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Spanien sieht wieder Land

23. Januar 2014

Die schuldengeplagten Krisenländer der Eurozone stehen an den Märkten wieder hoch im Kurs. Jüngstes Beispiel: Spanien. Doch Experten mahnen: Der Reformeifer könnte nachlassen.

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Auf die spanische Euro-Münze wird die spanischen Flagge projiziert. (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ZB

Gestern vor der Pleite gerettet, heute Anlegers Liebling: Die Finanzmärkte haben die lange verschmähten Euro-Krisenstaaten wieder ins Herz geschlossen. Irland und Portugal erhalten endlich wieder Kredit von Investoren. Italien und Spanien können sich sogar so günstig Geld leihen wie selten zuvor. Selbst Griechenland plant eine Rückkehr an die Märkte.

Zur Wochenmitte sammelte Madrid auf einen Schlag die Rekordsumme von zehn Milliarden Euro bei Investoren ein. Die Gebote für die zehnjährigen Staatsanleihen lagen bei atemberaubenden 40 Milliarden Euro. "Die Euroländer befreien sich aus der Krise - eins nach dem anderen", sagt Volkswirt Christian Schulz von der Berenberg Bank. Sogar in Athen hat man neue Hoffnung geschöpft: "2014 wird Griechenland an die Märkte zurückkehren", kündigte Regierungschef Antonis Samaras in seiner Neujahrsansprache an.

Experten warnen vor Euphorie

Ökonomen bleiben aber kritisch. "Ich sehe selbst in einem günstigen Umfeld große Schwierigkeiten", sagt Chefvolkswirt Jürgen Michels von der BayernLB. Dennoch: Wenn sogar Griechenland laut über das bislang Undenkbare nachdenkt, muss die Zuversicht an den Märkten groß sein. Zu groß, mahnen bereits einige Experten. "Ich bin immer noch besorgt", sagte der ehemalige Bundesbankchef und jetzige UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber auf dem Weltwirtschaftsforum WEF im Schweizer Davos.

Tatsächlich klafft zwischen der Zuversicht der Anleger und der wirtschaftlichen Realität im Euroraum eine große Lücke. Während die Renditen für Staatsanleihen in Richtung historischer Tiefstände sinken, kommt die Konjunktur nur mühsam in die Gänge. Nach jahrelanger Durststrecke prognostiziert beispielsweise der Internationale Währungsfonds (IWF) für 2014 nur ein mageres Wachstum von 1,0 Prozent. Zu wenig für durchschlagende Erfolge beim Abbau der riesigen Schuldenberge, die die Staaten angehäuft haben.

Manche Experten sehen die entspannte Lage an den Märkten sogar als Gefahr an. "Die Schuldenkrise beruhigt sich weiter - eine Beruhigung, die schon fast beängstigend ist", sagt Cyrus de la Rubia, Chefökonom der HSH Nordbank. Denn sie könne dazu führen, dass die Reformbemühungen in den schuldengeplagten Ländern der Eurozone erlahmen. "Die Dinge sehen besser aus, als sie sind. Europa ist nicht zurück", warnt UBS-Chef Weber.

rbr/sti (rtr, dpa)