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Sorge über deutsche IS-Attentäter

17. September 2014

Nach Medieninformationen haben mehr deutsche Dschihadisten Anschläge für die IS im Irak und in Syrien verübt, als bisher angenommen. Die Rede ist von bis zu neun Selbstmordattentätern. Die Bundesregierung ist alarmiert.

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Polizisten stehen vor einem ausgebrannten Auto in Bagdad (Foto: AFP)
Bild: Amer Al-Saedi/AFP/Getty Images

Die Anzahl der aus Deutschland stammenden Selbstmordattentäter, die im Irak und in Syrien im Auftrag des "Islamischen Staates" (IS) Anschläge verüben, steigt nach Erkenntnis der Bundesregierung in besorgniserregendem Tempo. Dies berichtet der Rechercheverbund von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR. Demnach sind bislang mindestens fünf Anschläge eindeutig Tätern aus Deutschland zuzuordnen, drei bis vier weitere Attentate würden derzeit noch untersucht.

Er könne keine konkreten Zahlen von deutschstämmigen Attentätern bestätigen, so ein Sprecher des Innenministeriums am Mittwoch vor Journalisten in Berlin. Nur so viel: Das Innenministerium und die Sicherheitsbehörden würden von einer einstelligen Zahl ausgehen.

Europäer gelten als brutaler

Dem SZ-Bericht zufolge verübten die Täter aus Deutschland, die "Almanis" genannt werden, die meisten Anschläge in diesem Jahr in den irakischen Kurden-Gebieten und Bagdad. Nach Einschätzung westlicher Geheimdienste setze die Dschihadistengruppe auch aus Propagandamotiven gezielt Europäer für Selbstmordattentate ein.

Die Zahl der von ihnen verübten Anschläge habe sich seit Anfang März vervierfacht. "Sie werden gezielt angeworben und sind brutaler als die Araber", wurde der irakische Armeesprecher Kassem Atta zitiert. So war etwa der US-Journalist James Foley von einem IS-Kämpfer aus Großbritannien vor laufender Kamera hingerichtet worden.

James Foley in Schutzweste (Foto: ap)
Der US-Journalist James Foley wurde von einem britischen IS-Terroristen ermordetBild: dapd

Attentäter aus Ennepetal

Wie der Rechercheverbund berichtet, soll ein in Bagdad festgenommener mutmaßlicher IS-Funktionär gestanden haben, im Juli einen deutschen Selbstmordattentäter zu einem Anschlag im Süden Bagdads gefahren zu haben, bei dem zahlreiche Menschen getötet wurden, daraunter auch viele Kinder.

Die deutschen Behörden gehen demnach mit "großer Wahrscheinlichkeit" davon aus, dass es sich dabei um einen 21-jährigen Deutschen türkischer Herkunft aus Ennepetal im Ruhrgebiet handelte. Der festgenommene IS-Funktionär habe zudem ausgesagt, in einem Haus des IS in Falludscha drei weitere Deutsche getroffen zu haben, die noch auf ihren Einsatz warteten.

De Maizière: Unerträglicher Terrorexport

Bislang hat sich die Diskussion über deutsche IS-Kämpfer vor allem um Probleme durch ihre Rückkehr nach Deutschland gedreht.

Nun aber gebe es eine neue Dimension, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière der "Süddeutschen Zeitung". Und weiter: "Wir wollen nicht, dass aus Deutschland der Tod in den Irak gebracht wird. Der Export von Terror ist unerträglich und muss unterbunden werden." Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, wird mit den Worten zitiert, neben der Sicherheitslage in Deutschland gebe es auch eine Verantwortung gegenüber den Menschen, die in Syrien und im Irak lebten.

Der Verfassungsschutz kündigte am Mittwoch an, verstärkt potenzielle Unterstützer der IS-Miliz an der Ausreise zu hindern. Das bestätigte auch ein Sprecher des Innenministeriums. Eine Arbeitsgruppe gehe gerade der Frage nach, wie Ausreisen und gegebenenfalls Wiedereinreisen verhindert werden könnten. Da diese jedoch noch tage, könne er derzeit noch nichts zu den Ergebnissen sagen, so der Sprecher.

cw/qu (dpa, afp, epd)