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Senioren im Internet

Heiner Kiesel12. Dezember 2014

Die Senioren in Deutschland holen bei der Internetnutzung auf. Ihr Verhalten im Netz unterscheidet sich aber weiterhin stark von dem der Jüngeren. Eine Studie nennt Details.

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Senioren mit Tablet und Laptop (Foto: Photopitu)
Bild: Fotolia/photopitu

Leben ohne Internet – die Mehrheit der Senioren in Deutschland kann es immer noch. Aber der Anteil der Menschen über 65, die sich ein Leben ohne das Netz nicht mehr vorstellen können, wächst. Inzwischen sind es 46 Prozent, weist eine Meinungsumfrage im Auftrag des Branchenverbandes der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche (Bitkom) aus. Die Frage, ob sie in den letzten drei Monaten das Internet genutzt hatten, bejahten 38 Prozent in den Interviews. "Das sind sechs Prozent mehr als vor einem Jahr", freut sich Bitkom-Präsident Dieter Kempf bei der Vorstellung der Daten im Beisein von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU). Nachdem sich das Wachstum der Internetnutzung zuletzt abgeflacht hat, sind die Senioren ein Motor der Entwicklung geworden. "Sie nutzen das Netz vor allem, um sich zu informieren und den Kontakt zu ihren Kindern zu halten", liest Kempf aus den Daten, die im November 2014 erhoben wurden.

Allerdings verhalten sich die Senioren anders im Netz als jüngere Nutzer. Sie sind etwa nur ein Drittel der allgemein üblichen Zeit mit Internet-Aktivitäten beschäftigt und verbringen durchschnittlich 51 Minuten pro Tag im Netz. "Da könnte man jetzt boshaft sagen, die nutzen ihre Zeit auch im Internet sinnvoller als die Jüngeren", kommentiert Branchen-Lobbyist Kempf, dem vier Jahre fehlen, um zur Zielgruppe der Umfrage zu gehören. 81 Prozent der Befragten meinen, dass sie ihr Wissen beim Surfen haben erweitern können. Fast alle (91 Prozent) schreiben Emails und mehr als die Hälfte shoppt online. Ganz wenige verbringen ihre Zeit mit sozialen Netzwerken, wie Facebook oder Twitter (15 Prozent). Von den Älteren lernen, heißt richtig surfen lernen? "Sie sind deutlich selektiver und entschleunigt, darin liegt eine große Chance", urteilt Kempf. Aber als Branchenvertreter möchte er natürlich, dass auch die Senioren das Internet und die nötigen Endgeräte kräftig gebrauchen.

Internet soll Senioren das Leben erleichtern

Ministerin Wanka hat andere Motive. Die 63-jährige Unionspolitikerin und Hochschulprofessorin sieht in der Studie der Bitkom Hinweise darauf, dass die Alten durch gezielte Informationsangebote besser an die Möglichkeiten des Netzes herangeführt werden könnten. "40 Prozent kennen sich mit dem Netz nicht aus, und unsere Forschung hat gezeigt, dass es auf die entsprechende Aufklärung ankommt." Die sollen nun kommunale Beratungsstellen bieten und auch eine nationale Referenzdatenbank mit dem Titel "Wegweiser Alter und Technik". In zehn Bundesländern, so Wanka, gebe es vielversprechende Pilotprojekte mit Senioren-Technik-Botschaftern – dabei werden die Alten von anderen Senioren an Geräte und Inhalte herangeführt. "Das Internet kann das Leben für Seniorinnen und Senioren außerordentlich erleichtern", begründet sie die Anstrengungen der Bundesregierung, die Netzaffinität bei Älteren zu fördern. Sie sieht Potentiale bei der ärztlichen Versorgung über das Smartphone, Apps für altersgerechtes Reisen und mitdenkenden Häusern.

Bundesministerin Wanka und Bitkom-Chef Kempf (Foto: dpa)
Dieter Kempf und Johanna Wanka sind sich einig: Die Senioren sollen ins NetzBild: picture-alliance/dpa/Pedersen

Hartnäckige Abwehr unter betagten Offlinern

Im Gegensatz zu Kempf spricht sich die Bildungsministerin für die Entwicklung spezieller Endgeräte aus, damit der Sprung ins Netz auch im hohen Alter möglichst einfach geht. Der Bitkom-Chef vertraut dagegen auf die allgemeine technische Innovation. Schon jetzt sei die Benutzerführung der Smartphones und Tablets auch für Senioren ungleich einfacher als früher. An die Ministerin gewandt, prognostizierte Kempf: "Wir beide werden in zehn Jahren keine Seniorentablets benutzen, darauf biete ich Ihnen eine Wette an!" Kempfs Vertrauen auf die technische Anpassungsfähigkeit stützt sich auf ein weiteres Ergebnis seiner Studie. "43 Prozent der Befragten sind in der Lage, einen Videorekorder zu bedienen, und wer so ein Gerät kennt, weiß wie schwer das ist." Allerdings kämpfen Wanka und Kempf auch gegen ein gehöriges Maß an Skepsis in der älteren Generation an. Zwei Drittel der Nichtnutzer sagen klipp und klar: Das brauche ich nicht!