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Spannung im Schatten der Bayern

Stefan Nestler30. Januar 2015

Vor dem Start der Bundesliga-Rückrunde steht nicht das Titelrennen im Fokus, sondern vor allem der Abstiegskampf mit dem ungewöhnlichen Kandidaten Borussia Dortmund.

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Bayern-Trainer Guardiola beim Training mit seiner Mannschaft (Foto: Getty Images)
Bayern-Trainer Pep Guardiola warnt seine Spieler vor ÜberheblichkeitBild: A. Grimm/Bongarts/Getty Images

Die Meisterschaft ist gelaufen. Da sind sich vor dem Start der Bundesliga-Rückrunde fast alle einig. Zu groß war die Dominanz des FC Bayern in der Hinserie, zu weit hinken die zuvor als vermeintliche Konkurrenten gehandelten Mannschaften hinterher: elf Punkte Rückstand für den Tabellenzweiten Wolfsburg, 17 für Leverkusen, 18 für Mönchengladbach, Schalke und Augsburg auf den Plätzen dahinter.

Realistisch betrachtet stellt sich nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch wann der Rekordmeister aus München seinen 25. Meistertitel perfekt macht. "Die Meisterschaft ist schon entschieden. Das soll jetzt auch keine Tiefstapelei sein", sagte Wolfsburgs Manager Klaus Allofs in einem Interview des Fachmagazins "Kicker". "Die Bayern machen es so souverän, haben in ihrem Kader so viele Möglichkeiten." Die Verantwortlichen in München versuchen so gut es eben geht, den Ball flach zu halten. Sportvorstand Matthias Sammer sieht noch immer "Luft nach oben". Und Trainer Pep Guardiola macht mit Blick auf die Tabelle eine ganz eigene Rechnung auf: "Wir haben elf Punkte Vorsprung, das sind drei Spiele. Also müssen wir noch 14 der letzten 17 Spiele gewinnen. 14, nicht nur eins oder zwei!"

Klopp: "Wir sind nicht wie Aladin"

Niemand glaubt ernsthaft daran, dass die Bayern in der zweiten Saisonhälfte noch einbrechen, ganz im Gegenteil. "Der FC Bayern wird durch die Rückrunde marschieren", sagt Liga-Präsident Reinhard Rauball. "Aber es gibt sehr viele offene Entscheidungen, und es ist wichtig, dass die Bundesliga diese Spannung nutzt, um weiter für sich zu werben."

Vor allem der Abstiegskampf verspricht heiß zu werden. Den Tabellenzehnten Paderborn und Schlusslicht Freiburg trennen gerade einmal vier Punkte. Auf den hinteren Plätzen finden sich Vereine mit klangvollen Namen wie Hamburg, Stuttgart, Bremen - und auch Dortmund. Selbst die größten Pessimisten im BVB-Lager hätten wohl nicht erwartet, dass der Vizemeister der vergangenen Saison als Tabellenvorletzter überwintern musste. "Die Vorrunde auf Platz 17 zu beenden, fühlt sich an wie Urlaub auf einem Nagelbrett", befand Dortmunds Trainer Jürgen Klopp, der auf die ständigen Fragen, ob denn nun alles besser werde, zunehmend gereizt reagiert. "Wir sind nicht wie Aladin, reiben zweimal an der Wunderlampe und schießen die Gegner 8:0 aus dem Stadion", sagte Klopp nach dem mageren 1:1 im letzten Testspiel beim Zweitligisten Fortuna Düsseldorf.

Slowenischer Mittelfeldspieler Kevin Kampl (Foto: picture alliance/augenklick/R. Ibing)
Dortmunds Neuzugang, der slowenische Mittelfeldspieler Kevin KamplBild: picture alliance/augenklick/R. Ibing

Nicht auf Lorbeeren ausruhen

Auf dem Transfermarkt haben sich die Bundeslisten eher zurückgehalten. Die 18 Vereine investierten (Stand: 27. Januar) etwa 25 Millionen Euro für neue Spieler, das ist nur etwa die Hälfte der Rekordsumme im Winter 2010/2011. Die Wechselperiode in der Bundesliga endet am kommenden Montag. "Es sind weniger Spieler auf dem Markt, erst recht nicht ohne Ablöse", stellte Dirk Dufner fest, Sportdirektor bei Hannover 96. An mangelnden Einnahmen dürfte es jedoch nicht liegen, dass sich die Vereine bei der "Schnäppchenjagd" spürbar zurückhielten. In der vergangenen Saison setzte die Bundesliga 2,45 Milliarden Euro um, der zehnte Rekordwert in Serie.

Auf diesen Lorbeeren dürfe sich die Liga nicht ausruhen, warnte Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL). "Die Bundesliga, egal wie erfolgreich wir heute sind, befindet sich in einem Verdrängungswettbewerb", sagte Seifert. "Wir müssen uns noch besser positionieren." Die Euphorie über den WM-Triumph der Nationalmannschaft 2014, so der DFL-Funktionär, dürfe nicht dazu führen, in der Bundesliga überheblich zu werden. "Mittel- bis langfristig wird es nur zwei, maximal drei große Fußball-Ligen geben, denen die Fans rund um den Globus folgen werden. Entweder wir gehören zu diesen zwei, drei großen Ligen - oder es wird eine andere Liga sein."

Spannung auf Platz zwei bis 18

Ein bisschen mehr Spannung im Kampf um den Meistertitel würde dabei sicher helfen. "Die Stärke der Bayern hat einerseits positive Auswirkungen, was die Wahrnehmung der Bundesliga angeht", findet Wolfsburgs Manager Allofs. "Auf der anderen Seite ist die fehlende Spannung im Titelrennen aber kein Zustand, den wir über die nächsten Jahre hinaus haben möchten."

Rudi Völler, Sportdirektor von Bayer 04 Leverkusen, sieht die Bayern-Dominanz ganz pragmatisch: "Bisher schadet sie nicht. Man muss natürlich sehen, wie sich das weiterentwickelt. Aber auf den Plätzen zwei bis 18 wird es auch in den kommenden Jahren weiter spannend bleiben."