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Schicksalswahl in Guinea

7. November 2010

Nach mehrfacher Verschiebung wegen Unruhen ist die Stichwahl um das Präsidentenamt im westafrikanischen Guinea friedlich verlaufen. Es war die erste freie Wahl seit der Unabhängigkeit von Frankreich vor 52 Jahren.

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Eine Frau an einer Urne (Foto: dpa)
Vier Millionen Menschen in Guinea sind wahlberechtigtBild: picture alliance/dpa

Bei der Abstimmung am Sonntag (07.11.2010) trat der Oppositionspoliker Alpha Condé gegen den ehemaligen Regierungschef Cellou Dalein Diallo an. Im ersten Wahlgang am 27. Juni hatte Diallo 44 Prozent der Stimmen erhalten, sein Kontrahent Condé 18 Prozent. Laut Umfragen hat Diallo auch diesmal beste Chancen, die meisten der mehr als vier Millionen möglichen Stimmen zu erlangen. Mit einem Ergebnis der Abstimmung wird erst für Mittwoch gerechnet.

Derzeit wird das westafrikanische Guinea von einer Militärjunta regiert. Die erste freie Wahl seit 1958 soll nun die Demokratisierung des Landes vorantreiben. Übergangspräsident General Sékouba Konaté bekräftigte am Samstag, dass das Militär die Macht an den gewählten Präsidenten abgeben werde. Guinea müsse mit seiner gewalttätigen Vergangenheit brechen. Gewalt werde nicht geduldet, sagte Konaté in einer im Fernsehen ausgestrahlten Rede.

Streit zwischen ethnischen Gruppen

Cellou Dalein Diallo (Foto: AP)
Ex-Regierungschef Cellou Dalein DialloBild: AP

Beide Kandidaten für das Präsidentenamt riefen vor der Wahl in einer gemeinsamen Stellungnahme ihre Anhänger auf, Ruhe zu bewahren und auf Gewalt zu verzichten. Diallos Anhänger sind überzeugt, dass ihr Kandidat im ersten Durchgang durch Manipulationen um den Wahlsieg betrogen wurde. Der frühere Ministerpräsident gehört dem Volk der Peul an, Condé dem der Malinke.

Zwischen beiden ethnischen Gruppen waren nach der ersten Wahlrunde Unruhen ausgebrochen. Die Peul sind die größte der vier Volksgruppen des westafrikanischen Staats und stellen - ebenso wie die Malinke - mindestens 30 Prozent der zehn Millionen Einwohner, doch noch nie war einer der ihren an der Macht.

Schon der erste Präsident Guineas nach der Unabhängigkeit von Frankreich, Sekou Touré, war ein Malinke. Als er eine "Peul-Verschwörung" gegen sich zu erkennen behauptete, flohen Tausende Peul ins Ausland. Unzählige wurden zu Tode gefoltert oder verhungerten im Gefängnis.

Eine Reihe von Staatsstreichen seit 1958

Soldaten in Guinea (Foto: AP)
Guinea hat eine lange Geschichte der StaatsstreicheBild: AP

Der Sieger der Abstimmung wäre der erste demokratisch gewählte Präsident des Landes. Seit der Unabhängigkeit im Jahr 1958 erlebte Guinea eine Reihe von Staatsstreichen. Nach dem Tod von Präsident Lansana Conte im Dezember 2008 putschte sich eine Gruppe von Offizieren an die Macht, die nach der blutigen Niederschlagung einer Demonstration der Opposition im vergangenen Jahr weltweit verurteilt wurde.

Guinea hat große Vorkommen an Bauxit, Eisenerz, Diamanten und Gold. Die Bevölkerung lebt trotz des Reichtums des Landes an Bodenschätzen in Armut.

Autor: Michael Borgers (dpa, dapd, afp)

Redaktion: Herbert Peckmann/Ursula Kissel