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25 Jahre Fanta 4

Suzanne Cords/ Jürgen Brendel 10. Juli 2014

Seit einem Vierteljahrhundert stehen sie zusammen auf der Bühne. Die Stuttgarter gelten als Pioniere des deutschprachigen HipHops und zählen zu den erfolgreichsten Bands Deutschlands.

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Die fantastischen Vier
Bild: imago/Becker&Bredel

Alles begann auf einer selbstgezimmerten Bühne in einem ehemaligen Stuttgarter Kindergarten. Dort gaben die Fantastischen Vier am 7. Juli 1989 ihr erstes Konzert. "Ich kann mich noch äußerst bruchstückhaft erinnern", sagt Bandmitglied And.Ypsilon 25 Jahre später. "Das war eine sehr improvisierte Bühne, mit ein paar aufeinandergestapelten Europaletten. Ich stand mit meinem Tapedeck da und habe die Basisbeats abgefeuert." Diesen Tag haben Fanta 4, so der Spitzname, zu ihrem Geburtstag auserkoren.

Rund 50 Gäste kamen damals zu dem Gig, heute füllen Thomas D., Smudo, And.Ypsilon und Michi Beck längst große Hallen. Die Fantas veröffentlichten vier Nummer-1-Alben, gewannen fünf Echos, die Goldene Kamera und diverse weitere Preise. Ihr Bühnenjubiläum haben sie schon in diesem Jahr ausgiebig gefeiert: Bereits auf der Echo-Verleihung im März spielten sie in 250 Sekunden 25 Titelausschnitte aus dem letzten Vierteljahrhundert. "25" heißt denn auch treffend der Song, den sie zu ihrem Jubiläum kostenlos online zum Download bereit stellten.

Wie alles begann

Als die Fantastischen Vier an den Start gingen, waren Rap und deutsche Sprache noch ein scheinbar unauflösbarer Gegensatz. Auch die vier Stuttgarter - die zuvor den Namen "The Terminal Team" trugen - hatten ursprünglich auf Englisch angefangen. Doch eine gemeinsame Reise durch die USA der späten 80er Jahre hatte Smudo und Thomas D. davon überzeugt, dass Rap nur funktioniert, wenn man die Botschaft auch versteht. Konsequenterweise nannten sie das dann auf Deutsch "Sprechgesang" und sie "scratchten" nicht, sondern "kratzten Platten".

Die Fantastischen Vier @popxport/ Dw
Da waren sie noch jung...Bild: Public Adress

1992 wurden Fanta 4 mit ihrem Titel "Die da!?", quasi über Nacht berühmt. Die Kritik war ziemlich ratlos: Rap kannte man bis dato nur auf Englisch, vorgetragen von Ghetto-Bewohnern mit "Benachteiligten-Hintergrund". Jetzt kamen die braven Jungs um die Ecke - und bewiesen, dass HipHop auch anders funktionieren kann.

Der enorme Erfolg brachte der Band auch Kritik aus der Szene ein. Kommerzialisierung des Hip-Hops, Spaßmusik statt Sozialkritik lauteten die Vorwürfe. Und selbst die Band zweifelte an sich, erinnerte sich Thomas D. Jahre später. "Den Erfolg haben wir alle vier, glaub ich, als negativ empfunden. Wir wurden auf ein Lied reduziert. Wir waren ein gespielter Witz."

Immer weiter auf der Erfolgsleiter

In den Jahren nach ihrem kommerziellen Schnellstart legten die vier jungen Männer die bunten Klamotten ab und spielten sich immer wieder an die Spitze der Charts. Den Ritterschlag erhielten die deutschen Rapper mit ihrem Auftritt bei der angesagten Fernsehshow "MTV Unplugged". Das Konzert wurde 2000 in der Balver Höhle im Sauerland aufgezeichnet. Heute betreiben die Fantastischen Vier das eigene Label "Four Music", und die Band und ihre Musiker sind zu einer Institution in der deutschen Musiklandschaft geworden, die ohne ihre Initialzündung vermutlich ganz anders aussehen würde. Als kreative Vorreiter, die sich immer wieder neu erfunden haben, ebneten Fanta 4 so unterschiedlichen Deutschrappern wie Max Herre, Prinz Pi oder Marteria den Weg.

"Wir nennen es Familie"

Inzwischen leben die vier Familienväter in unterschiedlichen Ecken Deutschlands und haben auch eigene Projekte. Doch die Fantas bleiben sich auch nach einem Vierteljahrhundert "Troy" - wie einer ihrer Hits heißt. "Wir nennen es gerne Familie", erklärt Thomas D. "Wir haben so viel miteinander geteilt. Ich habe die Hälfte meines Lebens mit den Fantas, als Fanta, verbracht. So etwas verbindet auf ganz spezielle Weise."

Thomas D. Foto: Hermann J. Knippertz/dapd
"Familienmensch" Thomas D.Bild: dapd

Im Oktober erscheint das neue Album "Rekord", bevor es im Winter auf große Tour geht.