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Spielzeug mit Öko-Botschaft

Torsten Schäfer 30. April 2012

Green Gadgets sind kleine Alltagshelfer, die nützlich und umweltfreundlich zugleich sind. Mit pfiffigen und spielerischen Elementen schaffen sie - wie nebenbei - ein neues Bewusstsein für erneuerbare Energien.

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Solarbetriebene Tasche in Afrika (Foto: CC/Erik Hersman)
Green Gadgets sind nützliche, oft solarbetriebene Alltagshelfer wie diese Taschen, die Strom abgeben.Bild: CC/Erik Hersman

Wer glaubt, ein Fußball sei alleine zum Tore schießen da, der irrt. Das runde Leder kann auch Strom liefern – zumindest der Ball, den zwei Harvard-Absolventinnen 2008 erfunden haben. Ihr „Soccket“ ist ein rollender Stromproduzent, der sich beim Spielen auflädt und die elektrische Energie dann wieder abgibt – etwa, um Licht zu spenden für Menschen, für die Elektrizität nicht verfügbar ist. Also potenziell für mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung. 30 Minuten Soccket-Spiel sollen drei Stunden Licht bringen.

Der Ball kommt vor allem Kindern in ärmeren Ländern zugute. Denn mit dem 6-Watt starken Soccket-Generator können nicht nur Lampen betrieben werden, sondern auch Lautsprecher, Mobiltelefone, Wasser-Aufbereiter und Kochstellen. Die erste Form des größtenteils recycelbaren Energie-Balls, den Jessica Matthews und Julia Silverman entwickelt haben, arbeitete mit einer Induktionsspule, die die beim Rollen frei werdende Energie speichert. Das übernimmt inzwischen ein magnetischer Gleichstrom-Generator. Die Erfinderinnen  wollen nun in die Massenproduktion einsteigen – über ihre Non-Profit-Organisation Uncharted Play, die den Ball von New York aus in die Welt bringen will. Für eine 60-Euro-Spende geht ein Ball in ein Entwicklungsland.

Ein neuer Trend

„Green Gadgets“, hilfreiche und spielerische Geräte, die oft auf erneuerbare Energien setzen, liegen im Trend - auch wenn es viele Produkte bislang erst als Modell gibt. Doch die gibt es immerhin bereits in vielen unterschiedlichen Bereichen: von Spielzeug über Elektronik-Geräte und Bürobedarf bis zu Möbeln.

Gerade bei den Spielgeräten ist die Vielfalt groß. Junge Tüftler können sich besonders gut austoben: Verschiedene Hersteller haben Experimentierkästen ins Programm genommen, mit denen kleine Solarautos und Flugzeuge gebastelt und Brennstoffzellen montiert werden können. In Deutschland sind Mittelständler sehr aktiv wie etwa der Spielwarenhändler HCM Kinzel mit seiner Serie „Green Sciences“ zu der ein Solar-Eier-Kocher und ein Bausatz für ein Windrad gehören. „Das Segment wächst schnell“, sagt Sascha Mehl, Assistenz der Geschäftsleitung. „Und wir sehen noch ein großes Potenzial.“

Mehls liebstes Produkt ist die Kartoffeluhr: In den Erdapfel werden Zink- und Kupferstäbchen gesteckt, die als Elektroden fungieren und mit Kabeln verbunden sind. Durch die Säure des Kartoffelsaftes kommt eine Elektrolyse in Gang, bei der genug elektrische Energie für den Betrieb einer kleinen Digital-Uhr entsteht. „Mit solchen  Entwicklungen wächst das Bewusstsein dafür, dass man mit alltäglichen Mitteln Energie erzeugen kann“, sagt Mehl.

Unerschöpfliche Ideenvielfalt

Auch die eigenen Muskeln sind eine Energiequelle: Eine Schüttel-Taschenlampe etwa braucht keine Batterien oder Akkus. Sondern mehrere kräftige Rucke. Oder ein Kurbel-Radio, das mithilfe der Oberarm-Muskulatur aufgeladen wird.

Der Ideenvielfalt sind keine Grenzen gesetzt: Es gibt Karten-Quartett-Spiele mit E-Autos, Wasserstoff-Miniatur-Mobile, Energie-Wissensspiele und Windkraftanlagen für die Modell-Eisenbahn-Landschaft. „Green Gadgets stärken früh den Glauben, dass saubere Energieerzeugung funktioniert und langfristig eine große Chance hat“, sagt Spielwaren-Experte Mehl.
 

ein grüner Fußball, der als Batterie dient, weil er beim Spiel Energie erzeugt (Foto: CC/LoveGreenPhotos)
Der Soccket-Ball lädt sich beim Spielen auf und versorgt Handys und andere Geräte mit StromBild: CC/LoveGreenPhotos



Schwarze Module statt grüne Blätter

Künstlerisch inspiriert ist der 299 Euro teure Solar-Bonsai „Electree“ des französischen Designers Vivien Muller: Statt Blättern hängen an dem Energie-Baum kleine Solarmodule, die einen integrierten Akku aufladen, der einen USB-Anschluss hat. Über den Akku können dann Elektronik-Geräte mit Strom versorgt werden. Jeder Besitzer kann selbst über die Zahl der Module entscheiden und sich damit seinen eigenen Baum gestalten: Maximal möglich sind 27 Solarmodule, mit denen der Baum 40 Zentimeter hoch ist. Wie jede echte Pflanze braucht der Electree möglichst viel Sonne und sollte deshalb nahe am Fenster stehen - nur die Gießkanne sollte hier besser nicht zum Einsatz kommen..

Solche Produkte sind jedoch mehr teure Lifestyle-Accessoires als Best-Practice-Modell wie der Soccet, die robusten Solar-Handys oder Strom spendende Tragetaschen, die in armen Ländern die Energieversorgung verbessern sollen. Denn für Jessica Matthews und Julia Silverman steckt hinter ihrem Ball auch eine Vision: „Wir hoffen, dass wir andere inspirieren können“, erklärt Matthews. Es gehe darum, die Zukunftsthemen der Menschheit anzugehen und Spaß mit ökologischem Engagement zu verbinden.

 

Solarmodule, angeordnet wie ein kleiner Baum (Foto: CC/miocapitano)
Der Electree ist ein Solar-Bonsai, der Aufsteck-Module statt Blätter hat – und wie eine richtige Pflanze nahe am Fenster stehen mussBild: CC/miocapitano