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Spatenstich für umstrittenen Nicaragua-Kanal

22. Dezember 2014

Ein "Jahrhunderttraum" wird wahr: Die Arbeiten am Nicaragua-Kanal haben begonnen. Doch die neue Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik ist umstritten. Menschenrechtler und Umweltschützer protestieren.

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Demonstration gegen Bau des Nicaragua-Kanals
Bild: Reuters/O. Rivas

Unter lautstarken Protesten haben in Nicaragua die Arbeiten an dem umstrittenen Pazifik-Atlantik-Kanal begonnen. Präsident Daniel Ortega gab bei einer feierlichen Zeremonie in der Hauptstadt Managua den Startschuss für das Megaprojekt, wie die Zeitung "El Nuevo Diario" berichtete. Für die Regierung ist der Kanal ein "großes Weihnachtsgeschenk" für die Bevölkerung, doch die Verbindung ist nicht unumstritten: Bereits in den vergangenen Wochen demonstrierten Tausende Menschen im ganzen Land und riefen mit Transparenten zum Rückzug der chinesischen Baufirma HKND auf. Viele fürchten, dass Nicaragua seine Souveränität an das mächtige China abgibt. So hat sich die HKND-Gruppe die Betreiberrechte des Kanals für die nächsten 50 Jahre gesichert, die um weitere 50 Jahre verlängert werden können. Dem Investor sollen 49 Prozent und dem Staat 51 Prozent der Anteile gehören.

Die Route verläuft zudem durch Siedlungsgebiete indianischer Gemeinschaften, die umgesiedelt werden sollen. Schätzungen zufolge sind davon mehr als 100.000 Menschen betroffen. Umweltschützer sorgen sich um Naturschutzgebiete, Urwaldflächen und den Nicaragua-See. Durch diesen soll etwa ein Drittel des Kanals laufen - eine Verschmutzung des großen Süßwassersees würde nicht nur die ohnehin prekäre Trinkwasserversorgung der Bevölkerung beeinträchtigen, sondern auch das gesamte Ökosystem des Sees. Die Regierung von Präsident Daniel Ortega hingegen sieht den Kanal als Möglichkeit, das zweitärmste Land Lateinamerikas aus der Misere zu führen: Ihren Angaben zufolge winken Milliardeneinnahmen und mindestens 50.000 Arbeitsplätze.

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China will Rohstoffe aus Lateinamerika

Den etwa 40 Milliarden Dollar teuren Bau des Kanals will die chinesische HKND-Gruppe finanzieren. Dahinter stehen der Oligarch Wang Jing und offenbar auch die chinesische Regierung. Peking will sich durch den Bau vom US-amerikanisch dominierten Panama-Kanal unabhängig machen und Rohstoffe etwa aus Venezuela durch eine eigene Schiffspassage transportieren.

Und die Chinesen drücken aufs Tempo: Bereits Ende 2019 soll das Konkurrenzprojekt zum Panama-Kanal fertiggestellt werden. Dafür wird eine mehrere Hundert Meter breite und 30 Meter tiefe Fahrtrinne auf einer Länge von 278 Kilometern ausgehoben - das ist etwa dreimal so lang wie der Panama-Kanal. Neben der Schiffsstraße sollen Häfen, ein internationaler Airport, Fabriken und eine Freihandelszone entstehen.

ab/se (dpa, epd)