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Sorge um Zivilbevölkerung in Mali

18. Januar 2013

Angesichts der schweren Kämpfe in dem westafrikanischen Land stellen sich die Vereinten Nationen auf einen riesigen Flüchtlingsstrom ein. Geflohene berichten von grausamen Verbrechen der islamistischen Rebellen.

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Malische flüchtlinge auf einem Karren an einem Kontrollpunkt der Armee (Foto: picture-alliance/ dpa)
Flüchtlinge in MaliBild: picture-alliance/dpa

Im Kampf gegen die militanten Islamisten in Mali rücken Regierungssoldaten unterstützt von französischen Kampfeinheiten immer weiter vor. Am Freitag eroberten sie die Stadt Diabaly aus der Hand der Rebellen zurück, wie der Bürgermeister der Ortschaft, Ourmar Diakite, der Nachrichtenagentur Reuters bestätigte. Dem Einmarsch sei ein Luftangriff vorausgegangen.

Mehr als 700.000 Flüchtlinge

Leidtragende der schweren Gefechte sind zunehmend die Zivilisten. Die Vereinten Nationen schlagen deshalb Alarm. Man stelle sich darauf ein, dass 300.000 Menschen in andere Teile ihres Landes und mehr als 400.000 in Nachbarländer fliehen würden, erklärte die Sprecherin des Flüchtlingshilfswerks der UN, Melissa Fleming, in Genf. Tausende Menschen seien bereits auf dem Weg nach Mauretanien, Burkina Faso, Niger, Algerien, Guinea und Togo.

Regionen abgeschnitten

Für die Zivilisten in Mali selbst wird die Lage immer prekärer. Hilfskräfte beklagen, dass sie die Menschen vor Ort nicht versorgen können. Ganze Regionen seien von Hilfe abgeschnitten, sagte ein Vertreter von "Ärzte ohne Grenzen" in Berlin. Auch alle Versuche, die umkämpfte Region um die Stadt Konna im Zentrum Malis zu erreichen, seien bisher vergeblich gewesen. "Trotz unserer wiederholten Anfragen verweigern die Behörden uns weiterhin den Zugang", sagte Programmleiter Malik Allaouna.

Nach seinen Worten sind seit Montag alle Zufahrten von malischen Streitkräften abgeriegelt. Malische Soldaten eroberten am Donnerstag Konna aus der Hand der Islamisten zurück, wie französische Soldaten bestätigten.

Immer mehr Kindersoldaten im Einsatz

Das Kinderhilfswerk World Vision verwies auf Berichte, nach denen Tausende von Kindern mit ihren Familien zwischen die Fronten geraten sind.

Nach Informationen der Hilfsorganisation rekrutieren die Islamisten inzwischen auch vermehrt Kinder als bewaffnete Kämpfer. So seien Jungen, die nicht älter als zehn Jahre seien, mit Gewehren ausgerüstet in den Kampf geschickt worden.

Hinrichtungen, Vergewaltigungen

Im vergangenen Jahr haben bereits mehr als 340.000 Malier wegen des Vorrückens der Islamisten und massiver Übergriffe durch die Rebellen ihre Heimat verlassen. Etwa 150.000 von ihnen setzten sich in benachbarte Länder ab. Flüchtlinge berichteten immer wieder von willkürlichen Hinrichtungen sowie von "Bestrafungen" wie das Abtrennen von Gliedmaßen, führte UN-Sprecherin Fleming weiter aus. Die Rebellen hätten sich bei ihrem grausamen Vorgehen auf die Scharia (islamische Rechtssprechung) berufen. Geflohene Augenzeugen schilderten weiter, Kinder seien von Islamisten als "menschliche Schutzschilde" vor Angriffen der Regierungssoldaten missbraucht worden. Zahllose Frauen seien vergewaltigt worden, weil sie ihre Körper nach Auffassung der militanten Rebellen nicht ausreichend verhüllt hätten oder Motorrad gefahren seien.

Etliche dieser Vorwürfe sind in einem Bericht des UN-Menschenrechtsrats dokumentiert. Er wurde jetzt der UN-Vollversammlung in New York übergeben.

se/det (kna, epd, dpa, afp, dapd, rtr)