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Tödliches Missverständnis in Cleveland

23. November 2014

Auf einem Spielplatz in Cleveland in Ohio hat die Polizei einen 12-Jährigen erschossen. Der Junge fuchtelte den Berichten zufolge mit seiner Pistolen-Attrappe herum und "zielte" auf Menschen.

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Spielzeugpistole -Symbolbild- (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/A. Burgi

Während in der US-Kleinstadt Ferguson mit Spannung darauf gewartet wird, ob ein Polizist wegen tödlicher Schüsse auf einen schwarzen Teenager angeklagt wird, gab es in Cleveland im Bundesstaat Ohio einen dramatischen Zwischenfall, der böse Erinnerungen an den Vorfall vom August weckt.

Laut den Berichten hantierte der Junge auf dem Außengelände eines Freizeitzentrums mit seiner Spielzeugpistole herum und "zielte" auf Menschen. Die Polizei wurde nach deren eigenen Angaben deswegen von einem Augenzeugen alarmiert.

Zwei Beamte hätten den Verdächtigen dann gestellt und ihn aufgefordert, die Hände hoch zu nehmen. Er habe das nicht befolgt und stattdessen in seinen Hosenbund gegriffen, um seine Waffe zu ziehen. Daraufhin habe ein Polizist zweimal geschossen und das Kind mindestens einmal in den Bauch getroffen. Der Junge habe jedoch nicht auf die Beamten gezielt.

Nach Polizeiangaben ähnelte die Pistole des Kindes einer halbautomatischen Waffe. Ein orangefarbenes Zeichen, das sie als ungefährlich ausgewiesen hätte, sei abgekratzt gewesen.

Der Zeitung "Plain Dealer" zufolge, die sich auf einen Polizeivertreter berief, starb der 12-Jährige am Sonntag in einem Krankenhaus an seinen Verletzungen. Wie es weiter hieß, hatte der Augenzeuge in seinem Anruf bei der Polizei darauf hingewiesen, dass die Waffe "wahrscheinlich nicht echt" und die Person "wahrscheinlich ein Jugendlicher" sei. Das sei den beiden Polizeibeamten aber nicht kommuniziert worden, zitierte das Blatt den Chef der Vereinigung der Streifenpolizisten in Cleveland, Jeff Follmer.

Einer der beiden Polizisten vor Ort ist den Berichten zufolge erst seit knapp einem Jahr im Dienst. Zur Identität des getöteten Kindes wurden keine Angaben gemacht.

Ferguson wartet auf Entscheidung der Geschworenenjury

Die Kleinstadt Ferguson im US-Bundesstaat Missouri wartet angespannt auf die Entscheidung der Geschworenenjury, ob ein weißer Polizist wegen tödlicher Schüsse auf einen schwarzen Jugendlichen angeklagt wird. Ein Beschluss wird frühestens am Montag fallen, wenn das Gremium wieder zusammentritt. Der Tod des unbewaffneten 18-jährigen Michael Brown im August hatte in der Vorstadt von St. Louis tagelange Proteste und Straßenschlachten ausgelöst.

Die Polizei errichtete bereits am Wochenende Barrikaden um das Gerichtsgebäude, in dem die Jury tagt. Es werden neue Krawalle für den Fall befürchtet, dass der Polizist, der die tödlichen Schüsse abfeuerte, einer Anklage entgeht. Der Todesschütze selbst beruft sich auf Notwehr. Der Geschworenenjury gehören drei Schwarze und neun Weiße an. Der Polizist könnte wegen Mordes, Totschlags oder auch fahrlässiger Tötung angeklagt werden. Möglich ist aber auch, dass überhaupt keine Anklage erhoben wird.

qu/se (afp, dpa, APE)