1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Studie: Reiche noch reicher als gedacht

11. Februar 2015

Die reichsten Deutschen sind offenbar noch viel wohlhabender als bisher angenommen. Auch der Abstand zwischen den Superreichen und dem Rest der Gesellschaft sei größer als gedacht, so eine neue Studie.

https://p.dw.com/p/1EZZ6
Mercedes-Benz SL600
Bild: Reuters/Toru Hanai

Ein Prozent der deutschen Haushalte verfügt über 31 bis 34 Prozent des gesamten Privatvermögens, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch in Berlin mit.

Bisher hatte das DIW den Anteil auf rund 18 Prozent geschätzt, basierend auf den Erkenntnissen der von ihm regelmäßig durchgeführten Langzeitbefragung "Sozio-ökonomisches Panel" (SOEP).

Laut der neuen Studie steigt damit auch das Gesamtvermögen der Deutschen von 6,3 Billionen Euro auf bis zu 9,3 Billionen Euro.

Die bisherigen Studien des SOEP oder der Bundesbank hätten den extremen Reichtum mit ihren Umfragen auf freiwilliger Basis nicht richtig erfassen können und die Zahlen daher zu niedrig angesetzt, sagten die DIW-Verteilungsforscher Christian Westermeier und Markus Grabka. Das wahre Ausmaß der ungleichen Vermögensverteilung sei unterschätzt worden, "weil ein wichtiger Teil des Vermögens schlicht im Dunkeln bleibt".

Basis Forbes-Liste

Die Datenlage sei "sehr schwierig", räumten die DIW-Forscher ein. Die Chance, dass einer der wenigen deutschen Milliardäre oder Multimillionäre in einer repräsentativen Befragung auftauche, gehe gegen Null. Erfahrungen aus einer amerikanischen Studie zeigten zudem, dass die Auskunftsbereitschaft mit der Höhe des Vermögens sinke.

Anders als in Ländern mit Vermögenssteuer lasse sich das Privatvermögen der Superreichen in Deutschland auch nicht aus offiziellen Daten ablesen, erklärten sie. "Wir müssen die Top-Vermögen also schätzen", erklärten die Forscher.

Für die neue Untersuchung, die das DIW im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung erstellt hat, stützten sich die Forscher deshalb auf die Milliardärsliste des US-Magazins "Forbes".

Diese erhebt den Anspruch, alle Menschen mit einem geschätzten Vermögen von mehr als einer Milliarde Dollar zu erfassen. Im Jahr 2013 standen mehr als 50 Deutsche auf der Liste. Die Forbes-Angaben glichen die Wissenschaftler für die Studie mit anderen Statistiken ab.

Das reichste Tausendstel

Weitere Ergebnisse der Studie: Den reichsten 0,1 Prozent der deutschen Haushalte gehören 14 bis 16 Prozent des Gesamtvermögens. Das ist dreimal so viel wie bislang angenommen. Die wohlhabendsten zehn Prozent der Haushalte besitzen laut DIW-Studie zwischen 63 und 74 Prozent aller Vermögen. Die letzte SOEP-Untersuchung war von gut 60 Prozent ausgegangen.

"Der Unterschied zwischen unserer Gesamtschätzung und den anderen verfügbaren Daten ist in allen Szenarien erheblich", stellten die beiden Autoren der Studie fest.

Sie räumten ein, dass auch ihre Schätzungen mit Unsicherheiten behaftet seien. So seien die von "Forbes" geschätzten Vermögen von Superreichen in den USA tendenziell zu hoch gegriffen.

"Wir sind aber davon überzeugt, dass unsere Methode der Realität der Vermögensverteilung in Deutschland viel näher kommt als die bisher verwendete", sagte Verteilungsforscher Grabka. Zudem wies er darauf hin, dass die Ergebnisse in Spannen angegeben sind.

bea/zdh (epd, afp)