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Tansania versorgt erste Haushalte mit Erdgas

Kizito Makoye / bea22. August 2014

In Tansania profitieren die ersten Haushalte von den gewaltigen Erdgas-Vorkommen, die vor der Küste des Landes und vor Mosambik entdeckt wurden. Das Land hofft auf einen Energie-Boom.

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Männer an einer gelben Gasleitung in Tansania (Foto: DW/Z. Musa)
Bild: DW/Z. Musa

Tansanias staatliche Ölgesellschaft TPDC hat mit der Umsetzung eines ambitionierten Gasprojekts begonnen. Hunderte von Bewohnern der Wirtschaftsmetropole Daressalam sollen dabei mit Erdgas für den Hausgebrauch versorgt werden. Im Vorort Mikocheni ist das Pilotprojekt, das im Juli 2013 ins Leben gerufen wurde, bereits in Betrieb. Hier wurden die Häuser von 57 Familien an eine Gasleitung angeschlossen.

Nach Angaben von Michael Mwanda, dem Vorsitzenden des Verwaltungsrats von TPDC, sollen durch das Projekt private Verbraucher in mehreren Stadtteilen mit günstigen Gas versorgt werden, um ihre Energiekosten zu senken. "Es ist das erste Infrastrukturprojekt von TPDC für die Verteilung von Erdgas", sagte Mwanda. "Kunden können Gas mit speziellen Prepaid-Karten erwerben, ähnlich wie sie es bereits mit Elektrizität machen."

Gas statt Holzkohle

Seitdem in den vergangenen Jahren gewaltige Gasfelder vor der Küste Tansanias und Mosambiks entdeckt wurden, hoffen beide Länder auf einen Energie-Boom. Die Erdgasreserven Tansanias werden auf mehr als 1,4 Billionen Kubikmeter geschätzt, die Felder sollen von ausländischen Konzernen wie Statoil aus Norwegen und der britischen BG Group erschlossen werden. Die Gasfelder könnten das Land nicht nur unabhängig von Energieimporten machen, sondern ihm auch bedeutende Export-Einnahmen bescheren, glauben Experten.

Händlerin auf dem Fischmarkt in Daressalam (Foto: DW/Kizito Makoye Shigela)
Viele Tansanier hoffen, dass sie die Erdgasfunde aus der Armut befreienBild: DW/Kizito Makoye Shigela

Die Einwohner von Daressalam hoffen, dass durch Erdgas auch das Ende der Holzkohle eingeläutet wird. Zur deren Herstellung werden die Wälder des Landes abgeholzt, schwere Umweltschäden sind die Folge. Tansania verbraucht jährlich mehr als eine Million Tonnen Holzkohle, die Hälfte davon wird von Haushalten in Daressalam verfeuert. Die Holzkohleherstellung ist wenig effizient: Für eine Tonne Kohle werden zehn Tonnen Holz benötigt.

"Ich halte das Gas-Projekt für sehr gut", sagte John Mwakitwange, ein Bewohner Daressalams. "Wir geben viel Geld für Holzkohle aus. Weil Gas billiger ist, können wir das Geld für andere Dinge einsetzen."

Wachstum durch Gas

Die Vier-Millionen-Metropole Daressalam gehört zu den am schnellsten wachsenden Städten Afrikas und benötigt dringend Energie. Eine günstigere Versorgung würde das Wohlergehen der meisten Einwohner verbessern, glauben tansanische Analysten. Vor allem Menschen, die noch immer in Armut leben, könnten profitieren.

Das durch eine Pipeline gelieferte Erdgas sei nicht nur günstiger als andere Energiequellen, sondern auch umweltfreundlicher, sagte TPDC-Chef Michael Mwanda. "Wir hoffen, dass noch mehr Menschen von Holzkohle und anderen Quellen, die schlecht für die Umwelt sind, zu Erdgas wechseln", fügte er hinzu.

Laut TPDC-Geschäftsführer James Andilile bemüht sich die Ölgesellschaft um eine Finanzierung durch die indische Exim Bank, um das Projekt zu Ende zu führen. Die Mehrheit der Einwohner Daressalams soll so Zugang zu günstigem Erdgas erhalten.

Nach Andililes Angaben werden umgerechnet rund sechs Millionen Euro benötigt, um das Projekt zu beenden. Bei Fertigstellung wären dann sechs Vororte mit Erdgas versorgt, darunter auch die vornehme Gegend am Mbezi Strand.

Industrie im Visier

"Unser großes Ziel ist es, allen Menschen in Tansania Zugang zu Erdgas zu ermöglichen", sagte Andilile. "Die Bezirke des Projekts sind nur der Anfang." Auch mehrere Gewerbe in Daressalam würden an die Gasleitungen angeschlossen, so Andilile. Unternehmer könnten so ihre Produktionskosten senken und Waren und Dienstleistungen günstiger anbieten.

Experten mit Messgerät für Gasdruck
In Daressalam wurden drei Gas-Verteilungszentren errichtetBild: DW/Z. Musa

Die Versorgung mit günstigem Erdgas würde Tansania viele wirtschaftliche Vorteile bringen, glauben Beobachter. Die Stromerzeugung könnte erhöht und das gewaltige Energiedefizit verringert werden. "Mit Erdgas könnten die Kosten der Stromgewinnung aus anderen Quellen ausgeglichen werden", sagte Haji Semboja, Ökonom an der Universität von Daressalam. So könne das Land die Kapazität seiner Energieerzeugung auf bis zu 3500 Megawatt ausweiten.

Aktuell stellt Tansanias Stromnetz rund 770 Megawatt zur Verfügung. Der Großteil stammt aus Wasserkraftwerken, die 71 Prozent zur landesweiten Stromerzeugung beisteuern.