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Nutzfahrzeugemesse in Hannover

Sabine Kinkartz17. September 2012

Die IAA-Nutzfahrzeuge in Hannover ist die weltweit wichtigste Messe für Lastwagen, Busse und Transporter. Jeder zweite Aussteller kommt aus dem Ausland. Große Themen sind Umwelt und Sicherheit.

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Ohne LKW läuft nichts in der Wirtschaft (Bild: VDA)
Bild: VDA/schoening-fotodesign.de

Nord- und Südamerika, West- und Ost-Europa, Asien und Australien: Auf der 64. Internationalen Automobilausstellung Nutzfahrzeuge (IAA) vom 20.-27.09.2012 wird der Blick frei auf eine weltweit vertretene und aktive Branche. Mit 152 Ausstellern führt China die Hitliste der ausländischen Länderbeteiligungen an, dicht gefolgt von der Türkei und Italien. Insgesamt tummeln sich mehr als 1900 Aussteller auf der IAA, neun Prozent mehr als im Jahr 2010.

Das beherrschende Thema der Messe wird einmal mehr "Effizienz" lauten. Kein Wunder angesichts steigender Ölpreise und zunehmender Umweltauflagen. Die deutschen Aussteller punkten hier mit Fahrzeugen, die die neueste Abgasnorm (EURO-VI) erfüllen. Verglichen mit LKW früherer Zeiten sei das ein Quantensprung, meint Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Gegenüber der ersten Norm EURO-I hätten sich die Schadstoffemissionen um 98 bis 99 Prozent verringert. "Es hat mal jemand spöttisch gesagt, es sei hinter dem Auspuff inzwischen sauberer als im sonstigen Teil der Luft. Das ist eine technische Meisterleistung, die bei der EURO-VI mit Milliardeninvestitionen erreicht worden ist."

Um 6,50 Meter ueberragt ein sogenannter Gigaliner, links, ein normales Gespann, Mitte, am 22. August 2007 auf dem Betriebshof einer Spedition in Osnabrueck.(AP Photo)
Riesenlaster auf deutschen Straßen: Sogenannte Gigaliner sorgen für Streit in DeutschlandBild: AP

Technischer Fortschritt kostet

Milliarden, die die Automobilbauer über die Fahrzeugpreise wieder erwirtschaften müssen. Bis zu 12.000 Euro mehr muss ein Spediteur für einen neuen LKW bezahlen, wenn dieser die neue Abgasnorm erfüllen soll. Eine gewaltige Investition für überwiegend mittelständische Unternehmen, die sich nach Ansicht des VDA spätestens bei der Maut, also der Straßen-Nutzungsgebühr für deutsche Autobahnen rechnen sollte. Derzeit müssen - abhängig von der Achsenzahl und dem Schadstoffausstoß - 14 bis 28 Cent pro Kilometer bezahlt werden. Für Euro-VI Fahrzeuge sollte die Maut auf 10 Cent pro Kilometer gesenkt werden, um die Fahrzeuge wirtschaftlich attraktiver zu machen.

Während die Emissionen von Stickoxid und Feinstaub bei den neuesten Motoren bereits gegen null tendieren, lassen die großen Fortschritte bei den CO2-Emissionen noch auf sich warten. Zwar werden die alternativen Antriebe, also Elektromobilität, Hybrid und Brennstoffzelle auf der IAA umfassend behandelt werden. Für schwere LKW werde jedoch der Dieselmotor noch lange der entscheidende Antrieb bleiben, wie VDA-Präsident Wissmann sagt. "Man kann einen 40-Tonnen-Lastzug nicht wirtschaftlich batterieelektrisch betreiben, denn die Batterie würde mehrere Tonnen Nutzlast kosten."

Trolley-Truck auf der Teststrecke in Brandenburg
Elektro-LKW sind noch die Ausnahme: Hier ein Versuchsmodell von SiemensBild: Siemens AG

Die Zukunft ist digital

CO2 kann aber auch auf andere Weise eingespart werden. 40 Prozent des Kraftstoffverbrauchs im Fernverkehr sind auf Luftwiderstand zurückzuführen. Die Ingenieure tüfteln daher an aerodynamischen Verbesserungen, die auf der IAA in Form von Zukunftsstudien und seriennahen Entwürfen für Zugmaschinen und Trailer zu sehen sein werden. Ein weiteres Thema ist die digitale Vernetzung. "Die ist im Nutzfahrzeugsektor wesentlich, weil sie für die wirtschaftliche Abwicklung von großer Bedeutung ist", betont Wissmann. Das Fahrzeug werde immer stärker kommunizieren, ob mit dem Internet, mit anderen Fahrzeugen oder mit der Infrastruktur. Stichworte sind hier auch Telematik, Fahrerassistenzsysteme, Verkehrsmanagement und Infotainment.  

Doch auch die derzeit noch nicht so umfangreich ausgerüsteten Fahrzeuge deutscher Hersteller verkaufen sich weltweit bestens. Bedingt durch die Staatsschuldenkrise werden die Neuzulassungen bei den LKW über sechs Tonnen in Westeuropa in diesem Jahr zwar um vier Prozent auf 250.000 Stück zurückgehen. Der US-Markt kann diesen Rückgang jedoch überkompensieren. Er wächst in diesem Jahr um rund 20 Prozent auf mehr als 350.000 verkaufte schwere LKW. Rund ein Drittel davon stammt aus deutscher Produktion. Ähnlich gut können deutsche Hersteller auch von der wachsenden Nachfrage in Russland profitieren. Dort wächst der Markt in diesem Jahr um ein Viertel und ist mit 160.000 Fahrzeugen fast doppelt so groß wie der deutsche.