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Go für Ghanas Start-ups

Gwendolin Hilse19. August 2014

Jung, motiviert und voller Ideen. Sie sind die Hoffnung einer ganzen Nation - doch haben es gerade junge Start-ups in Ghana nicht einfach, Fuß zu fassen. Das will eine deutsch-ghanaische Kooperation ändern.

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Bild: Reuters

Sie sind etwa 50 Zentimeter groß, werden bis zu 10 Kilogramm schwer, ähneln einem Biber und erfreuen sich auf westafrikanischen Tellern besonderer Beliebtheit: Der Grasnager gilt in Ghana als die Delikatesse schlechthin. Doch seit dem Ebola-Ausbruch, warnen Experten vor dem Verzehr von Wildfleisch. Die Verkäufe in den lokalen Garküchen gehen zurück, dabei weist das ghanaische Gesundheitsamt ausdrücklich darauf hin, dass Tiere aus kontrollierter Zucht unbedenklich sind. Ein Geschäftszweig, der in Ländern wie Nigeria, Elfenbeinküste und Benin seit einigen Jahren boomt.

Aufzucht und Vertrieb des Grasnagers: eine Geschäftsidee, von der auch Abubakari Amadu und Abdul-Jalilu Abdullai, Absolventen der Universität Cape Coast, angetan sind. "Der Grasnager gilt in sieben von zehn Regionen Ghanas als Delikatesse, es gibt also einen großen Markt." Zudem wissen immer mehr Ghanaer das cholesterinarme Fleisch zu schätzen, so Abdullai. Die importierten Hähnchenteile, die viele Ghanaer essen, seien zwar billig, aber ungesund und unhygienisch, meint Abdullai. Der Grasnager kostet auf dem Markt 25 Euro. "Wir wollen das Fleisch erstmals in kleineren Portionen verkaufen, dadurch wird es preiswerter", erklärt Abdullai. Bisher fehlte es den beiden an finanziellen Mitteln - doch 6000 Euro vom Deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) sollen Abhilfe schaffen.

Abdul-Jalilu Abdullai (li.) und Abubakari Amadu Foto: Johnny Bansah
Haben den Zuschlag in der Tasche: Abdul-Jalilu Abdullai (li.) und Abubakari AmaduBild: Johnny Bansah
Universität Cape Coast in Ghana Foto: Gwendolin Hilse
Mehr Praxisbezug mit Hilfe aus Bonn: die Universität Cape CoastBild: DW/G. Hilse

Praxisorientiertes Lernen für Ghanas Hochschulen

Die Uni-Absolventen von Cape Coast profitieren von einem Förderprogramm der Partner-Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Unter dem Motto "Lehren für Entwicklung - Unternehmertum und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in Afrika" unterstützt die Uni mit finanzieller Hilfe des BMZ junge Start-ups in Ghana. "Die Universitäten in Ghana sind forscherisch auf einem guten Niveau“, sagt Jürgen Bode, Professor an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. "Allerdings gibt es wenig Verständnis zwischen der Unternehmenswelt und den Hochschulen selbst." Diese Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis streben die Partner an. Wichtiger Grundstein ist neben einem praxisorientierten Lehrplan - das Gründungszentrum, der so genannte Business-Inkubator. In den Räumen des Inkubators stehen ausgewählten Start-ups Infrastruktur zur Verfügung: voll ausgestattete Bürozellen, ein Konferenzraum, Sekretärinnen sowie Unterstützung von Mentoren. Lehrkräfte aus Ghana lernen in Bonn praxisnahes Unterrichten, Studenten der Universität Cape Coast bekommen die Gelegenheit zu Auslandssemestern an der Hochschule Bonn-Rhein Sieg.

2013 wurde im Rahmen des praxisnahen Kurrikulums erstmals ein Wettbewerb für die beste Geschäftsplanung ausgeschrieben: Studenten wurden aufgefordert, ihre Businesspläne für ein Start-up-Unternehmen einzusenden. Den Gewinnern winkten Prämien und der Einzug in den Inkubator.

Business einmal anders - von der Stadt aufs Land

Das Gründerzentrum an der Uni Cape Coast
Das Gründerzentrum an der Uni Cape CoastBild: DW/G. Hilse

Amadu und Abdullai konnten mit ihrem Geschäftsplan für die Grasnagerfarm überzeugen und gewannen den ersten Platz. "Wichtig war, dass es für die Geschäftsidee einen Markt gibt und dass sie auch in der Realität umzusetzen ist", erklärt Rosemond Boohene, Professorin an der Universität Cape Coast. Außerdem konnte das Team mit ihrem Projekt punkten, weil es auf einer landwirtschaftlichen Basis beruht. "In Ghana haben wir zurzeit ein großes Problem mit der Landflucht", sagt Boohene.

Die Zahl der jungen Leute, die auf der Suche nach Arbeit in die Städte strömen, übertrifft bei Weitem die Beschäftigungsmöglichkeiten. Laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung arbeiten 88 Prozent der Ghanaer im informellen Sektor: fliegende Händler, Schuhputzer und junge Leute, die allerhand Dienstleistungen anbieten. Auch kann die private Wirtschaft den vielen Universitätsabsolventen nicht gerecht werden. Laut dem ghanaischen Statistikamt liegt die Arbeitslosenquote bei 12,9 Prozent. Über 60 Prozent der Arbeitssuchenden sind zwischen 15 und 24 Jahre alt - damit hat Ghana eine der höchsten Jugendarbeitslosenquoten weltweit. "Ich sage meinen Studenten immer, dass es keinen Job gibt, der auf sie wartet. Sie müssen selbst einen schaffen", sagt Boohene.

Dabei wolle die Hochschule Bonn-Rhein Sieg sie unterstützen sagt Jürgen Bode: "Einer unserer größten Erfolge ist, dass es uns gelungen ist, ein richtiges Netzwerk an Unternehmen geschaffen zu haben, die bereit sind, mit der Universität zusammenzuarbeiten." Geschäftsmänner kommen als Gastsprecher in den Unterricht, bieten Exkursionen und Praktika an.

Eine fruchtbare Zusammenarbeit

Der afrikanische Grasnager Foto: Gwendolin Hilse
Delikatesse und Businessidee: der afrikanische GrasnagerBild: DW/G. Hilse

Zeal Environment, ein Unternehmen aus der Umwelttechnik, ist Teil dieses Netzwerkes. "Die Zusammenarbeit mit der Universität war für uns bisher sehr fruchtbar.", sagt Geschäftsführer Kweku Ennin. Immer wieder kommen Studenten für Praktika und Forschungen zu ihm. "Mittlerweile haben wir einige Absolventen der Uni Cape Coast, die bei uns fest angestellt sind." Ennin weiß von den Herausforderungen vor denen Jungunternehmer in Ghana stehen: "Das größte Problem ist die Finanzierung. Keine Bank möchte ein Start-up-Unternehmen unterstützen, weil sie es als zu hohes Risiko einstufen."

Ohne die Hilfe der Partner-Universität wäre der Traum von der eigenen Grasnagerfarm wahrscheinlich noch länger einer geblieben, meint Abdullai. Doch mit dem Kapital, dass ihnen nun zur Verfügung steht können sie Land, Käfige und Bestand finanzieren. Amadu und Abdullai sind zuversichtlich, dass sie bis Ende des Jahres die ersten Grasnager auf ihrer eigenen Farm versorgen können.