Syriens improvisierte Öl-Raffinerien
Vor dem Krieg war Msheirfeh im Nordosten Syriens ein ruhiges, bäuerliches Dorf. Nun betreiben verzweifelte Bewohner kleine Öl-Raffinerien, um über die Runden zu kommen. Damit schaden sie sich und der Umwelt.
Vergiftete Felder
Schwarze Rauchwolken steigen über der Hauptstraße auf, die nach Msheirfeh im Nordosten Syriens führt. Dutzende improvisierte Raffinerien sind hier im Freien entstanden, seit 2011 der Bürgerkrieg begann. Der Konflikt hat die ländliche Region für immer verändert. Die Bewohner leben nun vom "schwarzen Gold".
Die Nachfrage steigt
Die staatlichen Raffinerien wurden zerstört oder von Kämpfern eingenommen. Benzin ist zur Mangelware geworden und das Geschäft mit den Amateur-Raffinerien entlang der Straße boomt. Durch die primitiven Techniken verpesten allerdings Schadstoffe die Luft, auslaufendes Öl verschmutzt Boden und Grundwasser.
Leben am Limit
Die Arbeiter produzieren Öl und Treibstoff für die Landwirte vor Ort, die in den Konflikt verwickelt wurden. Das raffinierte Öl füllen sie in gebrauchte Benzinkanister, die sie zum Verkauf anbieten. Pro Fass (159 Liter) verdienen die Männer umgerechnet ungefähr 24 Euro.
Alltag mit Risiko
Der Job ist gefährlich: Die Arbeiter werden häufig krank, manche sterben bei Unfällen. Schwarze Rauchwolken hängen in der Luft, Explosionen kommen häufig vor. Die Folgen sind Hautausschlag, Verbrennungen, Atemnot, Kopfschmerzen, chronischer Husten oder Augenentzündungen. Immer wieder müssen auch Körperteile amputiert werden, die mit Schadstoffen ungeschützt in Berührung kamen.
Benzin im Boden, Blei in der Luft
Das frisch produzierte Benzin leiten diese Männer in Kuhlen im Boden. Er habe Probleme zu schlafen, erzählt der Arbeiter links im Bild. Mit den Schusswechseln in der Umgebung habe das aber nichts zu tun. "Es liegt daran, das mein Körper juckt. Seit ich hier arbeite, geht es mir gesundheitlich schlecht."
Überall Öl
Die improvisierten Raffinerien werden oft von zwei Leuten betrieben, meistens Verwandte. Sie kaufen das Rohöl von islamischen Milizen aus der Provinz Dair as-Saur. Die meisten Männer tragen Gummistiefel und Schals, um ihre Gesichter zu schützen. Trotzdem klebt das Öl an Haaren und Haut. Sie atmen die giftigen Dämpfe ein und müssen immer mit Verbrennungen und Schnittverletzungen rechnen.
Öl als einzige Chance
Vor dem Krieg waren viele der Männer Studenten, Landwirte, Beamte oder Lehrer. Doch nun sind sie gezwungen, mit diesem Job ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Auch Nu'man Uthman war früher Landwirt. Heute betreibt er diese "Open-Air-Raffinerie" mit seinem ältesten Sohn, Sherif.
Das Leben vor dem Bürgerkrieg
Dieser ehemalige Lehrer musste seine Schule verlassen, als der Krieg ausbrach. Nun schürt er das Feuer in seiner kleinen Raffinerie und sagt nachdenklich: "Ich vermisse meinen Beruf. Als Lehrer konnte ich vielen anderen Menschen helfen. Jetzt fühle ich mich so hilflos."