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Südsudan: Wer kann, der flieht

Aimie Eliot / Katrin Matthaei 28. Januar 2014

Im Südsudan beschuldigen sich Regierung und Rebellen gegenseitig, den Waffenstillstand gebrochen zu haben. Viele Südsudanesen trauen dem Abkommen ohnehin nicht: Sie fliehen weiterhin ins Nachbarland Uganda.

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Südsudanesische Flüchtlinge zwischen Zelten im Lager Dzaipi in Uganda (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Der Waffenstillstand im Südsudan ist brüchig. Zwar beteuern Regierung und Rebellen, die jeweils andere Seite sei schuld an den Verstößen und sie wollten das Abkommen nun einhalten. Die Hauptleidtragenden allerdings, die Flüchtlinge, haben kaum Hoffnung auf Frieden. "Wir haben große Angst, dass die Kämpfe wieder losgehen", sagt ein südsudanesischer Familienvater der DW. Er ist gerade mit seinen Angehörigen in einem Flüchtlingslager im Nachbarland Uganda angekommen. An eine schnelle Rückkehr nach Hause glaubt er nicht: "Die Regierung geht hart gegen alle Rebellen vor. Und die wollen natürlich an die Macht. Deshalb versuchen sie jetzt, sich neu zu formieren, um dann wieder anzugreifen."

Dass sich die Konfliktparteien an das Waffenstillstandsabkommen halten würden, hatten Beobachter bereits bei der Unterzeichnung am Donnerstag (23.01.2014) bezweifelt. Tatsächlich wurden schon kurze Zeit nach Inkrafttreten am Freitag Abend neue Kämpfe gemeldet.

Viele Südsudanesen sehen sich daher in ihrer Skepsis bestätigt. Sie fliehen weiterhin außer Landes und suchen etwa in Uganda Schutz. Rund 47.000 Menschen haben sich dort in Sicherheit gebracht - davon allein 38.000 im Adjumani-Distrikt an der Grenze zum Südsudan im Norden Ugandas. Damit hat das Land vor Äthiopien und Kenia bislang die meisten Flüchtlinge aus dem Südsudan aufgenommen. Ein enormer Ansturm, den das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und nicht-staatliche Hilfsorganisationen kaum bewältigen können.

Rebellen-Fahrzeug feuert Rakete ab (Foto: Reuters)
Neue Kämpfe nahe der Stadt BorBild: Reuters

Südsudanesen trauen der Lage nicht

Angst haben weiterhin auch die Flüchtlinge, die im Südsudan festsitzen. Allein in der bis vor kurzem umkämpften Stadt Bor harren immer noch 10.000 Flüchtlinge in einer UN-Basis aus. Inzwischen sind in dem improvisierten und völlig überfüllten Lager die Masern ausgebrochen. 30 Kinder starben. Mehr internationale Aufmerksamkeit für das Leid der Zivilisten will jetzt die UN-Koordinatorin für Nothilfe erreichen: Valerie Amos reiste am Montag (27.01.2014) zu einem dreitägigen Besuch in den Krisenstaat, wo sie auch mit den Konfliktparteien zusammenkommen will.

Die Angst vor Epidemien steigt auch im Nachbarland Uganda: Das Durchgangslager von Dzaipi, einige Kilometer von der südsudanesischen Grenze entfernt, ist eigentlich nur für 400 Menschen ausgelegt - und längst überfüllt: 20.000 Südsudanesen haben sich seit Ausbruch der Kämpfe zwischen den Anhängern von Regierung und Rebellen im Dezember hierher gerettet.

Flüchtlinge warten vor der UN-Basis in Bor auf Einlass (Foto: dpa)
Flüchtlinge warten vor der UN-Basis in Bor auf EinlassBild: picture-alliance/dpa

Die meisten von ihnen hoffen jetzt vor allem eines: ein Grundstück in einem von drei Gebieten zu ergattern, die die ugandische Regierung dauerhaft für südsudanesiche Flüchtlinge ausgewiesen hat. Klar ist: An Rückkehr denkt hier kaum jemand.

Flüchtlingsstrom reißt nicht ab

Seit der Konflikt offen ausgebrach, kamen jeden Tag durchschnittlich tausend Menschen im Flüchtlingslager von Dzaipi an. Seit dem Waffenstillstand sind es etwas weniger, aber weiterhin sammeln die Lastwagen der Vereinten Nationen Schutzsuchende an der Grenze ein. "Gestern waren es nur etwa 197, aber sie sind durch den langen Marsch geschwächt. Geld für Essen hatten sie nicht", erklärt Lucy Beck, Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks der DW. Sie rechnet in den kommenden Tagen mit vielen weiteren Gruppen, die sich bereits auf den Weg Richtung Uganda gemacht haben.

Hilfsorganisationen können die vielen Menschen nur mit dem Nötigsten versorgen. Trotz einiger Hilfslieferungen gibt es zu wenig Wasser, Lebensmittel und medizinische Versorgung. "Die Lage ist sehr schwierig, wir können uns nur um die dringendsten Fälle kümmern", sagt Frédérick Dumont von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. "Es ist vor allem die schiere Masse, die uns Sorgen macht." An Hygiene ist bei so großen Menschenmengen auf einem Fleck kaum zu denken. Die anstehende Regenzeit könnte überdies zu Überschwemmungen und Epidemien führen.

Flüchtlinge an der Grenze zu Uganda (Foto: Simone Schlindwein)
Flüchtlinge an der Grenze zu UgandaBild: DW/S. Schlindwein

Daher bemüht sich das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Naionen weiterhin um neue Gelder und Kooperationspartner. Mit Erfolg: Inzwischen ist die französische Organisation Aktion gegen den Hunger (Action contre la faim) im Flüchtlingslager von Dzaipi angekommen.