1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Stichwort: Künstliches Koma

Gudrun Heise30. Januar 2014

Michael Schumacher liegt seit Ende Dezember mit einem Schädel-Hirn-Trauma im Krankenhaus, zunächst im künstlichen Koma. Was passiert dabei im Körper und was passiert in der Aufwachphase?

https://p.dw.com/p/1Az5v
Patient im künstlichen Koma wird von Krankenschwester versorgt (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Es ist wie eine lang andauernde Vollnarkose: das künstliche Koma. Ärzte leiten es gezielt ein, ähnlich wie die Anästhesie vor einer Operation. Menschen, die einen schweren Unfall oder eine komplizierte Operation hatten, werden häufig in diesen Dauerschlaf versetzt, denn er ist oft lebensrettend.

Nach einem Sturz oder einem Aufprall des Kopfes kann es zu einem Schädel-Hirn-Trauma kommen, das Gehirn kann anschwellen, genauso wie andere Körperteile. Aber anders als am Knie oder am Arm kann diese Schwellung nirgendwohin ausweichen, denn das Gehirn ist von Knochen umschlossen.

Also steigt der Druck im Gehirn - das ist lebensbedrohlich. Der Druck muss abgesenkt werden. Dazu kühlen die Ärzte den Körper auf 32 bis 35 Grad Celsius herunter. Dadurch fährt der Stoffwechsel zurück, der Sauerstoffverbrauch reduziert sich. Aber das Gehirn erhält immer noch ausreichend Sauerstoff. Fehlt der, besteht die Gefahr, dass Nervenzellen absterben und es zu bleibenden Schäden kommt.

Schonzeit für den Körper

Der Körper wird so weit wie möglich entlastet: Auf der Intensivstation braucht er sich um viele Funktionen nicht mehr selbst zu kümmern. Ein Beatmungsgerät übernimmt das Atmen; Herzfrequenz und Blutdruck werden ständig überwacht. Ernährt wird der Patient über eine Magensonde oder über Infusionen.

Der Patient ist vor der Stresssituation geschützt, die für schwere Verletzungen typisch ist: Während der Dauernarkose hat der Betroffene keine Schmerzen, denn die sind durch Schmerz- und Narkosemedikamente ausgeschaltet.

Wieder zurück ins Bewusstsein

Wie lange ein Patient im künstlichen Koma liegt, hängt davon ab, wie schwer seine Verletzungen sind. Bei einigen dauert es nur wenige Tage, andere liegen etliche Wochen ohne Bewusstsein auf der Intensivstation.

Je länger die Narkose dauert, desto größer ist aber auch die Gefahr von Nebenwirkungen: Thrombosen können entstehen, es kann zu einer Lungenentzündung kommen oder zu Herz-Kreislaufstörungen, Muskeln und Immunsystem können geschwächt werden. Daher lassen Ärzte die Patienten nicht länger als unbedingt nötig in diesem Zustand.

Ist der Druck im Gehirn nicht mehr kritisch, kann der Patient jederzeit aus dem künstlichen Koma geweckt werden. Dazu wird die Zufuhr der Medikamente, also der Narkose- und Schmerzmittel, schrittweise reduziert. Und genauso schrittweise übernimmt der Körper dann selbst wieder die Funktionen, zum Beispiel die Atmung.

Patienten, die lange im künstlichen Koma gelegen haben und denen hohe Dosen an Medikamenten verabreicht wurden, können sich oft nach dem Aufwachen zunächst an vieles nicht mehr erinnern, sind stark verwirrt oder sogar aggressiv. Einige leiden unter Orientierungsstörungen. Ob das Gehirn dauerhaft geschädigt ist, das können die Ärzte aber erst feststellen, wenn der Patient aus dem künstlichen Koma erwacht ist.