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Moskau: Arafat wurde nicht vergiftet

15. Oktober 2013

Ist Palästinenserführer Arafat tatsächlich durch radioaktives Polonium umgebracht worden? Erste russische Analysen erbrachten dafür keine Anhaltspunkte. Schweizer Wissenschaftler bestätigten hingegen den Verdacht.

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Ehrenwache im Mausoleum für den ehemaligen Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat in Ramallah (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Leiche des früheren palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat war vor rund einem Jahr in Ramallah exhumiert worden. Palästinenser hatten behauptet, dass Israel ihren langjährigen Führer vergiftet habe. Russische Experten legten jetzt erste Resultate ihrer Analysen vor: Nein, man habe keine Spuren des radioaktiven Gifts Polonium 210 im Leichnam des 2004 gestorbenen Arafat gefunden, hieß es in Moskau. "Er kann nicht mit Polonium vergiftet worden sein", sagte Wladimir Ujba, der Chef der staatlichen biologisch-medizinischen Agentur.

Auch Franzosen und Schweizer prüfen

Außer russischen Fachleuten hatten auch je ein Team aus Frankreich und der Schweiz bei der Öffnung von Arafats Grab Gewebeproben für eine Untersuchung entnommen. Deren Ergebnisse wurden jedoch noch nicht veröffentlicht.

"Die für die Studien verantwortlichen russischen Experten haben keine Spuren dieser Substanz entdeckt", fügte Ujba hinzu. Die Spezialisten hätten eine genaue Expertise angefertigt und zudem regelmäßig das Außenministerium in Moskau über ihre Erkenntnisse informiert. Zur Frage, warum das Ergebnis soviel später als ursprünglich angekündigt veröffentlicht wurde, gab es keine Auskunft. Im vergangenen November war von drei bis vier Monaten die Rede gewesen.

Der Verdacht, Arafat könnte mit Polonium vergiftet worden sein, war durch Untersuchungen von einigen seiner persönlichen Gegenstände durch das Institut für Radiophysik des Universitätsklinikums in Lausanne (CHUV) im Juli 2012 aufgekommen. Experten des CHUV hatten dabei unter anderem Unterwäsche und eine Mütze untersucht, die der PLO-Vorsitzende kurz vor seinem Tod getragen haben soll. Daran hatten sie erhöhte Werte von Polonium 210 festgestellt. Auch an Arafats Zahnbürste sowie an den Haaren waren Spuren des radioaktiven Isotops gefunden worden.

Allerdings hatten die Wissenschaftler auch darauf hingewiesen, dass diese vorläufigen Ergebnisse keine Beweise für eine Vergiftung Arafats seien. Seine Witwe Suha reichte Ende Juli 2012 wegen der Hinweise aus Lausanne in Frankreich Klage ein wegen des Verdachts auf Vergiftung.

Das Mausoleum für den ehemaligen Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat in Ramallah - Palästinensisches Autonomiegebiet (Foto: dpa)
Das Mausoleum für den ehemaligen Palästinenserpräsidenten Arafat in RamallahBild: picture-alliance/dpa

Schon Jahre zuvor vergiftet?

Das Wissenschaftsmagazin "The Lancet" hatte mit einem vor Tagen veröffentlichten Artikel noch einmal für Aufsehen gesorgt. Demnach hätten Schweizer Wissenschaftler an Hand der 2012 an Arafats persönlichen Gegenständen gefundenen Polonium-Mengen berechnet, dass der Palästinenserführer acht Jahre zuvor mehrere tödlich wirkende Mengen von Polonium erhalten haben könnte. Dies seien allerdings nur wissenschaftliche Schlussfolgerungen ohne konkrete Beweise.

SC/sti (dpa, afpe)