1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Stammplatz für Jones!

Stefan Nestler1. Oktober 2013

In sieben Spieltagen hat es kein einziges torloses Unentschieden gegeben. Herrlich findet das DW-Sportreporter Stefan Nestler - und hofft, dass das Beispiel des FC Schalke 04 nicht Schule macht.

https://p.dw.com/p/19sMz
Symbolbild für die Kolumne Flügelzange. DW-Grafik: Peter Steinmetz
Bild: DW

Ich hasse Nullnummern. Es mag ja sein, dass bei hundert 0:0-Partien gefühlt auch vier oder fünf dabei sind, die ohne Tore Spannung versprühen. Aber der Rest: Gurkenspiele, todlangweilig. Möglich, dass sich der eine oder andere Taktikfuchs verzückt die Hände reibt. Aber solche Fußball-Psychos gehören für mich auf die Couch. Ich bin nicht nur Fußball-Fan, sondern auch Tore-Fan. Eine schmerzhafte 4:5-Niederlage meines Leib- und Magenvereins, bei der ich - wenn ich Wechselklamotten mitnähme - vor Aufregung nicht nur ein, sondern drei T-Shirts durchschwitze, ist mir lieber als ein ermauertes 0:0. Natürlich mit der kleinen Einschränkung, dass es sich nicht um eine Alles-oder-Nichts-Partie handelt, bei der ein Punkt zum Nicht-Abstieg, Aufstieg oder zur Meisterschaft reichen würde.

Tore satt

Diese Bundesliga-Saison macht mir bisher richtig Spaß. Sieben Spieltage sind vorüber und noch keine Nullnummer! Stattdessen 212 Tore in 63 Spielen, das macht einen Schnitt von mehr als drei Treffern pro Partie. So viele Tore in der ersten Phase einer Bundesliga-Saison gab es zuletzt vor 28 Jahren - zu einer Zeit, als die meisten aktuellen Kicker noch in die Windel machten oder noch gar nicht geplant waren. Schon melden sich die Sportpsychologen zu Wort: Die Kader der Clubs seien inzwischen so ausgeglichen, dass fast jeder Profi um seinen Platz in der Stammelf fürchten müsse. Und dieser Druck führe dann im Spiel zu individuellen Fehlern - und Toren des Gegners.

Jermaine Jones zieht sich das Trikot über den Kopf. Foto: dpa-pa/Revierfoto
Wir wollen den Jones sehen!Bild: picture-alliance/dpa

Birnis müssen spielen

Schöner formulierte das Jens Keller. "Hören Sie mir auf mit der Scheiß-Mentalitätsfrage!", wetterte der Trainer des FC Schalke 04, nachdem seine Mannschaft am vergangenen Samstag in Hoffenheim eine 3:1-Führung verspielt hatte und am Ende mit dem 3:3 noch gut bedient war. "Das hat bei dem einen oder anderen mit der Birne zu tun." Keller meinte vor allem Jermaine Jones, der sich haarsträubende Fehler geleistet hatte. Für das Champions-League-Spiel beim FC Basel wurde der 31-Jährige suspendiert. "Denkpause" tauften die Schalker Fußball-Poeten die Strafe für Jones. Der Gemaßregelte wollte sich als Retourkutsche gleich am Knie operieren lassen, was nicht unbedingt gegen Kellers Birnen-Äußerung sprach.

Dennoch darf das Schalker Beispiel keine Schule machen. Wenn wir alle Birnis auf die Bank setzen, macht doch keiner mehr Fehler. Dann ist es vorbei mit der Torherrlichkeit und die Null steht wieder doppelt. Deshalb fordere ich: Stammplatz für Jones!