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Skandal in Bayreuth?

22. Juli 2012

Eklat kurz vor der Premiere: Wegen Tattoos mit nationalsozialistischen Symbolen hat der Opernsänger Evgeny Nikitin seinen Auftritt als "Fliegender Holländer" bei den Bayreuther Festspielen kurzfristig abgesagt.

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Evgeny Nikitin in der Rolle des Fliegenden Holländers. ( Foto:Miinsky Theater, Sankt Petersburg)
Bild: Miinsky Theater

"Mir war die Tragweite der Irritationen und Verletzungen nicht bewusst, die diese Zeichen und Symbole besonders in Bayreuth und im Kontext der Festspielgeschichte auslösen", erklärte der 38-jährige Russe  in einer schriftlichen Stellungnahme. Nach einem Gespräch mit der Festspielleitung habe er sich dazu entschieden, auf seinen Auftritt auf dem Grünen Hügel zu verzichten.

Der Bassbariton Samuel Youn ist nun als Ersatz bereit: Youn habe bereits bei der Generalprobe zum "Fliegenden Holländer" am Samstag auf der Bühne gestanden, hieß es am Sonntag. Der Südkoreaner sei auch im Falle einer Erkrankung als Ersatz für Nikitin vorgesehen gewesen. Bis zur Eröffnung der Festspiele am kommenden Mittwoch (25. Juli) seien weitere Einzelproben mit Youn geplant. Die künstlerische Beschädigung der Inszenierung sei aber immens und könne auch mit einer Ersatzbesetzung möglicherweise nicht restlos abgewendet werden, betonte Regisseur Jan Philipp Gloger.

"Nicht einfach zur Tagesordnung übergehen"

#video#Die Festspielleitung und der Regisseur seien durch Filmaufnahmen der ZDF-Kultursendung "Aspekte" auf eine Tätowierung am Oberkörper Nikitins aufmerksam geworden, sagte Festspielsprecher Peter Emmerich. Oberhalb der Brust habe man ein Hakenkreuz erkennen können. Darüber sei zwar ein anderes Motiv gestochen worden. Dennoch betonte Emmerich: "Dazu muss man Haltung beziehen. Da kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen."

Schon am Abend vor seinem Rücktritt hatte Nikitin, der auch in einer Metal-Band spielt, der Zeitung "Bild am Sonntag" gesagt: "Ich bin mir bewusst, dass die Verbrechen, die in Nazi-Deutschland verübt wurden zu den schrecklichsten Verbrechen gehören, die je verübt wurden." Er habe sich die Tattoos in den Jahren 1989, 1990 und 1991 in Russland stechen lassen, und sie "in Büchern über nordische Mythen und aus Tattoo-Shop-Katalogen ausgesucht."  Der Bassbariton versicherte: "Die Zeichen haben für mich überhaupt keine politische, sondern nur eine spirituelle Bedeutung. Ich war nie Teil einer politischen Partei und bin es auch heute nicht."

Nikitin wurde 1973 in Murmansk geboren. Er studierte in St. Petersburg am Rimski-Korsakow-Konservatorium. Noch während seiner Ausbildung arbeitete er als Solist am Mariinsky Theater. Er gastierte später auf anderen großen Bühnen, so etwa bei den Salzburger Festspielen, bei der Metropolitan Opera und auch bei der Bayerischen Staatsoper in München.

re/gmf (afp, dapd, rtr, dpa)