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Späte Gerechtigkeit für Ureinwohner

13. Februar 2013

Australiens Aborigines wurden mehr als zwei Jahrhunderte durch die weißen Siedler unterdrückt und missachtet. Jetzt sollen sie endlich als Ureinwohner des Kontinents anerkannt werden.

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Australien Aborigines (Foto:ddp images/AP)
Bild: dapd

Das Unterhaus des Parlaments in Canberra erklärte die Aborigines offiziell zu den ersten Bewohnern Australiens, 225 Jahre nach der Ankunft der ersten weißen Siedler auf dem fünften Kontinent. Der Gesetzesvorschlag passierte das Unterhaus einstimmig und soll nun im Oberhaus zur Abstimmung gestellt werden, wo eine Zustimmung ebenfalls als sicher gilt. Damit ist der Weg frei für ein Referendum zur Verfassungsänderung, mit dem die Ureinwohner Australiens einen Sonderstatus erhalten sollen. Die Abstimmung ist für kommendes Jahr geplant.

Entschuldigung über Parteigrenzen hinweg

Premierministerin Julia Gillard erklärte, die Abstimmung im Parlament sei ein Zeichen dafür, dass die Abgeordneten entschlossen seien, begangenes Unrecht wiedergutzumachen. Mit der geplanten Verfassungsänderung könnten Wunden geheilt werden, die "bis heute offen im Herzen unserer Geschichte liegen", sagte Gillard. Die Einigkeit in dieser Frage geht über die Parteigrenzen hinweg. So äußerte sich denn auch Oppositionsführer Tony Abbott ähnlich wie die Regierungschefin. "Wir müssen die Hartherzigkeit unserer Vorväter wiedergutmachen, um als vereintes Volk in die Zukunft zu blicken", betonte Abbott.

Vor fünf Jahren hatte der damalige Premierminister Kevin Rudd sich erstmals bei den Ureinwohnern für die Diskriminierung über Jahrhunderte entschuldigt. Er kritisierte vor allem ein bis in die 1970er Jahre über Jahrzehnte bestehendes Assimilierungsprogramm. Bis zu 100.000 Kinder wurden den Ureinwohnern weggenommen und in Heimen oder weißen Familien großgezogen, um ihnen angeblich bessere Startchancen im Leben zu geben. Oft wurden sie aber als billige Hausangestellte ausgenutzt. Erst im Jahr 1967 waren die Aborigines in einem Referendum zu gleichwertigen Bürgern erklärt worden.

Von der Strafkolonie zur Heimat für Millionen

Die Aborigines gelten als die am meisten benachteiligte Bevölkerungsgruppe Australiens. Ihre Lebenserwartung ist deutlich geringer und ihre Kindersterblichkeit deutlich höher als in der übrigen Bevölkerung. Im Jahr 1788 hatte Großbritannien die ersten Weißen in seine Strafkolonie Australien geschickt, aus der Heimat verbannte Verbrecher. Damals sollen auf dem Kontinent etwa eine Million Aborigines gelebt haben. Heute beträgt ihre Zahl nur noch 470.000. Insgesamt leben in Australien rund 22 Millionen Menschen.

qu/gri (dpa, afp, kna)