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Syrischer Hilferuf an die Welt

24. März 2015

Vertreter der syrischen Zivilgesellschaft haben an die Weltgemeinschaft appelliert, bei der Beendigung des Bürgerkrieges zu helfen. UN-Generalsekretär Ban erklärte, das syrische Volk fühle sich im Stich gelassen.

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Syrische Kinder in einem Flüchtlingslager in der Türkei (Foto: Getty)
Syrische Kinder in einem Flüchtlingslager in der TürkeiBild: Getty Images/K. Cucel

In einem bewegenden Appell haben dutzende Organisationen der syrischen Zivilgesellschaft die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten, um den Bürgerkrieg endlich zu beenden. Die 85 Gruppen erklärten, sie fühlten sich von der Weltgemeinschaft im Stich gelassen, da diese sich zu sehr auf den Kampf gegen den Extremismus fokussiere. Um diesen zu stoppen, müsse aber das "Blutvergießen" im Bürgerkrieg beendet werden.

Um der Gewalt in Syrien ein Ende zu setzen, seien zwei Schritte nötig, "die wir allein nicht schaffen", erklärten die 85 Gruppen, darunter zahlreiche Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften. So müssten die Bombenangriffe durch die syrische Armee aufhören, außerdem seien Verhandlungen "zwischen allen syrischen Gruppen und ihren internationalen Unterstützern" nötig. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderen das Zentrum zur Dokumentation von Übergriffen, die Kurdische Frauengewerkschaft sowie das Syrische Netzwerk für Menschenrechte. Nach Angaben der Beiruter Tageszeitung "The Daily Star" vertreten die Organisationen rund 17.000 Menschen.

Kämpfer des "Islamischen Staates" posieren im Juli 2014 an der irakischen Grenze
Kämpfer des "Islamischen Staates" posieren im Juli 2014 an der irakischen GrenzeBild: picture-alliance/Zuma Press/M. Dairieh

In New York erklärte unterdessen UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, das syrische Volk fühle im Bürgerkrieg zunehmend von der Welt im Stich gelassen. Während sich die Weltgemeinschaft auf die Bedrohung durch die Extremistenmiliz IS konzentriere, behinderten Gewalt und Bürokratie die Hilfslieferungen für bis zu zwölf Millionen Menschen, erklärte Ban in seinem 13. Syrien-Monatsbericht für den UN-Sicherheitsrat.

"Auf einem anderen Planeten"

Die 85 syrischen Gruppen, die den Appell unterzeichnet haben, nennen ihre Kampagne "Planet Syrien". "Manchmal fühlen wir uns tatsächlich so, als würden wir auf einem anderen Planeten leben", sagte eine der Organisatoren, Oula Ramadan, zur Begründung. "Unsere Bitten um Frieden und Demokratie werden von Vielen so behandelt, als seien sie etwas Außerirdisches."

Eine weitere Organisatorin, Salma Kahale, sagte, die syrische Zivilgesellschaft sei "zutiefst frustriert" angesichts der fehlenden internationalen Unterstützung. Dabei sei das Ganze "nicht kompliziert", fügte sie hinzu. "Die große Mehrheit der Syrer möchte weder eine Diktatur noch Extremismus. Wir möchten das, was alle möchten: Freiheit und Würde."

In ihrer Kampagne zogen die zivilen Vertreter eine Verbindung zwischen dem täglichen Bürgerkriegsleid und dem Erstarken extremistischer Gruppen. "Mit jedem Haus, das sie zerstören, radikalisieren sich noch mehr Menschen", erklärten die Organisationen. Sie bezogen sich damit vor allem auf Fassbombenangriffe der Regierungstruppen. "Extremismus entsteht in den Trümmern unserer zerstörten Städte."

Baschar al-Assad Ende Dezember bei einem Truppenbesuch (Foto: AP)
Baschar al-Assad Ende Dezember bei einem TruppenbesuchBild: picture-alliance/dpa/AP Photo/SANA

Mehr als elf Millionen Flüchtlinge

In Syrien herrscht seit vier Jahren Bürgerkrieg. Begonnen hatte der Konflikt Mitte März 2011 mit regierungskritischen Protesten, die blutig unterdrückt wurden. In der Folge weitete sich der Unmut zu einem bewaffneten Konflikt aus.

Mehr als 220.000 Menschen sind nach Angaben von Ban Ki Moon seither getötet worden. Rund vier Millionen Syrer seien ins Ausland geflohen, 7,6 Millionen in ihrer Heimat auf der Flucht. Millionen Menschen profitierten von UN-Hilfslieferungen, sagte Ban. In abgelegenen Gebieten gebe die Versorgung von 4,8 Millionen Menschen jedoch Anlass zu großer Sorge. Krankenhäuser und Schulen würden angegriffen. Die Kriegsparteien behinderten zudem die Versorgung mit Medikamenten und medizinischer Ausrüstung. Zudem halte die internationale Spendenbereitschaft nicht Schritt mit den Bedürfnissen der Menschen. Seit sechs Monaten greift eine von den USA angeführte Allianz IS-Kämpfer im Irak und in Syrien aus der Luft an.

Stu/kle (afp, dpa, rtr)