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Rebellen im Ostkongo

Hilke Fischer, Max Borowski23. Dezember 2014

Seit rund 20 Jahren herrscht Krieg im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Regierung, Rebellen und Nachbarländer tragen dort einen blutigen Machtkampf aus. Die wichtigsten der etwa 40 Rebellengruppen im Überblick.

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FDLR Kämpfer
Bild: DW/S. Schlindwein

ADF-Nalu

Die "Allianz demokratischer Kräfte - Nationale Arme für die Befreiung Ugandas" macht seit Jahren den nördlichen Teil der kongolesischen Provinz Nord-Kivu an der ugandischen Grenze unsicher. Die verschiedenen Milizen, auf die dieser Zusammenschluss zurückgeht, waren in den 1980er und 1990er Jahren im Widerstand gegen die Regierung von Ugandas Präsidenten Yoweri Museveni gegründet worden. Die einzige muslimische Rebellengruppe in der Region wird auf derzeit noch etwa 400 Kämpfer geschätzt.

Seit Anfang 2014 gehen die UN-Mission MONUSCO und die kongolesische Armee verstärkt gegen die ADF vor und vertrieben sie aus mehreren ihrer Hochburgen. Besiegt ist die Miliz allerdings noch nicht. Ihr werden mehrere grausame Massaker an der Zivilbevölkerung in den vergangenen Monaten vorgeworfen.

Karte DR Kongo Nord-Kivu Süd-Kivu Goma Bukavu
Seit fast 20 Jahren herrscht im Ostkongo an der Grenze zu Ruanda und Uganda Krieg

Mai-Mai

Gewalt und Unsicherheit verbreiten auch die Mai-Mai-Milizen - ein Sammelbegriff für eine Reihe von Selbstverteidigungsgruppen in der Demokratischen Republik Kongo. Gemeinsam haben sie den Gedanken des Schutzes der jeweils eigenen Bevölkerungsgruppe. Oft gehen sie aber willkürlich gegen angebliche "Eindringlinge" vor. In dem Konflikt der vergangenen 20 Jahre kämpften sie auf verschiedenen Seiten. Der Name Mai-Mai geht auf das Kisuaheli-Wort für Wasser und eine alte Kampftradition in Ostafrika zurück. Mit heiligem Wasser sollen sich die Kämpfer unverwundbar fühlen.

FDLR

Die "Demokratischen Kräfte für die Befreiung Ruandas" (FDLR) gehen zurück auf den Genozid im Nachbarland Ruanda. 1994 töteten dort militante Hutu rund drei Viertel aller Angehörigen der Tutsi-Minderheit und viele gemäßigte Hutu. Nach dem Völkermord flohen viele der Täter über die Grenze in den Ostkongo. Als FDLR bestreiten sie von dort aus bis heute die Legitimität der ruandischen Tutsi-Regierung.

Die FDLR bestehen derzeit aus geschätzt rund 1000 Kämpfern. Sie beschützen immer noch rund 20.000 ruandische Hutu-Flüchtlinge, meist Frauen und Kinder der Kämpfer. Um diese Flüchtlinge zu ernähren, plündern die FDLR-Kämpfer immer wieder Dörfer, beschlagnahmen die Ernten der Kongolesen oder vertreiben sie von ihrem Land.

Mai-Mai-Rebellen Foto: Delphin Bateko/PANAPRESS/MAXPPP
Kämpfer der Mai-Mai-Miliz "Bakata Katanga"Bild: picture-alliance/dpa

Für Ruanda ist die Präsenz dieser Miliz immer wieder Anlass für Einmischungen auf kongolesischem Boden. Die FDLR zu bekämpfen, war auch ein Ziel der M23-Miliz, die zu diesem Zweck mutmaßlich von der ruandischen Regierung unterstützt wurde.

M23

Der Kampf der M23 und ihrer Vorgänger-Miliz Nationalkongress zur Volksverteidigung (CNDP) gegen die kongolesische Zentralregierung und die FDLR wurde in den vergangenen Jahren von mehreren Friedenschlüssen unterbrochen. Vollständig umgesetzt wurden diese Abkommen aber nie. Deshalb nahmen im Frühjahr 2012 alte CNDP-Mitglieder, die zuvor laut eines Vertrags mit der Regierung in die Armee aufgenommen worden waren, ihren Kampf wieder auf. Dieser Vertrag war am 23. März 2009 abgeschlossen worden. Danach benannte sich die Miliz M23.

Unruhen Kongo Goma Foto: AFP PHOTO/Junior D. Kannah
Eine UN-Mission unterstützt die kongolesische Regierung militärisch im Kampf gegen RebellenBild: Junior D. Kannah/AFP/Getty Images

Die Gruppe tat sich mit anderen pro-ruandischen Milizen zusammen. Mutmaßlich auch mit Unterstützung Ruandas brachte die M23 zeitweise große Teile des Grenzgebiets einschließlich der Millionenstadt Goma unter ihre Kontrolle. Gemeinsam mit den Blauhelmen der MONUSCO konnte die kongolesische Armee die Rebellengruppe im Herbst 2012 militärisch besiegen. Mehr als 1000 Kämpfer flohen nach Uganda, wo die meisten von ihnen bis heute in Lagern ausharren. Ein neues Friedensabkommen, demzufolge die Kämpfer demobilisiert oder in die kongolesische Armee integriert werden sollten, wurde bis heute allerdings nur bruchstückhaft umgesetzt.