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EU-Expertenpool gegen Ebola

19. Oktober 2014

Deutschland macht einen neuen Vorstoß zur Ebola-Bekämpfung: Außenminister Steinmeier will die Kräfte der EU-Staaten bündeln. Und die Regierung bestätigt bisher geheime Planungen für ein Ebola-Flugzeug.

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Frau am Boden neben Gesundheitshelfern in Schutzanzügen (Foto: John Moore/Getty Images)
Bild: Getty Images/John Moore

Eine zivile EU-Mission hat Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier im Kampf gegen die Ebola-Seuche vorgeschlagen. Dann hätten auch EU-Mitgliedstaaten ohne eigene Strukturen in den betroffenen westafrikanischen Ländern eine Plattform, um medizinisches Personal zu entsenden, sagte Steinmeier auf dem Weldgesundheitsgipfel (World Health Summit) in Berlin.

Der Außenminister sprach sich dafür aus, dass die Europäische Union künftig - ähnlich wie bei Wahlbeobachtern - einen Pool an medizinischen Experten aufbaut, die bei Bedarf in Krisenländer geschickt werden könnten. Steinmeier räumte ein, die internationale Gemeinschaft sei auf Ausmaß und Dynamik der Ebola-Epidemie wohl nicht ausreichend vorbereitet gewesen. Auch die EU müsse "schneller und schlagkräftiger" werden.

Lufthansa plant Ebola-Jet

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (Foto: dpa)
"Dynamik unterschätzt": Außenminister SteinmeierBild: picture-alliance/dpa

Um Ebola-Helfer, die selbst erkrankt sind, im Notfall nach Europa ausfliegen zu können, lässt die Bundesregierung ein Spezialflugzeug entwickeln. Das bestätigte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe auf dem World Health Summit.

Die Beschaffung des Flugzeuges ist Teil eines Bündels neuer Hilfsmaßnahmen, die die Bundesregierung für die Bekämfpung der Ebola-Epidemie plant. Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" hatte über das zunächst geheime Projekt berichtet. Bis Mitte November soll demnach das erste Flugzeug zur Verfügung stehen. Den Auftrag, eine solche Maschine bereitzustellen, habe die Lufthansa erhalten. Bisher verfügen nur die USA über Jets, in denen Ebola-Kranke sicher transportiert werden können. Die Maschinen wurden auch für bisherige Flüge hochansteckender Patienten nach Deutschland gemietet.

"Zerfall ganzer Staaten"

Gulfstream G-III Spezialflugzeug für Ebola-Krankentransporte
Gulfstream G-III für Ebola-KrankentransporteBild: Reuters

Auf dem Weltgesundheitsgipfel beraten mehr als 1000 internationale Experten aus Medizin, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft über die dringlichsten Gesundheitsprobleme. Neben der Ebola-Seuche geht es um die Auswirkungen des Klimawandels und mögliche Reaktionen auf Großkatastrophen wie den Atomunfall in Fukushima.

Der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, warnte nach einem Besuch in den am stärksten betroffenen Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia vor einem Zerfall dieser Staaten. Nach seinen Angaben steigen die Preise für Lebensmittel stark an. Felder würden nicht mehr abgeerntet. Zudem trauten sich Menschen zur Behandlung anderer Krankheiten nicht mehr in Krankenhäuser - aus Angst, sich mit dem gefährlichen Virus anzustecken.

"Verlorene Generation"

Die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf appellierte im britischen Sender BBC eindringlich an alle Staaten, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen. Dabei seien Regierungen ebenso wie Nichtregierungsorganisationen gefordert. Eine ganze Generation drohe auch aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Epidemie ihre Zukunft zu verlieren.

Unterdessen gab auch Belgien bekannt, künftig Flüggäste auf Ebola-Symptome zu untersuchen. Entsprechende Kontrollen würden ab Montag am Brüsseler Airport durchgeführt. Vergleichbare Checks sind auch in den USA, in Kanada, Großbritannien, Frankreich und Tschechien angekündigt oder bereits in Kraft.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation wurden bisher über 9000 Ebola-Fälle registriert. Etwa 4500 Menschen sind nach offiziellen Zahlen an der Erkrankung gestorben.

jj/cr (dpa, epd, rtr)