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Sonne als Exportschlager

30. Dezember 2009

Sonnenstrom in der afrikanischen Wüste produzieren und die ganze Welt damit versorgen. Kann das wirklich klappen? Gerhard Timm, Vorstandsmitglied der Desertec-Foundation, steht Rede und Antwort.

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Dr. Gerhard Timm, Vorstandsmitglied der Desertec-Foundation (Foto: DW-TV)

DW-TV: Was antworten Sie Kritikern, die sagen, Europa müsse seinen Strom in Europa erzeugen, die Transportkosten seien zu hoch und man begebe sich mit Projekten wie Desertec in die Abhängigkeit politisch instabiler Staaten?

Ich glaube, dass Europa in der Tat die Aufgabe hat, einen Großteil seiner Energie auf der Basis erneuerbarer Energie selbst zu produzieren. Das wird aber nicht reichen. Die Potentiale sind zwar da, aber nicht die Verfügbarkeit. Windenergie gibt es nur, wenn der Wind bläst, und Photovoltaik gibt es nur, wenn die Sonne scheint. Die Solarthermie aber erzeugt zunächst Wärme. Wärme kann man speichern. Insofern steht Solarthermie als erneuerbare Energie durchgehend zur Verfügung. Nur sind die Bedingungen dafür in Europa nicht so gut. Deswegen gibt es die Idee, mit Hilfe des Desertec-Konzepts Solarenergie aus Nordafrika zu importieren. Das wird einen relativ kleinen Anteil ausmachen, im Bereich von 15 bis 20 Prozent der Energie, die Europa benötigt. Der andere Anteil muss in Europa auf der Basis erneuerbarer Energien erzeugt werden.

Was haben die Menschen in Nordafrika von Ihrem Projekt?

Die restlichen 80 Prozent der Solarenergie verbleiben in Afrika und fließen dort zur Nutzung in die Stromnetze. Das ist eine sehr stark wachsende Region, deren Bevölkerung im Jahre 2050 etwa so groß sein wird wie die Bevölkerung von Europa, mit vergleichbarem Stromverbrauch. Genau dafür ist dieses Projekt angelegt. Es ist in großen Teilen ein entwicklungspolitisches Projekt: in erster Linie sollen die Länder dort mit erneuerbarem Strom versorgt werden, ein relativ kleiner Anteil soll nach Europa fließen.

Wollen die Staaten Nordafrikas und der Nahe Osten denn mitmachen?

Ja, allerdings unterschiedlich intensiv. Tunesien, Marokko oder Ägypten sind große Befürworter des Konzepts. Die wollen lieber heute als morgen damit anfangen, sie produzieren auch schon andere erneuerbare Energien, das ist kein Widerspruch. Die Küstenregionen haben in der Regel sehr gute Windstandorte, aber auch dort wird es nicht reichen. Insofern braucht man ergänzend die Solarthermie. Viele Menschen in Nordafrika erkennen, dass sie damit eine Einnahmequelle schaffen, wenn sie kein Öl haben - und wenn sie Öl oder Gas haben, dass das irgendwann mal aufgebraucht ist und dass sie dann die Sonne, die dort in besonderem Maße scheint, exportieren können.

Autorin: Daniela Levy

Redaktion: Klaus Dartmann/Marlis Schaum