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Entscheidung bei Brasilien-Wahl

25. Oktober 2014

Die Brasilianer stimmen in einer Stichwahl über ihren künftigen Präsidenten ab. Nach einem erbittert geführten Wahlkampf sehen Umfragen Amtsinhaberin Rousseff und Herausforderer Neves nahezu gleichauf.

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Präsidentenstichwahl in Brasilien (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Nelson Almeida/AFP/Getty Images

Mit Ergebnissen wird bereits kurz nach Schließung der Wahllokale am Abend (Ortszeit) gerechnet. Im Wahlkampf haben sich die Kandidaten Dilma Rousseff und Aécio Neves nichts geschenkt. Das wurde auch beim letzten TV-Duell der politischen Kontrahenten vor der Stichwahl deutlich. Vor laufenden Kameras lieferten sich Staatschefin Roussef von der linksgerichteten Arbeiterpartei PT und Neves von der Mitte-Rechts-Partei PSDB ihren bislang heftigsten Schlagabtausch.

Neue Korruptionsvorwürfe kommen Neves wie gerufen

In der von Millionen Zuschauern verfolgten Sendung auf TV Globo setzte Neves alles auf Angriff und warf Rousseff vor, "den schmutzigsten Wahlkampf in der Geschichte" Brasiliens geführt zu haben.

TV-Duell: Neves kontra Rousseff (Foto: Reuters)
TV-Duell: Neves kontra RousseffBild: Reuters

Pünktlich vor der TV-Debatte hatte die Wochenzeitung "Veja" geschrieben, Rousseff und ihr Vorgänger Luiz Inácio Lula da Silva seien über das in der vergangenen Woche bekannt gewordene gewaltige Korruptionssystem beim staatlichen Ölkonzern Petrobras im Bilde gewesen. "Sie wussten alles" über das Schmiergeldsystem, lautete die Schlagzeile, das Blatt berief sich auf angebliche Geständnisse eines Hauptverdächtigen. Es geht um Milliarden-Beträge.

Rousseff wies im TV-Duell die Anschuldigungen als "Wahl-Terrorismus" zurück und unterstellte der Zeitschrift "Verleumdung und Rufmord". Sie werde gegen "Veja" juristisch vorgehen. Ihrem Kontrahenten Neves warf sie vor, er wolle Brasilien mit seinem Programm "zurückwerfen".

Hauchdünner Abstand vor Stichwahl

Im gesamten Wahlkampf war Korruption eines der wichtigen Themen. Vor allem Neves versuchte, aus einer Reihe von Skandalen Profit zu schlagen. In letzten Umfragen liegen er und Rousseff mit jeweils um die 45 Prozent der Stimmen nahezu gleichauf. Wie schnell sich das Blatt wenden kann, zeigt ein Blick auf die Umfragen der vergangenen Tage. Vor zwei Tagen hieß es noch, Rousseff gehe mit einem Umfragevorsprung von sieben Prozentpunkten ins Rennen. Vor gut einer Woche lagen die Kandidaten, wie auch jetzt wieder, fast gleichauf.

Die erste Wahlrunde hatte die Vorsitzende der PT mit 41,5 Prozent vor Neves mit 34 Prozent gewonnen. Jetzt stehen rund 142 Millionen Wahlberechtigte vor der Entscheidung, welchem der beiden Kandidaten sie in der Stichwahl ihre Stimme geben.

Staatschefin Rosseff setzt auf Kontinuität. Ihr wichtigstes Argument sind die Sozialprogramme, mit denen Millionen Brasilianer aus der Armut geholt wurden. Sie will die Programme fortsetzen und plädiert für staatlichen Einfluss auf die Wirtschaft, um mit höheren Löhnen und mehr Arbeitsplätzen das Gefälle zwischen Armen und Reichen zu verringern. In der Außenpolitik will Rousseff den unabhängigen Weg fortsetzen. Vor Konflikten mit den USA scheut sie nicht zurück.

Neves, Vertreter einer liberalen Wirtschaftspolitik, wirft der Regierung dagegen vor allem Versagen in der Wirtschaftspolitik vor. Er moniert ein geringes Wirtschaftswachstum von zuletzt 2,3 Prozent, hohe Inflation und ausbleibende Investitionen. Zudem habe der politische Einfluss auf die großen Staatsunternehmen zu Misswirtschaft geführt. Außenpolitisch plädiert der Konservative für mehr Freihandel und eine Annäherung an die USA.

qu/rb (dpa, epd, afp, rtr)