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Sichere Atomwaffen?

Shamil Shams | Waslat Hasrat-Nazimi16. Oktober 2013

Pakistans Atomwaffen sind sicher, betont der pakistanische Premierminister Sharif nach einem Besuch der Nuklearanlagen im Land. Einige Sicherheitsexperten sehen das anders.

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Von diesem Transporter können atomwaffenfähige Raketen abgefeuert werden Pakistanische Langstreckenrakete (Foto: Getty Images)
Bild: FAROOQ NAEEM/AFP/Getty Images

Der pakistanische Premierminister Nawaz Sharif wollte ein eindeutiges Signal senden: Es besteht keine Gefahr. Vergangene Woche besuchte er das nationale Kommandozentrum, das für die Bewachung der nuklearen Einrichtungen Pakistans zuständig ist. Der Premier wurde von Mitgliedern des Militärs begleitet, das in Verteidigungs- und Sicherheitsangelegenheiten das letzte Wort hat. Nach seinem Besuch sagte Sharif in Islamabad, das atomare Waffenarsenal sei "gut gesichert".

Die westlichen Staaten sind trotz dieser wiederholten Zusicherungen aber schon seit geraumer Zeit über die Sicherheit der pakistanischen Atomwaffen besorgt. Pakistan, das zuletzt im Jahr 1998 nukleare Tests durchführte, kämpft mit einer wachsenden islamistischen Bedrohung, die den Staat auf eine harte Probe stellt. In den vergangenen zehn Jahren haben Islamisten nicht nur Zivilisten, sondern auch militärische Einrichtungen angegriffen. Einige internationale Experten vermuten, dass die Taliban und Al Kaida es auf das nukleare Waffenarsenal des Landes abgesehen haben.

"Die Talibanisierung des pakistanischen Militärs"

Pakistans Ministerpräsident Nawaz Sharif (Foto: Reuters)
Pakistans Ministerpräsident Nawaz Sharif hat nur wenig Einfluss auf die SicherheitBild: Reuters

Die in Islamabad arbeitende Verteidigungsspezialistin Maria Sultan teilt die Einschätzung Sharifs. Die pakistanischen Autoritäten hätten sowohl die Atomwaffen als auch die zivilen Nuklearanlagen gut im Griff: "Pakistan hat die Kapazitäten und verfügt über ausreichende Technologie, um seine nuklearen Waffen zu überwachen", sagte sie der Deutschen Welle. Die Sorgen des Westens über die pakistanische Nuklearsicherheit seien unbegründet.
Auch der politische Analyst und Verteidigungsexperte Zahid Hussain vertritt diesen Standpunkt: "Pakistan hat seine nuklearen Tests vor mehr als fünfzehn Jahren durchgeführt. Seitdem ist nichts passiert. Pakistan hat sichergestellt, dass die nuklearen Waffen geschützt bleiben."

Anders sieht das Farooq Sulehria, ein in London lebender pakistanischer Journalist und Forscher, im Interview mit der Deutschen Welle: "Atomwaffenprogramme sind niemals sicher." Er betont insbesondere: "Die Talibanisierung des pakistanischen Militärs ist etwas, was wir nicht übersehen sollten." Die Taliban werden vom pakistanischen Geheimdienst und dem Militär unterstützt. Sulehria spekuliert, dass die Taliban aufgrund dieser engen Verbindungen durchaus in gefährliche Nähe zu pakistanischen Atomwaffen gelangen könnten.

Hinzu kommt: Die Milizen der Taliban haben immer wieder bewiesen, dass sie in der Lage sind, nicht nur zivile Ziele, sondern auch Militärstützpunkte anzugreifen. Im August 2012 stürmten mehrere mit Geschützen und Raketenwerfer bewaffnete Milizen eine Luftwaffenbasis in Kamra in der Provinz Punjab. Die Basis beherbergt mehrere Geschwader von Kampf- und Überwachungsflugzeugen. Die Luftwaffe sagte anschließend, dass keines der Flugzeuge zerstört wurde. Der Vorfall zeigt dennoch, wie entschlossen die Taliban sind. Vor allem im unruhigen Swat-Tal im Nordwesten des Landes haben die Extremisten einen großen Einfluss. Laut Verteidigungsexperten befinden sich mehrere Nukleareinrichtungen in der Nähe dieser Region.

Pakistanische Soldaten bewachen einen Checkpoint in Karachi (Foto: dpa)
Tausende pakistanische Soldaten sind im Kampf gegen die Taliban getötet wordenBild: picture-alliance/dpa

Atomwaffen als Versicherung

So oder so sind sowohl Islamisten als auch viele gemäßigte Pakistaner der Ansicht, dass Atomwaffen für die Sicherheit des Landes notwendig sind. Pakistans politische und religiöse Parteien verwenden ausnahmslos eine nukleare Rhetorik gegen Indien und westliche Staaten. So auch Abdul Basir, ein Student an der Universität Karachi: "Die Atombombe ist unser Beschützer. Sie garantiert uns Souveränität. Niemand kann Pakistan etwas anhaben so lange wir über die Bombe verfügen und das ist der Grund warum die USA, Indien und andere westliche Staaten sich dagegen verschworen haben." Das macht deutlich: Pakistan geht im Zweifel eher das Risiko ein, dass die Nuklearwaffen in falsche Hände geraten, als auf sie zu verzichten.