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Zufriedene Wähler

Anne Allmeling, z.Z. San Francisco7. November 2012

Längst nicht alle Menschen in San Francisco sind mit der ersten Amtszeit von Barack Obama zufrieden. Doch in einem sind sie sich einig: Für die nächsten vier Jahre ist der Demokrat die richtige Wahl.

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City Hall: Das Rathaus von San Francisco fungiert als Wahllokal (Foto: DW)
Bild: Anne Allmeling

Das Schild, das den Weg zur Wahlkabine im Rathaus von San Francisco weist, ist klein und unscheinbar. Auch sonst deutet kaum etwas darauf hin, dass an diesem Tag der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wird. Kein Wunder: Für die Menschen in Kalifornien steht das Ergebnis längst fest. "Ob man jetzt zur Wahl geht oder nicht, macht eigentlich keinen Unterschied", sagt Rafael Mandelman, der vor dem Rathaus Flyer an Passanten verteilt. "Hier sind sowieso alle für Obama."

Mehrere Abstimmungen

Dennoch versucht Mandelman, so viele Menschen wie möglich dazu zu bewegen, ihre Stimme abzugeben. Schließlich geht es auch um ihn selbst: Mandelman kandidiert für einen Sitz in einem lokalen Verwaltungsbeirat. Und an diesem Tag stimmen die Wähler nicht nur über den neuen Präsidenten ab, sondern auch über zahlreiche Vorschläge, die allein San Francisco und Kalifornien betreffen. Über die Kandidaten in verschiedenen Gremien zum Beispiel. Aber auch darüber, ob die Todesstrafe in Kalifornien abgeschafft werden soll und ob gentechnisch veränderte Lebensmittel gekennzeichnet werden müssen. In beiden Fällen stimmte die Mehrheit gegen die Initiativen.

Obama-Button (Foto: DW)
Die Obama-Button haben bereits Tradition in San FranciscoBild: Anne Allmeling

Für Kira Franzen ist die Präsidentschaftswahl allerdings viel wichtiger. Sie hat für Barack Obama gestimmt. "Er ist einfach liberaler als Mitt Romney", sagt die Bankangestellte, die vor allem von Obamas Finanzpolitik überzeugt ist. Die 24-Jährige hat sich einen roten Aufkleber an ihren Blazer geheftet, wie viele Menschen, die an diesem Tag ihre Stimme abgeben. "Ich habe gewählt" steht darauf. In Englisch, Spanisch und Chinesisch - ein sprachliches Zugeständnis an die zahlreichen Zuwanderer im Land.

Enttäuschte Wähler

Jeder Dritte Kalifornier hat lateinamerikanische Wurzeln, jeder Zehnte stammt aus Asien. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung gehört Minderheiten an. So wie Kiras Freund Jason, der auf den Bahamas geboren wurde. Auch er hat Obama gewählt - wenn auch nur aus Mangel an Alternativen. "Für mich ist Obama das kleinere Übel", sagt der 25-Jährige. "Er hat viel versprochen und viele Leute enttäuscht, weil er seine Versprechen nicht gehalten hat." Für die nächsten vier Jahre hofft Jason vor allem eins: dass der Präsident die Soldaten, die im Ausland kämpfen, in die USA zurückholt.

Hoffnung auf Fortschritte

Von der Euphorie, die vor der Wahl vor vier Jahren herrschte, ist in San Francisco nicht mehr viel zu spüren. Keine selbstgemalten Plakate, keine Obama-Figuren in den Schaufenstern, keine griffigen Schlagwörter wie "Hope" oder "Change". Für die meisten Kalifornier kommt dennoch kein anderer Kandidat als Obama infrage. Das macht sich schon an Kleinigkeiten bemerkbar: In einem kleinen Supermarkt in der Nähe des Rathauses gibt es Soft-Drinks in roten Bechern. "Romney" steht in weißen Buchstaben darauf. Die blauen Obama-Becher sind längst ausverkauft.

Becher mit Romney-Schriftzug (Foto: DW)
Romney-Becher gab es noch, als Obama-Becher längst ausverkauft warenBild: Anne Allmeling

Auf den Stufen vor dem Rathaus hat Matt es sich bequem gemacht. Auch er trägt den roten Aufkleber, den eine Frau in der Nähe des Eingangs an die Wähler überreicht. Der 21-Jährige ist von der Politik des Präsidenten überzeugt und hat deshalb für Obama gestimmt. "Er hat gute Arbeit geleistet", sagt Matt. "Ich will, dass Obamas Gesundheitsreform vollständig umgesetzt wird. Das wäre gut für die Vereinigen Staaten." Auch mit Obamas Außenpolitik ist Matt zufrieden. "Er hat unser Ansehen in der Welt verbessert", meint er, und sein Freund Zac pflichtet ihm bei. "Amerika ist Obama wirklich wichtig", sagt der 24-Jährige. "Er hat schon viel erreicht, aber seine Gegner wollen das nicht wahrhaben. Jetzt braucht Obama vier weitere Jahre, um durchzusetzen, was er angekündigt hat."