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Stierkampf zu Kulturgut erklärt

7. November 2013

Die Stierkampf-Gegner sind enttäuscht, die Anhänger erfreut. Das spanische Parlament hat das blutige Arena-Spektakel als immaterielles Kulturgut anerkannt. Doch was bedeutet dieser Beschluss in der Praxis?

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Der spanische Torero Alejandro Talavante im Kampf mit einem Stier (Archivfoto 2012: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Das Parlament in Madrid hat ein Gesetz verabschiedet, das den Stierkampf einem besonderen Schutz unterstellt. Nach Medienberichten stimmten die regierenden Konservativen im Senat, dem Oberhaus des Parlaments, für das Vorhaben. Die Sozialisten enthielten sich der Stimme. Die übrigen Parteien votierten gegen die Vorlage.

Das Gesetz sieht eine Reihe von Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung des Stierkampfes vor. Die Regierung wird aufgerufen, einen "nationalen Plan" für die Stierkampf-Förderung aufzustellen. Zudem soll sie sich dafür einsetzen, dass ein Antrag auf Aufnahme der "Corrida" in die UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes der Menschheit gestellt wird. Die Initiative zu dem Vorhaben war von einem Volksbegehren ausgegangen. Anhänger des Stierkampfes hatten dazu 600.000 Unterschriften gesammelt.

Mit dem Senatsbeschluss wird der Stierkampf, der in der heutigen Form in Spanien seit vier Jahrhunderten besteht, erstmals überhaupt gesetzlich anerkannt und einem besonderen Schutz unterstellt. "Dies war das Beste, was der Welt des Stierkampfes passieren konnte", sagte der Präsident des katalanischen Branchenverbands, Luis Gibert, der Zeitung "El País".

Spanien: Letzter Stierkampf in Barcelona

Appelle von Tierschützern

Tierschützer aus aller Welt hatten vergeblich an die Parlamentarier appelliert, den Gesetzentwurf zurückzuweisen. "Stiere zur Unterhaltung des Publikums zu quälen, gehört zu einer finsteren Vergangenheit und nicht ins 21. Jahrhundert", schrieb die US-Schauspielerin Pamela Anderson in einem offenen Brief an die Abgeordneten. Der Deutsche Tierschutzbund warnte davor, ein grausames Schauspiel als Kulturerbe zu tarnen, und betonte: "Nur ein generelles Verbot wäre zeitgemäß."

Katalonien hatte vor gut drei Jahren als erste Region auf dem spanischen Festland Stierkämpfe für illegal erklärt. Das Verbot trat Anfang 2012 in Kraft. Mit der aktuellen Erklärung des Stierkampfes zum Kulturgut konnten die Stierkampfbefürworter einen Erfolg feiern, aber ihre wichtigsten Ziele erreichten sie nicht: Mit dem Gesetz wird das Verbot in Katalonien nämlich nicht aufgehoben. Es wird auch nicht grundsätzlich verhindert, dass andere Regionen den Stierkampf ebenfalls für illegal erklären. Die Anerkennung als Kulturgut ist eher eine Geste symbolischer Natur, die den Staat kaum zu konkreten Maßnahmen zwingt.

Es scheint auch fraglich zu sein, ob das neue Gesetz an der schweren Krise etwas ändern wird, in der der Stierkampf seit Jahren steckt. Da die Gemeinden in Spanien eisern sparen müssen, ist vor allem in kleineren Orten kaum noch Geld mehr da für das Spektakel. In den vergangenen fünf Jahren ging die Zahl der Kämpfe um fast die Hälfte zurück. Die Besucher sind überwiegend ältere Leute. Mehr als vier Fünftel der jungen Spanier wollen von Stierkämpfen nichts mehr wissen.

kle/wl (dpa, epd, ape)