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Impfstoff-Studien

Gudrun Heise20. Januar 2015

Die gute Nachricht: Die Ebola-Zahlen gehen in einigen Ländern zurück. Die schlechte Nachricht: Ohne genügend Infizierte wird es schwieriger, Ebola-Impfstoffe zu testen. Die Zeit drängt jetzt in zweierlei Hinsicht.

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Sierra Leone Ebola (Foto: REUTERS/Baz Ratner (SIERRA LEONE - Tags: HEALTH POLITICS)
Bild: REUTERS/Baz Ratner

Weltweit sind die Forscher zuversichtlich, bald einen Impfstoff gegen Ebola zu finden. Aber die Kandidaten müssen erst klinische Studien durchlaufen, und das gestaltet sich schwierig: "Wenn man einen Impfstoff gegen das Ebola-Virus entwickelt, dann muss man auch wissen, dass der Stoff sicher ist und dass er eine Immunantwort bei dem Geimpften anstößt", erklärt der Marburger Virologe Stephan Becker. Will man wissen, ob der Impfstoff wirklich schützt, dann muss man das dort machen, wo Ebola-Viren auftreten. Wenn jetzt die Zahl der Ebola-Virus-Fälle in Westafrika deutlich zurückgeht, dann ist es eine riesige logistische Herausforderung, eine Phase-III-Studie, also eine klinische Studie durchzuführen."

Für eine solche Studie brauchen die Forscher eben genügend Ebola-Patienten. Nur so können sie mit ausreichender Sicherheit sagen, ob der Impfstoff wirkt oder nicht. "Insofern haben wir jetzt diese völlig verrückte Situation, dass wir auf der einen Seite alle sehr froh sind, dass dieser Ebola-Virus-Ausbruch vermutlich in einigen Monaten vorüber sein wird. Auf der anderen Seite müssen wir uns jetzt wirklich beeilen." Und das gilt weltweit. Die größte Testreihe plant die amerikanische Gesundheitsbehörde NIH in Liberia. 30.000 Menschen sollen an der Studie teilnehmen.

Vielversprechende erste Tests

Forscher überprüfen zurzeit zwei Impfstoffe. Einer davon besteht aus einem abgeschwächten Erreger einer Bläschenkrankheit, die bei Rindern, Schweinen und Pferden vorkommt. Menschen werden davon nicht krank, sie zeigen lediglich grippeähnliche Symptome. Für den Impfstoff wird ein Gen dieses Virus durch das Ebola-Virus ersetzt. Einige der geimpften Personen hätten leichtes Fieber bekommen oder auch Gelenkschmerzen, so Becker. "Insgesamt sind diejenigen, die geimpft wurden, kurz danach oft müde. Das sind aber Nebenwirkungen, die im erwarteten Rahmen liegen."

Impfstoff gegen Ebola (Foto: REUTERS/Public Health Agency of Canada/Handout)
Noch gibt es keinen zuverlässigen Impfstoff gegen EbolaBild: Reuters

Im November waren Studien in Genf und Hamburg, aber auch in Kenia und Gabun gestartet worden. Die regelmäßigen Blutproben der Probanden werden in Marburg dann auf Ebola-Antikörper untersucht. "Wir sind jetzt gegen Ende dieser Phase-I-Studien angelangt", erläutert Becker. "Wir haben die ersten Daten zur Sicherheit. Vorläufig betrachtet, sieht es so aus, dass diese Impfstoffe in der Tat eine Immunantwort des Körpers anstoßen." Das allerdings zeigt noch nicht, ob der Stoff die Probanden auch tatsächlich vor einer Ebola-Infektion schützt.

Wettlauf gegen die Zeit

Es ist eine absurde Situation: Angesichts der sinkenden Infektionszahlen befürchten die Forscher, dass es immer schwieriger wird, aussagekräftige Tests in den betroffenen Gebieten durchzuführen. Das Fenster schließe sich im Moment, so der Virologe. Phase-2-Studien sollen bald beginnen. Dabei werden beispielsweise Menschen geimpft, die in den Ebola-Gebieten einer Infektion ausgesetzt sind: "Das sind Ärzte, Schwestern und Pfleger. Dann muss man überprüfen, ob sich diese Menschen mit dem Ebola-Virus anstecken oder ob der Impfstoff, den wir entwickelt haben, sie schützt."

Ebola Impfung in Mali (Foto: Alex Duval Smith/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++)
Impfstoff-Studien laufen in verschiedenen LändernBild: picture-alliance/dpa/Alex Duval Smith

Noch ist die Epidemie nicht vorbei. Noch immer gibt es Neuinfektionen. Zurzeit schätzt die WHO die Zahl der Todesopfer auf weit über 8.000. Die Phase-2-Studien in Westafrika sollen im Februar anlaufen, denn so Becker, es sei wichtig, die Wirkung des Impfstoffes auch für weitere, zukünftige Ausbrüche nachweisen zu können. Die klinischen Studien müssen in den Ebola-Gebieten durchgeführt werden "Eine Alternative gibt es nicht."