeichnete den Anschlag auf Glick als "natürliche Antwort" zur Verteidigung des Tempelbergs. "Er verdiente, was er bekommen hat", zitierte die palästinensische Nachrichtenagentur Maan einen Dschihad-Sprecher. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin betonte, für Israel sei Terrorismus in Jerusalem inakzeptabel. "Wir müssen energisch und ohne Zögern gegen die Täter vorgehen." Die Gewalt hat die Angst vor einem neuen Palästinenser-Aufstand (Intifada) geschürt.

US-Außenminister John Kerry verurteilte das Attentat auf den radikalen jüdischen Aktivisten in Jerusalem. Zugleich warnte er vor einer Ausweitung des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern. Es sei entscheidend, dass alle Seiten sich zurückhielten und provozierende Handlungen vermieden, erklärte der Minister in Washington. Er stehe in Kontakt mit führenden Israelis, Jordaniern und Palästinensern, um die Lage zu entschärfen.

pab/ml/kle (dpa, afp, rtr)