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Krisenstaat am Horn von Afrika

Ludger Schadomsky16. September 2013

Die internationalen Geber wollen in den Wiederaufbau und die Entwicklung Somalias investieren. Die Aussichten auf Frieden und Stabilität in dem ostafrikanischen Land jedoch sind düster.

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Milizionäre im Dienst der somalischen Armee (Foto: Bettina Rühl)
Bild: DW/B. Rühl

Somalia ist zum Inbegriff des "failed state", des gescheiterten Staates, geworden. 1991 wurde der langjährige Präsident Siad Barre gestürzt, es folgten zwei Jahrzehnte Kämpfe zwischen verfeindeten Clans, die das Land in die Anarchie stürzten. Infolge der schweren Dürren von 1992 und zwischen 2010 und 2012 starben eine halbe Million Menschen. Neben dem Zerfall staatlicher Strukturen und den Auswirkungen von Versteppung und Wassermangel am Horn von Afrika ist es vor allem das Terrorregime der radikalislamischen Milizen der Al-Shabaab ("Die Jungen"), das den Alltag der Somalis bestimmt.

Die von der Afrikanischen Union geführte internationale Friedenstruppe AMISOM soll Ordnung und Stabilität schaffen. Mit Hilfe kenianischer und äthiopischer Truppen gelang zumindest die Vertreibung der Rebellen aus den strategischen Zentren, also aus der Hauptstadt Mogadischu und Baidoa im Süden Somalias nahe der Grenze zu Äthiopien und Kenia. Doch nach wie vor kontrollieren die Al-Shabaab - mit Verbindungen zum Al-Kaida-Netzwerk - das Hinterland Somalias.

Widerstand deutet sich nur zögerlich an: Am 11. September 2013 etwa gaben mehr als 150 muslimische Gelehrte eine Fatwa gegen die Al-Shabaab heraus. Deren Ideologie sei eine Bedrohung für den Islam. Somalias Regierung hofft nun, dass der Rückhalt der Rebellen in der Bevölkerung schwindet.

Somalische Flüchtlinge in Kenia (Foto: Getty Images)
Chaos und Armut: Viele Somalis mussten aus ihrem Land fliehenBild: Oli Scarff/Getty Images

Hoffnung ruht auf neuem Präsidenten

Seit 1991 gab es eine kaum legitimierte Übergangsregierung, die allerdings nur kleine Teile des Landes kontrollierte und sich überdies vehementen Korruptionsvorwürfen ausgesetzt sah. Seit vergangenem Jahr hat Somalia wieder einen gewählten Präsidenten, den wenig bekannten Akademiker und Bürgerrechtler Hassan Scheich Mohamud. Er ist gemeinsam mit seinem Premierminister Abdi Farah Shirdon Saaid, einem Ökonom und Geschäftsmann, angetreten, um die Rivalitäten zwischen den Clans sowie die grassierende Korruption einzudämmen - bislang mit eher mäßigem Erfolg. Nachdem zunächst Tausende gut ausgebildeter Somalis aus der Diaspora in ihre Heimat zurückgekehrt waren, hat sich auch die Sicherheitslage in den vergangenen Monaten wieder verschlechtert. Am 3. September entkam Präsident Mohamud nur knapp dem Tod, als ein Anschlag auf seinen Konvoi verübt wurde.

Nach wie vor ungelöst ist der Konflikt mit dem ehemaligen britischen Protektorat Somaliland, das im Norden des Landes liegt. Es hatte sich nach dem Sturz des damaligen Präsidenten Barre 1991 von Somalia losgesagt, kämpft bislang jedoch vergeblich um internationale Anerkennung.

Die Piraterie vor Somalias Küste, die das Land in den vergangenen Jahren auch in Deutschland immer wieder in die Schlagzeilen brachte, ist seit 2012 drastisch zurückgegangen - die EU-geführte Marine-Mission "Atalanta" bekämpft die Seeräuber inzwischen nicht mehr nur auf dem Meer, sondern auch an Land.