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Social Media: Das Fernsehen der neuen Generation?

Ofelia Harms Arruti2. Juni 2015

60 Prozent der jungen Amerikaner informieren sich über Politik auf Facebook. Nachrichten sollen möglichst Smartphone-kompatibel sein. Medienunternehmen versuchen auf den Zukunftstrend zu reagieren.

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Junge Menschen Smartphone Symbolbild
Bild: Fotolia/william87

"Ihr alle sprecht über die Trends meiner Generation, aber keiner von euch ist in meinem Alter!" Begeistert wurde dieser Vorwurf eines Zuschauers auf dem World News Media Congress vom Publikum gefeiert. Auf dem jährlichen Gipfeltreffen der Weltpresse in der US-Hauptstadt sind hauptsächlich weiße und graue Köpfe auf der Tribüne zu sehen. Hier präsentieren die CEOs der wichtigsten Medienunternehmen weltweit ihre neuesten Strategien. Dabei wollen sie vor allem die Generation der sogenannten "Millenials" erreichen und verstehen. Sie sind zwischen 19 und 34 Jahre alt und mit dem Internet groß geworden. Sie sind die Gegenwart und die Zukunft des Nachrichten- und Medienkonsums.

Über die Hälfte dieser jungen Generation in den USA erfährt nach einer neuen Studie des PWE Research Centers politisch relevante Informationen nur über Facebook. Bei den Babyboomern guckt genau der gleiche Anteil lieber Fernsehen. "Interessant ist, dass mehr als die Hälfte der Informationen auf dem News-Feed der Millenials politische Aspekte beinhaltet“, erklärt Amy Mitchell, Leiterin der Journalismusforschung bei PWE.

Es sei nämlich ein Fehler zu denken, junge Menschen hätten kein Interesse an Politik oder Nachrichten, meint Robert Picard, Forschungsleiter am Reuters Institute. "Oft finden sie jedoch keinen persönlichen Zugang zu den Themen, weil traditionelle Medien immer noch nicht verstanden haben, wie sie diese Generation interessieren und ansprechen sollen". Denn es sei nach wie vor schwer herauszufinden, wer genau - was, wo und wie lange- guckt, liest oder hört. "Der Nachrichtenkonsum dieser Generation wird immer personalisierter und ist im ständigen Wandel. Deswegen kann man für sie keine absoluten Tendenzen vorhersehen", so Picard.

"Zuerst mobil"

Fest stehe allerdings, dass Nachrichten für jedes einzelne Gerät anders produziert werden müssen. Dabei spiele die Version fürs Smartphone die wichtigste Rolle, weil Nachrichten hauptsächlich auf dem Weg von A nach B gelesen werden. "Wir produzieren zu allererst mobil, dann für das Tablet und den Desktop und dann, am Ende des Tages - wenn die Story dann noch relevant ist - wird sie gedruckt", erklärt Tom Miller, Marketingletier von USA Today.

Erst vor einigen Wochen hatten mehrere Verlage - unter ihnen Bild.de und Spiegel Online - angekündigt, in Zukunft komplette Stories direkt in der Facebook-App zu veröffentlichen. Das bedeutet, dass in Zukunft die Nachrichten und Multimedia-Reportagen direkt im Facebook-Newsfeed erscheinen, ohne dass der Anwender erst den Link zu der entsprechenden Website öffnen muss. Im Gegenzug bietet ihnen Facebook Werbeeinnahmen und Nutzerdaten an.

Mit Newzulu können Videos zeitecht hochgeladen werden.
Mit der App Newzulu können Videos in Echtzeit hochgeladen werdenBild: Newzulu/DW/O. Harms

Mit nur drei Sekunden Verzögerung

"So werden in Zukunft Eilmeldungen auf allen Bildschirmen erscheinen", meint Andy Crosby, Senior Vice President von Newzulu, eine App, die User Generated Content (UGC), während es noch gefilmt wird, online stellt. "Ein Vorfall wie zum Beispiel der von Charlie Hebdo könnte mit einer solchen App vor Ort live übetragen werden". Die seit April existierende App bietet Medienunternehmen und Nachrichtenagenturen zudem eine Software an, mit der sie das Videomaterial von Korrespondenten und Reportern "während das Haus noch brennt" auf ihre Webseiten stellen können. "Irgendwann werden dies auch die Fernsehsender machen und keine Übetragungswagen mehr brauchen", so Crosby.

Bereits Anfang des Jahres bot die App Periscope eine solche Technik an. Im März kaufte sie Twitter für 100 Millionen Dollar. "Newzulu funktioniert ähnlich wie Periscope, filtert jedoch widerwärtige oder beleidigende Inhalte" erklärt Crosby. Das geschieht in den drei Sekunden Verzögerung, die es zwischen der Aufnahme vor Ort und ihrer Übertragung im Internet gibt. Mit einer Milliarde Smartphones auf der Welt und einem immer schneller werdenden Netz sei dies "die Zukunft der Nachrichtenwelt und des modernen Journalismus".